Champions League light

AZ-Check: Was den FC Bayern beim Audi Cup erwartet


Bilden mit ihren Teams ein hochkarätiges Teilnehmerfeld beim Audi Cup (v.l.): Reals Sergio Ramos, Tottenhams Harry Kane, Bayerns Robert Lewandowski und Max Kruse (Fenerbahçe).

Bilden mit ihren Teams ein hochkarätiges Teilnehmerfeld beim Audi Cup (v.l.): Reals Sergio Ramos, Tottenhams Harry Kane, Bayerns Robert Lewandowski und Max Kruse (Fenerbahçe).

Von André Wagner

Fenerbahce Istanbul, Real Madrid und Tottenham Hotspur - wenn der FC Bayern am Dienstagabend beim Audi Cup antritt, hat das Ganze schon ein bisschen was von Champions League.

München - Eigentlich ist es ja nur ein Testspielturnier, in dessen Halbfinalpartien sich der FC Bayern und Fenerbahce Istanbul (20.30 Uhr, ZDF und im AZ-Liveticker) sowie Real Madrid und Tottenham Hotspur (18 Uhr) am Dienstagabend begegnen.

Der Audi Cup werde aber "richtig aufregend. Ich glaube, bei diesen Namen braucht man gar nicht viele Worte zu verlieren", sagte Bayern-Star Thomas Müller. Das Teilnehmerfeld klingt - abgesehen vielleicht von Fenerbahce - nach echter Königsklasse. Und es wäre keine große Überraschung, wenn sich die drei Hochkaräter, die darin zu finden sind, in ein paar Monaten im Halbfinale der Champions League wieder begegnen würden.

Früher auf Dorfplätzen, nun gegen Topteams

Empfängt mit seinen Bayern Spitzenteams in der Allianz Arena: Trainer Niko Kovac.

Empfängt mit seinen Bayern Spitzenteams in der Allianz Arena: Trainer Niko Kovac.

"Früher haben wir auf Dorfplätzen gespielt, jetzt spielen wir schon Vorbereitungsspiele gegen Topmannschaften. Das bringt uns selbst in eine gute Position", sagte Niko Kovac und setzt in Anlehnung an das Veranstalter-Motto ("Vorsprung durch Technik") sozusagen auf Vorsprung durch Testkicks.

Die Bayern sehen das Turnier nämlich, wie Müller betont, als "wichtigen Härtetest, bevor es für uns eine gute Woche später zum ersten Pokalspiel der neuen Saison geht". Und schon am Samstag wartet ja beim Supercup das erste Kräftemessen mit Vizemeister Borussia Dortmund auf die Bayern (20.30 Uhr, ZDF und im AZ-Liveticker) - bei dem es auch um den ersten kleinen Titel der neuen Saison geht.

"Wir müssen vom ersten Spieltag an da sein, es geht schon mit dem Supercup los, um da ein Zeichen zu setzen", kündigte Abwehrchef Niklas Süle an. Nach der USA-Reise, in deren Rahmen die Münchner schon gegen Arsenal London (1:2), Real Madrid (3:1) und den AC Mailand (1:0) antraten, gilt es sich nun in der Heimat auf die neue Spielzeit einzustimmen.

"Wir wissen, dass schon noch etwas zu tun ist", räumte Müller ein. Was genau, das wird auch das Turnier in der Allianz Arena am Dienstag- und Mittwochabend zeigen.

Fenerbahce Istanbul: Debütant mit Kruse und Co.

Neuzugang bei Fenerbahce Instanbul: Max Kruse.

Neuzugang bei Fenerbahce Instanbul: Max Kruse.

Fenerbahce Istanbul spielt zum ersten Mal beim Audi Cup mit. Mit alten Bekannten.

Fenerbahce Istanbul feiert in diesem Jahr seine Premiere beim Audi Cup. Und bekommt es dabei im Halbfinale gleich mit Gastgeber FC Bayern zu tun.

Das bekannteste Gesicht in den Reihen des 19-maligen türkischen Meisters ist zweifellos Max Kruse, der gerade von Werder Bremen nach Istanbul gewechselt ist (siehe Seite 18). Er ist aber nicht der einzige Ex-Bundesliga-Profi im Team. Der mittlerweile 28 Jahre alte offensive Mittelfeldspieler Mehmet Ekici wurde einst sogar beim FC Bayern ausgebildet, bevor er über die Stationen Nürnberg, Werder Bremen und Trabzonspor den Weg zu Fener fand.

Bei Bayern ausgebildet: Ekici kehrt zurück

Und es stehen noch fünf weitere Deutsch-Türken im Kader: Tolgay Arslan, Tolga Cigerci, Murat Saglam, Hasan Ali Kaldirim und Okan Turp. Cigerci und Saglam spielten einst wie Kruse in Wolfsburg. Arslan kam über Borussia Dortmund und den Hamburger SV nach Istanbul.

