Champions-League-Finale

Bayerns Triple-Traum: Ist diese Generation besser als 2013?


Sie jubeln - und sie sind fokussiert: Serge Gnabry, Doppel-Torschütze im Halbfinale gegen Lyon, lässt sich von Leon Goretzka, Roberbert Lewandowski, Thiago, Ivan Perisic und Thomas Müller feiern.

Sie jubeln - und sie sind fokussiert: Serge Gnabry, Doppel-Torschütze im Halbfinale gegen Lyon, lässt sich von Leon Goretzka, Roberbert Lewandowski, Thiago, Ivan Perisic und Thomas Müller feiern.

Von Guido Verstegen / Online

Nur ein Sieg trennt den FC Bayern, der im Finale gegen Paris spielt, vom ersten Triumph in der Champions League seit 2013. "Die Spieler würden für den Henkelpott von hier zu Fuß nach München laufen."

Lissabon/München - Der Tag danach. Alles grau in grau, regnerisch. Zum ersten Mal seit der Ankunft des FC Bayern am Donnerstag vor einer Woche präsentierte sich Lissabon bzw. der Vorort Sintra, wo der Münchner Tross in der Hotelanlage "Penha Longa" 30 Kilometer von Portugals Hauptstadt entfernt residiert, als ungemütliches Ambiente.

Was dem Champions-League-Finalisten herzlich egal ist. Es geht darum, dass die Zimmer um weitere vier Nächte bis zum Check-Out am Montag gebucht werden konnten. Um dann beim Rückflug den Henkelpott im Handgepäck zu haben?

Regeneration war angesagt, für Körper und Geist nach dem 3:0 im Halbfinale gegen Olympique Lyon. K.o. waren sie, aber glücklich. Das elfte Finale des FC Bayern um Europas glänzendste Krone (fünf gewonnen, fünf verloren) steigt am Sonntag (21 Uhr, Sky, DAZN, ZDF und im AZ-Liveticker) gegen Paris Saint-Germain mit Trainer Thomas Tuchel - ebenfalls in Lissabon, diesmal im "Estádio da Luz", dem Ort von Bayerns jetzt schon legendärem 8:2 gegen den FC Barcelona im Viertelfinale.

25. Mai 2013: Die Bayern-Spieler Anatolij Tymoshchuk, Franck Ribéry, Thomas Müller, Philipp Lahm, Mario Mandzukic und Arjen Robben (von links) feiern nach dem Siegh im Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund.

25. Mai 2013: Die Bayern-Spieler Anatolij Tymoshchuk, Franck Ribéry, Thomas Müller, Philipp Lahm, Mario Mandzukic und Arjen Robben (von links) feiern nach dem Siegh im Champions-League-Finale gegen Borussia Dortmund.

FC Bayern gegen Lyon: Plötzlich gab's mehr zu verlieren

Nach dem Finaleinzug sangen und tanzten die bayerischen Double-Sieger nicht so ausgelassen und euphorisiert wie die PSG-Profis, die am Vortag Bundesligist RB Leipzig mit 3:0 bezwungen hatten.

Die Münchner waren einfach erleichtert, das Ding gegen das bärenstarke Überraschungsteam Lyon über die Bühne gebracht zu haben. Das famose 8:2 vom Freitag hatte sich in eine gewaltige Bürde verwandelt.

Wer gegen Messis Barça acht Tore erzielt, wird doch den Siebten der vergangenen Saison in der französischen Ligue 1 beherrschen können! Das Problem: Wenn du plötzlich zum absoluten Topfavoriten auf den Titel aufsteigst, hast du mehr zu verlieren als zu gewinnen. So fielen sich die Bayern nach dem 3:0 erschöpft und von einer Last befreit in die Arme. Geschafft - im doppelten Sinne.

Joshua Kimmich: Erst regenerieren - "und dann geht es ab"

"Wir sind froh und stolz, dass wir im Finale sind", meinte Joshua Kimmich: "Es war weniger eine Feier in der Kabine, sondern mehr schon so, dass der Fokus auf dem Finale liegt. Das zeichnet uns derzeit aus. Am Donnerstag regenerieren, und dann geht es ab."

So sehen es auch die Mitspieler, die wie Robert Lewandowski oder Thiago auf ihren Social-Media-Kanälen "One step closer" schrieben. Ein Schritt weiter, nur einer. Ganz nüchtern und sachlich. Mannschaften spüren, wenn etwas geht, wenn Außergewöhnliches passieren kann.

"Wir sprechen täglich darüber, wie groß die Chance ist", verriet Doppelpacker und Matchwinner Serge Gnabry. Angesprochen auf einen Unterschied zur Situation rund um den Königsklassen-Triumph 2013 unter Trainer Jupp Heynckes sagte Kapitän Manuel Neuer: "Wir sind in der Breite besser aufgestellt, haben Klasse-Spieler über den 18er-Kader hinaus. Es ist fantastisch, was wir für eine Mannschaft haben."

Qualitativ hochwertig, hungrig, zielstrebig und - dank Menschenfänger Hansi Flick - mit einem harmonischen Miteinander. "Ohne Stinkstiefel im Team", so Neuer. Besser als beim Triple 2013? Aber ja! Damals waren übrigens Neuer, Jérôme Boateng, David Alaba, Javi Martínez und Thomas Müller schon dabei.

Menschenfänger: Bayern-Trainer Hansi Flick beim Abschlusstraining vor dem Halbfinale gegen Olympique Lyon.

Menschenfänger: Bayern-Trainer Hansi Flick beim Abschlusstraining vor dem Halbfinale gegen Olympique Lyon.

Oliver Kahn sieht "eine tolle Mischung" im Bayern-Kader

Vorstand Oliver Kahn, selbst 2001 Champions-League-Sieger, mag Vergleiche mit früheren Helden nicht, sagte im Teamhotel, die aktuelle Mannschaft sei "angetrieben von der Motivation, immer besser werden zu wollen. Das zeichnet große Mannschaften aus. Das zeigen auch die acht Meisterschaften in Folge, eine außergewöhnliche Leistung. Sie sind nie zufrieden, wollen sich immer weiterentwickeln und einen oben drauf setzen".

Wer hat gleich wieder den Slogan "Weiter, immer weiter!" erfunden? Kahn sieht im Kader "eine tolle Mischung mit Jungs, die schon alles gewonnen haben, aber nie müde werden, weiter zu gewinnen. Dazu Spieler, die für den Henkelpott von hier zu Fuß nach München laufen würden. Das wird von einem Trainer moderiert, der immer wieder die richtigen Worte findet".

Was außer Glücksgriff Flick für Bayerns Triple spräche, wurde Gnabry gefragt. "Weil wir es unbedingt gewinnen wollen. Das ist der entscheidende Faktor. Wir werden alles geben, um den Titel zu holen."

Wo ein Wille ist, ist auch ein Pott.

Lesen Sie hier: Stadt München - Noch keine Bayern-Anfrage für Triple-Feier