FC Bayern gegen Chelsea

Fleißige Frischlinge: Was Flick und Lampard alles verbindet


Hansi Flick (r.) und Frank Lampard haben deutlich mehr gemeinsam als nur die Sehnsucht nach dem Henkelpott.

Hansi Flick (r.) und Frank Lampard haben deutlich mehr gemeinsam als nur die Sehnsucht nach dem Henkelpott.

Von Michael Schleicher / Online

Wie für Hansi Flick bei Bayern ist auch der FC Chelsea für Frank Lampard die erste große Trainerstation. Beide verbindet der konsequente Jugendstil.

München/London - Auf den ersten Blick haben Hansi Flick und Frank Lampard nicht viel gemeinsam. Außer der Tatsache, dass sie in ihrer Karriere als defensive Mittelfeldspieler agiert haben - wobei Chelseas Coach Lampard einen Tick offensiver und deutlich torgefährlicher war als der heutige Bayern-Trainer. Am Samstag (21 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) treffen sich die beiden erneut an der Seitenlinie, nachdem Flick seinem Widerpart Ende Februar beim 3:0 im Achtelfinal-Hinspiel des FC Bayern in London eine Lektion in Sachen Taktik und Matchplan verpasst hatte.

Lampard setzt voll auf die Jugend

Nun also heißt's: Hello again - und trotz des bevorstehenden Ausscheidens dürfte sich der 42-jährige Lampard wohler fühlen als vor fünfeinhalb Monaten. In seiner Debütsaison im Haifischbecken Premier League erreichte Chelsea Platz vier und damit das Ticket für die nächste Saison in der Königsklasse - ein beachtliches Ergebnis, weil Chelseas bester Mann Eden Hazard 2019 zu Real Madrid wechselte und der Verein des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch wegen einer Sperre keine Transfers tätigen durfte. Also setzte der - für einen Trainer - junge Lampard auf die Jugend, unter anderem auf Callum Hudson-Odoi (19), das einstige Transfer-Ziel der Bayern, oder auf Mason Mount (22), Tammy Abraham (22) und Reece James (20).

Lampard setzt viel auf die Jugend.

Lampard setzt viel auf die Jugend.

Hier ist sie, die Parallele zu Flick, der seit seiner Amtsübernahme Anfang November Talente wie Joshua Zirkzee, Oliver Batista Meier und aktuell Bright Arrey-Mbi (der 17-Jährige kam 2019 ebenso wie der gleichalte Jamal Musiala aus der Chelsea-Jugend an die Säbener Straße) fördert.

Flick über Chelsea: "Großes Kompliment!"

"Frank macht einen herausragenden Job, die letzten Spiele haben mir sehr, sehr gut gefallen, auch die Art und Weise, wie sie Fußball gespielt haben", sagte Flick (55) am Freitag auf der virtuellen Pressekonferenz über seinen Trainerkollegen und lobte ihn: "Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat Chelsea eine herausragende Saison gespielt. Ich denke, dass Chelsea sehr zufrieden ist mit dem, was er leistet. Großes Kompliment!" Vorige Saison verpasste der Job-Novize den Aufstieg mit Zweitligist Derby County. Ähnlich wie Flick enterte Lampard auch erst in der vergangenen Saison die größte Bühne des Landes. Gute Fänge, die Frischlinge.

"Lampards Zeit als Chelsea-Trainer ist bislang geprägt von Ups and Downs. Dass er viele junge Spieler ins Team integriert hat, wird ihm auf der Insel hoch angerechnet", sagt England-Experte Didi Hamann (46), einst für Bayern sowie in der Premier League (Liverpool, Manchester City) aktiv, der AZ. Hamann weiter: "Ich habe das Gefühl, dass sich die Chelsea-Fans gerade wieder mehr mit der Mannschaft identifizieren. Da ist etwas am Wachsen."

In der nächsten Saison will man den Großangriff starten. Mit den Neuzugängen Timo Werner (RB Leipzig) und Hakim Ziyech (Ajax Amsterdam), zusammen knapp 100 Millionen Euro teuer. Der Leverkusener Kai Havertz soll folgen. Es steigen: die Ansprüche und das Saisonziel.

Flick und Lampard wollen keine große Show

Der Glamour und die Aura von Meistertrainer Jürgen Klopp oder Weltstar Pep Guardiola fehlt Lampard - siehe Flick. Für beide stehen Fleiß und ehrliche Arbeit im Vordergrund, die große Show ist nicht ihr Ding. In der "Sport Bild" sagt Ex-Nationalelf-Kapitän Michael Ballack (43) über seinen ehemaligen Mitspieler: "Frank ist brutal ehrgeizig, will immer gewinnen. Er ist detailversessen, ein Perfektionist, fußballverrückt, tut alles für den Erfolg."

2012 gewann Frank Lampard als Chelsea-Kapitän die Champions League. Gegner im Finale war damals der FC Bayern.

2012 gewann Frank Lampard als Chelsea-Kapitän die Champions League. Gegner im Finale war damals der FC Bayern.

Als Spieler verkörperte Lampard mit seiner "ultra-effektiven Spielweise und dem unbedingten Siegeswillen", wie es der in London lebende Premier-League-Kenner Raphael Honigstein umschreibt, genau den archetypischen Chelsea-Spieler. So wurde er zur Vereinsikone, hat es zum Legendenstatus gebracht. Mit 210 Treffern ist "Lamps" einsamer Rekordtorschütze bei den "Blues". Hamann hält ihn "für einen sehr interessanten Trainer, von der menschlichen Seite her sympathisch".

Zum Legendenstatus fehlt Flick (mit Bayern vier Mal Meister) noch ein Stückchen. Mit jedem gewonnenen Titel steigen nun die Erwartungen an Bayerns Double-Trainer. Wenn er die Königsklasse und damit das Triple tatsächlich gewinnen sollte, stünde er auf einer Stufe mit Vereinsikone Jupp Heynckes.

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