Ton bleibt rau

DFB: Saisonende auch nach dem 30. Juni vorstellbar


Die Verantwortlichen des DFB haben langsam genug von den Abbruch-Diskussionen in der 3. Liga.

Die Verantwortlichen des DFB haben langsam genug von den Abbruch-Diskussionen in der 3. Liga.

Von Christina Stelzl

Ein Ende des Streits in der 3. Liga ist weiterhin nicht in Sicht. Der DFB wirbt aber um einen Schulterschluss.

München - Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wirbt bei den Vereinen der zerstrittenen 3. Liga um einen Schulterschluss und kann sich das Ende der Saison auch nach dem 30. Juni vorstellen, doch der Ton bleibt rau.

Carl Zeiss Jena und der 1. FC Magdeburg haben in offenen Briefen auf die Kritik von DFB-Vizepräsident Rainer Koch reagiert, der einigen Drittligisten in der Diskussion um eine Saisonfortsetzung ein "unwürdiges Schauspiel" vorgeworfen hatte. Jena wies diese Äußerungen als "äußerst bedenklich" zurück. "Wir achten einzig die bestehende Gesetzeslage. Sollen wir diese brechen? Gleichwohl liegt es uns am Herzen, die 3. Liga in ihrem Bestand als Profiliga zu erhalten", schrieben die Thüringer.

"Großes Unverständnis" bei Magdeburg

Auch Ligakonkurrent 1. FC Magdeburg schloss sich mit deutlichen Worten der Kritik an Koch an. "Für uns, den 1. FC Magdeburg, überschreiten Sie damit die Grenze eines demokratischen und gesellschaftlichen Miteinanders", hieß es in der Stellungnahme. Weiter schrieben die Magdeburger: "Vereine, welche sich an geltende Gesetze und Verfügungen unseres Landes halten und diese im Sinne der Gesundheit Ihrer zahlreichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vorschriftsmäßig umsetzen, als problemorientiert denkende oder für Probleme sorgende Vereine darzustellen, sorgt für großes Unverständnis und lässt uns fassungslos zurück."

Zwischen dem DFB, einigen Drittligisten und sogar der Politik ist in den vergangenen Tagen ein heftiger Streit darüber entbrannt, wie und ob die Saison zu Ende gebracht werden soll. Dies kann nun wohl auch nach dem 30. Juni geschehen. Grundlage war bislang der Beschluss, "die Spielzeit bis zum 30. Juni beendet zu haben", sagte DFB-Vizepräsident Peter Frymuth im "MagentaSport"-Interview, "nur wenn im Prinzip aufgrund der Situation der einzelnen Bundesländer wir dieses nicht realisieren können, dann müssen wir entsprechend anpassen."

DFB hofft auf Einigkeit

Termin des Neustarts soll weiter der 26. Mai sein. Frymuth warb daher um Einigkeit. Es gehe "nicht um ein Spalten, sondern um ein Vereinen", sagte er, fügte aber mahnend an: "Dazu gehört natürlich auch, dass alle das vereinte Denken im Kopf haben."

Die Jenaer, die aufgrund der behördlichen Verfügungen in der Stadt derzeit nur in Zweiergruppen trainieren dürfen, verwiesen derweil auf die fehlende politische Zustimmung zur Wiederaufnahme der 3. Liga. "Die Sportministerkonferenz hat in ihrer Sitzung am 29. April 2020 einstimmig beschlossen, dass die 1. und 2. Bundesliga aufgrund der besonderen wirtschaftlichen Bedeutung den Spielbetrieb wieder aufnehmen kann", hieß es: "Zu keinem Zeitpunkt war in dem Beschluss die Rede davon, dass auch die 3. Liga wieder den Spielbetrieb aufnehmen kann. Selbst wenn die Liga den Spielbetrieb aufnimmt, ist unter den unterschiedlichen Trainingsständen bei elf Spielen in fünf Wochen kein fairer Wettbewerb mehr möglich."

3. Liga gibt unprofessionelles Bild ab

Frymuth betonte, dass der DFB zur möglichen Wiederaufnahme des Spielbetriebs immer wieder erklärt habe, dass "die Einschätzung der Politik oberste Priorität" habe. Er räumte zugleich ein unglückliches Auftreten der Beteiligten ein. "Dass die 3. Liga im Moment nicht den Eindruck erweckt, sie wäre eine professionelle Liga, aber jetzt weniger von den Finanzen her, sondern eher vom Verhalten her, das ist sicher in der öffentlichen Wahrnehmung nicht zu bestreiten", sagte Frymuth.

Jena legte unterdessen ein Konzept zur Umgestaltung der Liga in der aktuellen Situation vor. So plädiert der Klub unter anderem für eine Aufstockung für die kommende Saison auf 24 Teams, der Abstieg soll in dieser Spielzeit ausgesetzt werden. Mittelfristig soll die Liga aus 22 Vereinen bestehen. "Diese Punkte sehen wir als konstruktive Vorschläge, um in einen gemeinsamen, zielgerichteten Diskussionsprozess für die Rettung der 3. Liga einzusteigen", hieß es.

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