In der vergangenen Saison spielte Fenerbahce lange gegen den Abstieg. Erst mit vier Siegen in Serie zum Abschluss konnte man sich am Ende doch noch ein wenig befreien und sprang in der Tabelle auf Rang sechs.

Zuletzt absolvierte Fenerbahce bereits gegen Hertha BSC (1:2) und den VfL Wolfsburg (1:1) Testspiele.

Real Madrid: Reale Rachegelüste

Toni Kroos spielte früher beim FC Bayern, mittlerweile ist er bei Real Madrid. Aber wie lange noch?

Toni Kroos spielte früher beim FC Bayern, mittlerweile ist er bei Real Madrid. Aber wie lange noch?

Nach dem 1:3 in den USA gegen Bayern und dem 3:7 gegen Atlético steht Madrid unter Druck.

Testspielergebnisse sollte man ja nicht überbewerten. Für Real Madrid gilt das freilich nicht. Erst recht, wenn die Königlichen ein derartiges Debakel erleben wie am Wochenende gegen Atlético. Mit 3:7 musste sich Real ausgerechnet seinem Stadtrivalen geschlagen geben - eine Demütigung.

"Nach dieser Schande müssen Köpfe rollen", schrieb die "AS" und zählte neben Trainer Zinedine Zidane, Präsident Florentino Pérez und Kapitän Sergio Ramos auch Toni Kroos an. "Nach einer schwachen Saison wurde er auch noch mit einer Vertragsverlängerung prämiert, aber der Deutsche spielt weiter wie gelangweilt. Er verteidigt überhaupt nicht", analysierte "AS". In einer Umfrage der "Marca", an der mehr als 200.000 Fans teilnahmen, sprachen sich 71 Prozent dafür aus, Kroos zu verkaufen.

Toni Kroos: Fans wollen seinen Verkauf

Dabei sollte bei Real doch nach einer für die Verhältnisse der "Königlichen" enttäuschenden titellosen Saison, die in der Liga auf Platz drei und in der Champions League bereits im Achtelfinale endete, eigentlich alles besser werden. Über 300 Millionen Euro wurden in neue Stars wie Eden Hazard und den Ex-Frankfurter Luka Jovic investiert. Der Verkauf des aussortierten Gareth Bale nach China zu Jiangsu Suning ist dagegen geplatzt.

Wieder galaktisch wirkt Madrid noch lange nicht. In den USA setzte es auch schon gegen Bayern eine 1:3-Niederlage. Real wäre in einem möglichen Finale gegen die Münchner also durchaus auf Rache aus.

Und nach dem bitteren 3:7 auf Wiedergutmachung.

Tottenham Hotspur: Mit neuem Feuer gegen Klopp-Trauma

Tottenham-Trainer Mauricio Pochettino.

Tottenham-Trainer Mauricio Pochettino.

Die Spurs trauern dem verlorenen Champions-League-Finale nach. Und wollen jetzt wieder angreifen.

Tottenham Hotspur und der FC Bayern teilten in der vergangenen Saison ein gemeinsames Schicksal: Beide Teams scheiterten in der Champions League am späteren Sieger FC Liverpool. Die Spurs mussten sich dem Team von Teammanager Jürgen Klopp allerdings erst im Finale (0:2) geschlagen geben, nachdem sie zuvor Ajax Amsterdam, Manchester City und Borussia Dortmund in der K.o.-Phase ausgeschaltet hatten.

Die Endspielniederlage am 1. Juni setzte Mauricio Pochettino ziemlich zu. "Danach habe ich zehn Tage daheim verbracht und wollte gar nicht erst rausgehen", sagte der 47-Jährige.

Pochettino: "Wir waren besser als Liverpool"

"Ich glaube, dass wir eigentlich besser waren als Liverpool", so der Coach weiter: "Wenn man wieder nach vorne blickt, dann brennt das Feuer auch wieder." Dass die Spurs schon wieder in Topform sind, stellten sie zuletzt auf ihrer Asientour beim 3:2 gegen Juventus Turin unter Beweis. Stürmerstar Harry Kane erzielte den spektakulären Siegtreffer in der Nachspielzeit von der Mittellinie.

Mit Heung-Min Son bringt Tottenham einen alten Bekannten aus der Bundesliga (Hamburger SV, Leverkusen) mit nach München. Die Spurs werden in jedem Fall ein ziemlich harter Halbfinalgegner für Real Madrid.

Lesen Sie hier: Für den FC Bayern beginnt die erste Woche der Wahrheit