Ex-Löwe im AZ-Interview

Christian Köppel: "Gott wird mich mit einem neuen Verein versorgen"


Christian Köppel ist fest im Glauben verwurzelt: "Ich habe das Vertrauen, dass Gott den besten Plan für mich hat", sagt er.

Christian Köppel ist fest im Glauben verwurzelt: "Ich habe das Vertrauen, dass Gott den besten Plan für mich hat", sagt er.

Von Katharina Federl

Ex-Löwe Christian Köppel spricht im AZ-Interview über seine Zeit bei Schweinfurt 05, den verpassten Aufstieg in die 3. Liga und die Suche nach einem neuen Klub: "Michael Köllner darf gerne anrufen."

München - Christian Köppel (25) stieg mit den Löwen 2018 in die Dritte Liga auf. In der abgelaufenen Spielzeit stand der gebürtige Münchner bei Regionalligist FC Schweinfurt 05 unter Vertrag.

AZ: Herr Köppel, Türkgücü München wurde inmitten der Corona-Krise als Spitzenreiter der Regionalliga Bayern zum Aufsteiger erklärt - eine Entscheidung, die zuletzt durch einen kritischen Offenen Brief vom FC Schweinfurt 05 nochmal für Wirbel sorgte. Was sagen Sie dazu, der Sie als Spieler der "Schnüdel" in der vergangenen Saison auf dem Platz standen?
Christian Köppel:
Ich versuche, es als fairer Verlierer anzuerkennen. Die sind im Saisonverlauf einfach cleverer gewesen und haben die Punkte geholt. Am Ende muss man neidlos anerkennen, dass sie neun Punkte mehr hatten und daher verdient aufgestiegen sind.

Soweit wir wissen, hat diese Entscheidung auch Ihre eigene Zukunft maßgeblich beeinflusst.
Ja, das stimmt: Ich hätte im Aufstiegsfall einen gültigen Drittligavertrag gehabt. Nachdem ich es beim TSV 1860 aus der Jugend zu den Profis geschafft habe (2007-2019, d. Red.), bin ich vorletzte Saison nicht so richtig zum Zug gekommen. Ich wollte nicht hintenan stehen, sondern die Möglichkeit haben, Teil einer Mannschaft zu sein, die den Aufstieg in die Dritte Liga schaffen kann. Nachdem wir es leider nicht hingekriegt haben, befinde ich mich wieder auf Vereinssuche.

Köppel sucht neuen Verein: "Mein Herz schlägt für die Löwen"

Dabei hätten Sie nach Ihrem Abschied beim TSV 1860 auch bei Türkgücü landen können.
Ich habe damals noch im Löwen-Trikot mit der U21 gegen Türkgücü ein ziemlich gutes Spiel gemacht. Die hatten wohl auch einen guten Eindruck und es hat eine Anfrage gegeben, aber nie konkrete Verhandlungen. Von dem her hat es mich dann nach Schweinfurt verschlagen. Mein großes Ziel war und ist es, in der Dritten Liga zu spielen. Wenn du erstmal ein paar Jahre in der Regionalliga bist, wird es schwer, es noch mal nach oben zu schaffen. Jetzt bin ich zurück in München in meiner Wohnung in Unterhaching, habe ein bisschen Urlaub in Kroatien gemacht und hätte gerne einen ambitionierten Klub.

Wohin soll die Reise jetzt gehen? Zurück zu den Löwen, zu Haching - oder doch noch zu Türkgücü?
Wer mich kennt, der weiß: Mein Herz schlägt für die Löwen. Wenn es eine Möglichkeit gibt, würde ich natürlich nicht Nein sagen. Ansonsten wäre Haching für mich auch eine tolle Geschichte, da könnte ich zu Fuß zum Training gehen. Türkgücü bietet als vierter Verein in München auch gute Möglichkeiten. Ich würde mir alles anhören. Nur zu den Roten würde ich nicht gehen - das kann ich aus moralischen Gründen nicht vertreten (lacht). Von dem her: Michael Köllner darf jederzeit gerne anrufen, dann kann ich ihm mein Können in einem Probetraining zeigen.

