Das letzte Montagsspiel

Absetzung ein "großer Erfolg" für die Fanszenen


Fans des SC Freiburg fordern im August 2018 mittels Transparente die Abschaffung von Montagsspielen.

Fans des SC Freiburg fordern im August 2018 mittels Transparente die Abschaffung von Montagsspielen.

Von sid

Nach vier Spielzeiten ist Schluss: In der Bundesliga steht das (vorläufig) letzte Montagsspiel an. Ganz zur Freude der Fanszenen, die noch mehr bewegen wollen.

Aus den Kurven flogen Tennisbälle, der Rasen war übersät mit Klopapier: Als die Fußball-Bundesliga zur Saison 2017/2018 die Montagsspiele zur Entlastung der Europa-League-Starter einführte, regte sich in den Fanszenen starker Protest. Die Zerteilung der Spieltage stieß auf heftige Gegenwehr, obwohl die Klubs die Maßnahme zur besseren Regeneration begrüßten. Nun endet dieses Kapitel mit der Begegnung zwischen der TSG Hoffenheim und Bayer Leverkusen.

Bayer-Leihtrainer Hannes Wolf kann "gut nachvollziehen, dass es den Termin in Zukunft nicht mehr gibt", sagte der 39-Jährige vor seinem zweiten Spiel mit der Werkself. Der Montagabend sei "kompliziert für die Fans, die anreisen, am nächsten Tag arbeiten müssen oder Kinder, die am nächsten Tag in die Schule gehen. Ich finde den Montagabend-Termin schwierig", betonte Wolf.

Gleich das erste reguläre Montagsspiel zwischen Eintracht Frankfurt und RB Leipzig im Februar 2018 wurde zur Bühne für Protestaktionen: Mit Filzbällen und Toilettenpapier, aber auch Spruchbändern und Plakaten machten die Fans ihrem Unmut Luft. Und auch in der Folge ebbte die Ablehnung gegen den Montags-Termin nicht ab.

"Die Fans hatten großen Anteil daran"

"Dass die Proteste dazu geführt haben, dass die Montagsspiele eingestellt werden, ist ein großer Erfolg für die Fanszenen", sagt Helen Breit von der Fan-Organisation "Unsere Kurve" im SID-Gespräch. Dieser Ansicht ist auch Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS): "Die Fans hatten einen großen Anteil daran, dass diese Spielansetzungen abgeschafft wurden". Für die Fan-Organisationen gestaltet es sich im Moment aber schwierig, ihre Interessen zu bekunden: "Momentan fehlt leider die Präsenz im Stadion, um sich Gehör zu verschaffen", sagt Helen Breit.

Dieses Problem zeigt sich auch bei den aktuellen Themen, gegen die sich Widerstand aus den Fanszenen regt: Zum einen polarisiert die Reform der europäischen Wettbewerbe, die mehr Spiele und somit mehr Geld für die "großen" Vereine bedeutet, zum anderen mehren sich die Rufe nach einem Boykott der Weltmeisterschaft in Katar 2022. "Wir können über die Presse oder offizielle Mitteilungen agieren, aber die Ausdrucksformen haben nicht so viel Nachdruck wie die Emotionen von Fans im Stadion", stellt Helen Breit fest.

Auch die Fan-Organisation "ProFans" spricht sich klar gegen eine Reform der europäischen Wettbewerbe aus und fordert zudem vom DFB den Boykott der WM in Katar. In einer Pressemitteilung ließ Nicolai Mäurer von "ProFans" in Bezug auf die geplanten Reformen der europäischen Klubwettbewerbe verlauten: "Alle sagen, wir vermissen so schmerzlich die Fans. Und dann wird etwas beschlossen, was völlig konträr zu dem steht, was sich die Fans wünschen".

Mit der Partie ins Sinsheim endet erst einmal die Zeit der ungeliebten Montagsspiele in der Bundesliga. TSG-Coach Sebastian Hoeneß konzentriert sich nach drei Niederlagen in Serie nur aufs Sportliche. Deshalb habe er im Training "ein bisschen die Zügel angezogen, da passiert gerade was. Das ist ein Punkt, der mich sehr optimistisch stimmt."

Am 10. Mai kommt es in der 2. Bundesliga zur letzten Montags-Begegnung zwischen dem Hamburger SV und dem 1. FC Nürnberg. Ab der kommenden Saison sollen die Montagsspiele der 2. Liga (insgesamt 31 Partien) am Samstagabend vonstatten gehen. In der Bundesliga wird es sonntags um 19.30 Uhr eine neue Anstoßzeit geben. Ob diese Zeiten auch den Fans schmecken, wird sich noch herausstellen.