Frankfurter Ausnahmezustand

Die Eintracht bejubelt den Cup - und noch mehr


Bis 1.30 Uhr morgens feiern die Frankfurter um Trainer Oliver Glasner (mit Pokal) mit den Fans im Stadion. Dann geht die Party erst richtig los.

Bis 1.30 Uhr morgens feiern die Frankfurter um Trainer Oliver Glasner (mit Pokal) mit den Fans im Stadion. Dann geht die Party erst richtig los.

Von sid

Eintracht Frankfurt ist mit dem Titel in der Europa League am Ziel der Träume. Nach dem Party-Marathon winken mit Supercup und Königsklasse weitere Belohnungen.

Erfolgstrainer Oliver Glasner kassierte von seinem Team eine eiskalte Bierdusche, Matchwinner Rafael Borre donnerte den Pokal auf das Podest - und stimmte höchstselbst die Campeones-Gesänge an: Die magischste aller Europacup-Nächte kosteten die Helden von Eintracht Frankfurt voll aus.

Bis 1.30 Uhr lauschten die Spieler im Glutofen von Sevilla ihrer sangesfreudigen "weißen Wand", es folgten eine feucht-fröhliche Kabinenparty und als krönender Abschluss des ersten Feiermarathons das ultimative Familienfest im Mannschaftshotel.

Der Höhepunkt steht erst noch bevor

"Wir bringen den Pokal dahin, wo er hingehört: in unsere Stadt!", sagte Präsident Peter Fischer vor dem Rückflug in die Mainmetropole. Dort wird die Sause mit dem Autokorso vom Flughafen bis hin zum Empfang am Römer endgültig ihren Höhepunkt erreichen.

"Ich feiere bis Samstag durch und dann gehe ich in Urlaub", kündigte Trainer Oliver Glasner nach dem dramatischen 5:4 im Elfmeterschießen gegen die Glasgow Rangers mit spitzbübischem Grinsen an.

Ausnahmezustand in Sevilla und Frankfurt

In Sevilla brach in der Nacht auf Donnerstag ebenso wie in der Heimat der Ausnahmezustand aus. Zehntausende Menschen feierten ausgelassen auf den Straßen, in Frankfurt gab es Hupkonzerte der zahlreichen Autokorsos. 42 Jahre nach dem Triumph im UEFA Cup holte die SGE ungeschlagen ihren zweiten internationalen Titel, krönte sich bei der 13. Ausgabe der Europa League als erster Bundesligist zum Champion.

Auch im Frankfurter Stadion beim Public Viewing ist die Hölle los.

Auch im Frankfurter Stadion beim Public Viewing ist die Hölle los.

"Davon träumt man als Kind. Das sind Momente fürs Leben", schwärmte Flügelflitzer Ansgar Knauff. "Es ist der schönste Moment meiner Karriere", ergänzte Kevin Trapp: "Es gibt kein Wort, das zu beschreiben. Es ist einfach nur purer Stolz."

Das nächste Endspiel? Gegen Liverpool oder Madrid

Der Keeper rettete die Eintracht erst mit seiner Glanztat gegen Ryan Kent (118.) in den ultimativen Showdown und parierte im Elfmeterschießen gegen Aaron Ramsey.

Somit dürfen die "Euro-Adler" ihre internationale Traumreise nächstes Jahr gar in der Champions League fortsetzen. "Alles, was der Titel mit sich bringt, ist einfach wunderschön", betonte Trapp. Denn im europäischen Supercup geht es bereits am 10. August gegen den kommenden Sieger der Champions League um den nächsten Pott. Liverpool oder Real Madrid? "Fallobst - egal wer kommt", sagte Kapitän Sebastian Rode, der sich eine klaffende Platzwunde am Kopf zugezogen hatte, und lachte laut.

Mit Spaß in die Champions League

"Diese Eintracht hat Potenzial", frohlockte Fischer: Doch das reiche "sicher nicht, um die Champions League zu gewinnen. Aber das ist auch nicht das Ziel".

Vielmehr werde das Team dort "mit Spaß rangehen" - ganz wie auf der Traumreise dieser Saison. Erst der Coup im Camp Nou gegen den FC Barcelona, dann die souveränen Vorstellungen gegen West Ham United - und nun das atmosphärisch atemberaubende Happy End des Fußball-Märchens in Sevilla.

"Das Spiel war ein Hin und Her - auf Messers Schneide jederzeit", sagte Rode: "Das war Dramatik pur." Die optisch überlegene Eintracht geriet nach einem Ausrutscher von Tuta und eiskalter Vollendung von Joe Aribo (57.) in Rückstand, ehe die große Stunde von Rafael Borre schlug. Der Mittelstürmer traf erst dank klugem Laufweg zum 1:1-Ausgleich (69.) und drosch dann den entscheidenden Elfmeter in den Winkel.

"Es freut mich nach der ganzen Kritik, dass er der entscheidende Mann war", sagte Sportvorstand Markus Krösche. Glasner machte als Hauptursache für den Triumph das knappe Verpassen der Königsklasse in der Vorsaison aus. "Es gibt Rückschläge und dann zeigt sich, ob du ein Großer bist oder nicht. Diese Mannschaft ist zurückgekommen", sagte der zweite österreichische Europacupsieger-Coach.

Und wie! "Jetzt nur noch Party", sagte Timothy Chandler, "Frankfurt regiert!"