Mit Köllner hätten Sie schon einmal einen Gleichgesinnten auf Giesings Höhen: Sie beide sind bekennende Christen, die sehr offen mit ihrem Glauben umgehen, was im Haifischbecken Profifußball nicht alltäglich ist.
Er ist ein großer Trainer und hat mit Sechzig eine super Rückrunde gespielt. Schade, dass sie den Aufstieg nicht gepackt haben. Ich würde ihn ganz unabhängig von meiner Zukunft sehr gerne kennenlernen, weil er eine tolle Persönlichkeit zu sein scheint. Ich möchte den Glauben aber nicht als Vitamin B benutzen und sagen: "Hey, wir sind Glaubensbuddies, und jetzt holt mich der Köllner zurück zu Sechzig!" Wenn, dann sollte es sportliche Gründe haben.

Awata: "Werden immer eine Geschichte zusammen haben"

Nachdem wir bei Ihrem Glauben angelangt sind: Inwieweit hilft Ihnen dieser, mit der Corona-Krise umzugehen, eine Enttäuschung wie den verpassten Aufstieg wegzustecken oder vertrauensvoll in Ihre ungewisse Zukunft zu blicken?
Der Glaube zeigt sich vor allem erst in schwierigen Phasen: Wenn es gut läuft, sind die Leute meistens gut drauf und es ist ja sowieso alles in Ordnung. Wenn es schlecht läuft, wird der Glaube auf den Prüfstand gestellt. Ich bin sehr dankbar, dass ich so verwurzelt bin und Gottvertrauen habe. Es gibt da einen passenden Vers in der Bibel: "Der Mensch geht seinen Weg, doch der Herr leitet seine Schritte." Klar habe ich meine Pläne, aber ich habe das Vertrauen, dass Gott den besten Plan für mich hat und mich mit einem neuen Verein versorgen wird.

Bei Sechzig hat sich zwischen Ihnen und dem syrischen Kriegsflüchtling Mohamad Awata eine interreligiöse Freundschaft entwickelt und Sie gemeinsam nach Schweinfurt verschlagen. Soll es Sie beide auch jetzt im Doppelpack geben?
Das würde uns riesig freuen, sollte das irgendwo möglich sein. Sechzig ist für ihn auch sowas wie sein Heimatverein in Deutschland. Aber wir werden immer eine Geschichte zusammen haben, unabhängig von unseren Vereinen. Mein Ziel ist es, die Schwelle von der Vierten zur Dritten Liga zu schaffen. Mo will versuchen, mehr Spielpraxis bei einem guten Verein zu kriegen. Es war für ihn nicht einfach mit der Jokerrolle, denn Torjäger Adam Jabiri ist sowas wie der Sascha Mölders von Schweinfurt - da hat er kaum eine Chance gehabt, sich durchzusetzen.

Sie kämpfen um einen neuen Job, Awata zudem um eine Aufenthaltsgenehmigung, denn sonst droht eine Abschiebung nach Syrien.
Das Schöne ist: Durch den Wechsel nach Schweinfurt konnte er sein Visum um zwei weitere Jahre verlängern. Aber es ist wichtig, dass er wieder ein neues Arbeitsverhältnis bekommt. Er macht auch gerade seinen Führerschein, hat die Theorie schon bestanden. Die nächste Herausforderung ist ein Deutsch-Test, Level B1, glaube ich. Das sind Voraussetzungen, um hierzubleiben. Darauf arbeitet er hin, weil er inzwischen seine Heimat hier sieht. Es ist unglaublich, wie ein Mensch, der im Krieg schon so viel Schlimmes gesehen hat, so dankbar und positiv sein kann. Da kann ich noch viel lernen. Im Leistungssport ist es ja meistens so: 90 Prozent der Freundschaften verlaufen sich wieder, vielleicht 10 Prozent halten, wenn man sie pflegt. Mo und ich werden immer Freunde bleiben. Und ich glaube felsenfest daran, dass wir beide bald durchstarten werden.

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