Neues Projekt von Bayern-Star

"Boa": Ein Lifestyle-Magazin mit politischer Botschaft


So sieht er aus - der Titel des ersten "Boa"-Magazins.

So sieht er aus - der Titel des ersten "Boa"-Magazins.

Von Michael Schleicher / Online

Bayerns Jérôme Boateng bringt ein Lifestyle-Heft heraus. Die AZ hat die erste Ausgabe von "Boa" gelesen.

München - Haltung. Darum geht es Jérôme Boateng in seinem Magazin "Boa", das an diesem Samstag zum ersten Mal erscheint (Preis: 4,90 Euro), eben auch - neben den Themen Lifestyle, Mode, Musik und Sport, die den Verteidiger des FC Bayern besonders interessieren.

Und darum hat sich Boateng für die Premierenausgabe einen meinungsstarken Gesprächspartner gesucht: Sänger Herbert Grönemeyer, bekannt für sein Engagement gegen Rassismus, analysiert in einem Doppelinterview mit Boateng, was in Deutschland gerade so alles schiefläuft - der Bayern-Profi wird dabei deutlich. "Wenn Rechte aufmarschieren und Naziparolen propagieren, muss man den Mund aufmachen", sagt Boateng an einer Stelle.

Boateng: Heftige Rassismus-Vorfälle

Für einen Fußballstar ist eine solche Positionierung nicht alltäglich. Das hat im Sommer der Fall Mesut Özil gezeigt, als viele Nationalspieler schwiegen, obwohl ihr Kollege Pöbeleien aus der rechten Ecke ertragen musste. "Nach dem Turnier erst wurde mir klar, dass wir im Team viel mehr für Mesut hätten tun und uns öffentlich für ihn stark machen können", sagt Boateng jetzt.

Der 30-Jährige, der als Kind selbst rassistisch beleidigt und sogar "bespuckt" wurde, wie er erzählt, und laut eigener Aussage auch heute noch in Stadien als "Scheißneger" beschimpft wird, will ein anderes Bild von seinem Heimatland zeichnen. "Wir stehen für ein Deutschland, das cooler und bunter und optimistischer ist. Dafür will ich kämpfen", sagt er. Speziell für seine Zwillingstöchter. "Sie sind sieben Jahre alt. Bald werde ich mit ihnen über das Thema sprechen müssen." Es gebe Orte in Deutschland, an die er seine Töchter nicht auf Klassenreise fahren lassen würde, in die Berliner Ortsteile Marzahn oder Weißensee etwa - "mit anderer Hautfarbe hast du da immer etwas zu befürchten".

Baoteng wird immer auf dem Cover sein

Dafür, dass Boateng sagt, er wolle "nicht den Politiker spielen", steckt das Heft voller politischer Botschaften - gegen rechts, gegen Rassismus, für mehr Toleranz. Und das ist lobenswert. "Boa" soll nach AZ-Informationen sechs Mal jährlich erscheinen, Namensgeber Boateng wird immer das Cover zieren. In der ersten Ausgabe sind unter anderem Interviews mit Musikproduzent DJ Khaled, der Mode-Influencerin Caro Daur sowie den Schauspielern Kida Ramadan und Veysel Gelin ("4 Blocks") zu lesen.

Wie die AZ erfuhr, sieht der FC Bayern Boatengs neues Projekt entspannt. Befürchtungen, der Weltmeister könne neben dem Fußball zu viel Zeit dafür aufwenden, gibt es offenbar nicht. Gut so. Es ist sicher nicht verkehrt, dass ein Fußballstar mal Haltung zeigt. Ganz und gar nicht.