"Ich komme zurück!"

Dieses eine große Ziel hat Franck Ribéry noch beim FC Bayern


Franck Ribéry verlässt den FC Bayern zum Saisonende.

Franck Ribéry verlässt den FC Bayern zum Saisonende.

Von Sven Geißelhardt

Franck Ribéry spricht über seinen bevorstehenden Abschied beim FC Bayern, Lieblingstrainer Heynckes, Nachfolger Coman und den Meisterrekord, den er noch holen will: "Das ist unglaublich, historisch".

München - Franck Ribéry kommt am Dienstagmittag so beschwingt in den Presseraum an der Säbener Straße, wie man ihn all die Jahre erlebt hat. Ein Handschlag hier, ein Schulterklopfer da, Ribéry gibt sich nahbar, er lacht. "Servus, Männer!", ruft er in die Runde. Doch schnell wird klar, dass diesmal etwas anders ist. Der Auftritt fällt Ribéry schwer, das nahende Ende beim FC Bayern nach zwölf Jahren bewegt den französischen Filou, mehrmals macht er Pausen während seiner Ausführungen.

In München fand Ribéry ein zweites Zuhause

"Es passiert gerade viel in meinem Kopf", sagt Ribéry, inzwischen 36 Jahre alt. Er habe bei Bayern "viel gekämpft, viel gewonnen". Satte 22 Titel waren es seit 2007. Vor allem aber fand der Gefühlsmensch Ribéry ein zweites Zuhause in München, bei Ziehvater Uli Hoeneß. "Es war eine tolle Zeit für mich und meine Familie", erklärt er. "Ich sage jeden Tag: Gott sei Dank! Es war ein Traum für mich. Die Zeit vergeht zu schnell."

2007 wechselte Ribéry von Olympique Marseille zu den Bayern - für 25 Millionen Euro. Der Junge mit der Narbe, der in seiner Heimat Boulogne-sur-Mer im Norden Frankreichs einst auf dem Bau gearbeitet hatte, begeisterte von Anfang an mit seinen Dribblings und seiner Finesse. Dass er die Nummer 7 von Mehmet Scholl erbte, passte perfekt.

"Heynckes war wichtig für meine Karriere und mein Leben"

Nur einmal, 2009, stand die Liebe zwischen Ribéry und Bayern auf der Probe. Der FC Chelsea lockte mit viel Geld, Bayern gehörte damals noch nicht zu Europas Topklasse. Doch Präsident Hoeneß und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge überzeugten Ribéry von einer Zukunft in München. Er habe immer ein gutes Verhältnis zu Hoeneß und Rummenigge gehabt, "eine schöne Relation", wie Ribéry sagt. Das Gespräch, das kürzlich stattfand, in dem die Bosse ihren Superstar über das Ende nach dieser Saison informierten, sei allerdings schon "schwer" gewesen, so Ribéry, "auch emotional". Letztlich habe er die Entscheidung aber respektiert, denn: "Ich kann nicht vergessen, was diese Leute für mich gemacht haben."

Das gehört ja auch zu Ribéry - neben seinen Tricks, seinen 123 Toren und 183 Vorlagen in 422 Spielen: Der Franzose sorgte regelmäßig für Skandälchen und Skandale, zuletzt im Winter-Trainingslager in Katar, als Ribéry nach der Kritik an seinem Goldsteak-Dinner unflätig auf seine Kritiker losging. Die Bayern schützten Ribéry trotzdem immer, sie verstanden ihn.

Speziell Triple-Coach Jupp Heynckes. "Für meine Karriere war Jupp sehr wichtig, auch für mein Leben", sagt Ribéry. 2013 gelang den beiden der Dreifach-Triumph. "Was wir da gemacht haben, war Wahnsinn, super, ein Traum", sagt Ribéry. Erst recht nach der Enttäuschung ein Jahr zuvor mit drei zweiten Plätzen. Das verlorene Finale dahoam gegen Chelsea bezeichnet Ribéry als schlimmste Niederlage seiner Karriere: "Das tut weh!"

Nach der Karriere plant Ribéry ein Leben in München

Doch insgesamt überwiegt natürlich die Freude über eine große Laufbahn, die im Sommer weitergehen soll. "Ich weiß noch nicht, was ich mache, es gibt ein paar Optionen", sagt Ribéry. "Ein, zwei Jahre" wolle er noch spielen, Katar und Australien gelten als mögliche Ziele. Markus Babbel, der die Western Sydney Wanderers trainiert, hat schon angefragt. "Ich liebe Fußball, ich spiele Fußball für Spaß", sagt Ribéry. Um Geld gehe es ihm nicht, also: "Warum nicht zu Kollege Babbel?"

Nach der Karriere plant Ribéry ein Leben in München: "Ich komme zu hundert Prozent zurück nach München. Wir haben ein schönes Haus hier, die Leute kennen mich." Und sie lieben ihn, ihren König Franck, der einst schon auf einem großen Plakat an der Theatinerkirche hing. Wer sein Thronfolger wird? Kingsley Coman sei ein "guter Junge, ein guter Spieler mit viel Qualität", so Ribéry. Er hoffe, dass Coman und Serge Gnabry es "vielleicht so gut machen" wie er und Arjen Robben, der andere Flügelheld, der bei Bayern aufhört.

Zunächst aber wollen die Oldies das Double holen, Ribéry winkt zudem der neunte Meistertitel. Es wäre ein neuer Rekord. Und für Ribéry "sehr wichtig. Ich wäre der erste Spieler. Das ist unglaublich, historisch." Wie Ribérys gesamte Karriere. Ob nach dem letzten Spiel Tränen kullern werden, wisse er nicht, sagt der Bayern-Star. Doch Ribéry ist schon am Dienstag kurz davor. Als er das Podium verlässt, schaut er zu Boden und pustet erst mal kräftig durch.

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