Nach der WM

Die Fragen und Antworten zum deutschen Eishockey


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Mit 1:4 verlor die deutsche Auswahl ihr WM-Viertelfinale gegen Russlands Eishockey-Zauberer. Trotzdem überwog bei Bundestrainer Marco Sturm der Stolz. Er weiß aber auch, dass er vor allem am Abschneiden bei der Olympia-Qualifikation gemessen wird.

Mit Spaß, starkem Willen und offensivem Eishockey ist die deutsche Nationalmannschaft unter Bundestrainer Marco Sturm wieder auf Kurs. Nach dem Viertelfinal-Aus gegen WM-Gastgeber Russland warten auf Sturm und sein Team schon bald wichtigere Aufgaben. Fragen und Antworten zur Situation im deutschen Eishockey nach der erfolgreichsten WM seit 2010.

Gehört das deutsche Eishockey nun zur Weltspitze?

Nein. Dafür müsste die DEB-Auswahl auf Dauer Gast in der K.o.-Runde sein und realistische Titelchancen haben. Top-Nationen wie Russland, Kanada und Finnland haben eine andere Klasse. Aber die Auswahl von Bundestrainer Marco Sturm hat gezeigt, was möglich ist, wenn alles passt und vor allem auch die besten Spieler kommen. Deutschland kann einer Großmacht wie Kanada dann das Leben schwer machen und ein talentiertes Top-Team wie die USA besiegen.

Wie ist der Einzug in das Viertelfinale zu bewerten?

Als großer Erfolg. Vier Jahre am Stück war die K.o.-Runde zuvor weit entfernt. Nun schloss die DEB-Auswahl die Gruppe sogar als Dritter ab und hatte Pech, in Russland den vermeintlich schwierigsten Gegner im Viertelfinale zu erwischen. Auch die offensivere Spielweise hat dem Deutschen Eishockey-Bund einen höheren Stellenwert verschafft. "Man merkt im ganzen Umfeld, in der ganzen Szene, dass man als Deutschland respektiert ist", sagte DEB-Präsident Franz Reindl.

Was muss im deutschen Eishockey noch besser werden?

Die Nachwuchsarbeit, sonst bringt jeder kurzfristige Erfolg gar nichts. Dabei hat der Deutsche Eishockey-Bund in den vergangenen Jahren einiges versäumt. "Das ist ein langjähriges Projekt", sagte Sturm. In Russland war zudem die Defensive eine Schwachstelle. Gerade in der Abwehr fehlten aber einige Stammspieler verletzungsbedingt.

Was steht als Nächstes an?

Eigentlich viel wichtiger als die WM ist in diesem Jahr die Olympia-Qualifikation im September in Lettland. Unter Sturm-Vorgänger Pat Cortina hatte Deutschland das olympische Turnier 2014 erstmals verpasst. Im Juli kehrt Sturm aus seiner Wahlheimat Florida nach Deutschland zurück. Dann soll es eine Vorbereitungswoche in Füssen geben. Am 22. August beginnt das Trainingslager in Mannheim, ehe in Minsk zwei Testspiele gegen Frankreich anstehen. Das Qualifikations-Turnier in Riga findet vom 1. bis 4. September statt.

Deutschland muss das Turnier gewinnen, um bei den Spielen 2018 in Pyeongchang dabei zu sein. Gegner sind Gastgeber Lettland, Österreich und Japan. Im nächsten Mai steht dann die WM in Köln und Paris an.

Was ist bei der Heim-WM 2017 drin?

Sturm warnte bereits. "Jedes Turnier ist anders", meinte der 37-Jährige. Bei Heim-Turnieren ist Deutschland aber traditionell stark. 2010 gelang etwa der sensationelle Schritt ins Halbfinale. Hält die Euphorie unter Sturm an und kommen wieder einige NHL-Spieler, scheint eine Wiederholung nicht unrealistisch. "Jetzt hast du sportlich eine Chance. Jetzt bist du im Wettkampf, du bist dabei. Du kannst gewinnen", sagt Verbandschef Reindl nach der erfolgreichen WM in Russland: "Die Situation ist ganz anders als 2010." Damals war Deutschland im Jahr zuvor unter dem damaligen Bundestrainer Uwe Krupp sportlich eigentlich abgestiegen.

Werden künftig auch wieder NHL-Profis die Auswahl verstärken?

Ja. Sturm hatte angekündigt, die Übersee-Spieler künftig mehr einbinden zu wollen und hielt Wort. Fünf NHL-Profis waren bei der WM dabei: Torhüter Thomas Greiss, die Verteidiger Christian Ehrhoff und Korbinian Holzer sowie die beiden Stürmer Leon Draisaitl und Tobias Rieder. Sturm rechnet mit allen für die Olympia-Quali und hat dafür auch Verteidiger Dennis Seidenberg, Torhüter Philipp Grubauer und Stürmer Tom Kühnhackl auf dem Zettel. Die NHL pausiert im September.

Wären die NHL-Profis auch bei Olympia 2018 dabei?

Es ist noch fraglich, ob die NHL wie zuletzt für Olympia pausiert. "Die Situation ist nicht einfach", sagte René Fasel, der Präsident des Eishockey-Weltverbands. "Das IOC wird den Transport und die Versicherung nicht bezahlen. Wir müssen also in unserem Budget 10 Millionen Franken finden." Bis Januar 2017 soll eine Entscheidung fallen.