Sturm-Ochse auf Abstellgleis
Das Grimaldi-Rätsel: Verzockt sich der TSV 1860?
10. Januar 2019, 19:14 Uhr aktualisiert am 11. Januar 2019, 13:52 Uhr
Der Stürmer will die Löwen weiter verlassen, doch bisher liegt dem TSV 1860 kein Angebot vor, wie Geschäftsführer Scharold der AZ bestätigt.
München - Der tägliche Grimaldi. Was macht eigentlich Adriano Grimaldi? Auf Giesings Höhen vergeht derzeit kaum ein Tag, an dem sich Fans wie Funktionäre nicht eine Antwort auf die Zukunftsfrage des wechselwilligen Löwen-Torjägers erhoffen. Bestenfalls eine zufriedenstellende Antwort. Doch wie soll die in dieser vertrackten Situation lauten? Gehen? Oder doch bleiben? Der Abgang des Top-Sommerneuzugangs nach nur einem halben Jahr gerät immer mehr zum Grimaldi-Rätsel.
Statt Testspiel: Grimaldi läuft in den Isarauen
Am gestrigen Donnerstag ging der 27-jährige Deutsch-Italiener nicht. Er lief. Trainer Daniel Bierofka bat Grimaldi und Kollegen zum Ausdauertraining auf dem halb freigeräumten Kunstrasenplatz. Tags zuvor hatten die Sechzger im ersten Test des Jahres ein 2:2 gegen den österreichischen Zweitligisten SV Ried geholt - Grimaldi stand nicht einmal im Kader, joggte in den Isarauen.
Die Zeichen stehen weiter auf Trennung. "Adi hat jetzt Zeit, um die Dinge zu regeln", erklärte Bierofka knapp, er wolle die Angelegenheit "sachlich" behandeln. Einzig: Bisher hat sich kein Abnehmer hervorgetan. Auch nicht ein sicher geglaubter Interessent.
Uerdingen hat kein Angebot für Grimaldi abgegeben
Der KFC Uerdingen verkündete am Mittwoch vielmehr die Verpflichtung von Zweitliga-Mittelstürmer Osayamen Osawe vom FC Ingolstadt 04. Und nicht nur das: Entgegen anderslautenden Berichten eines Fanportals hat der ambitionierte Klub, bei dem auch Ex-Löwe Stefan Aigner spielt, nach AZ-Informationen nicht einmal irgendeine Offerte für Grimaldi auf den Tisch gelegt.
Während die Uerdinger auf AZ-Nachfrage keinen Kommentar abgaben, bestätigte TSV-Geschäftsführer Michael Scharold der AZ auf die Frage, ob ein Wechsel noch zustande kommen werde: "Bei mir ist nach wie vor kein Angebot eingegangen. Ich weiß es nicht." Der bullige Stürmer soll auch mit keinem anderen Verein in fortgeschrittenen Verhandlungen stehen.
Gorenzel stellt Zusammenhang zwischen Uerdingen-Interesse und Grimaldis sportlichen Einbruch her
Fragt sich: Verzockt sich Sechzig im Grimaldi-Poker? "Ich weiß konkret, dass sich Uerdingen seit Oktober mit Grimaldi beschäftigt, genau seit dem Zeitpunkt, als er sportlich eingebrochen ist", erklärte Sportchef Günther Gorenzel Ende vergangener Woche. Zudem kritisierte er Grimaldis Streikverhalten, bevor er sich dann lieber selbst einen Maulkorb verhängte. Es ist zum einen die scheinbare Bestätigung der Sechzger, dass der dank Investor Michail Ponomarew deutlich solventere Liga-Konkurrent am Löwen-Stürmer rumbaggert. Zudem ist es natürlich auch ein Versuch, den Leistungseinbruch des Angreifers auf ein etwaiges Angebot zurückzuführen. Doch so einfach stellt sich die Lage der Dinge nicht dar, da Grimaldi auch mit der Situation bei Sechzig unzufrieden gewesen sein soll.
Verzockt sich 1860 beim Ablösepoker um Grimaldi?
Die aufgerufene Schmerzgrenze für den TSV 1860, der künftig noch größeren Sparzwängen unterworfen ist, soll übereinstimmenden Medienberichten zufolge bei rund 600 000 Euro Ablöse für Grimaldi liegen. Eine Summe, die bisher wohl kein Klub zu zahlen bereit ist. Weder Uerdingen - noch ein anderer Verein. Sechzig befindet sich nun im Zwiespalt darüber, wie das Rätsel um den TSV-Topscorer gelöst werden kann.
Eine "Wiedereingliederung" Grimaldis gilt als schwer vermittelbar, denn das Verhältnis des zu Saisonbeginn so furios gestarteten Angreifers zu Bierofka und Gorenzel hat ebenso gelitten wie das zu Mitspielern und Fans. Doch ein Verkauf dürfte wohl nicht die erwünschte Ablöse einspielen, weshalb hierbei wohl Abstriche gemacht werden müssten.
Gerücht: Kehrt Manuel Schäffler zurück
Die "Bild" bringt mit Manuel Schäffler vom SV Wehen Wiesbaden vorsorglich schon mal einen Ersatzmann ins Gespräch. Doch ob sich klamme Sechzger den Ex-Löwen überhaupt leisten können, ist zur Zeit ebenso unklar wie die Zukunft des Mannes, den viele kürzlich noch als besten 1860-Stürmer seit langem bezeichneten.
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