Schon 30 Jahre vor dem Dom erbaut

Regensburger Dominikanerkirche St. Blasius fertig renoviert

Nachdem sich die Wände der 800 Jahre alten Kirche bereits geneigt hatten, können Besucher ab Ende April das restaurierte Innenleben von St. Blasius in Regensburg besichtigen.


Der Altar von St. Blasius.

Der Altar von St. Blasius.

Hoch ragt die helle Kirche über den Albertus-Magnus-Platz. St. Blasius in der westlichen Altstadt feiert in einigen Jahren den 800. Geburtstag und wurde seit 2017 aufwändig saniert. Die Außenwände hatten sich bedrohlich geneigt, der gesamte Bau wies erhebliche Mängel auf. Die Arbeiten wurden jetzt abgeschlossen. Geöffnet wird die Kirche in Zukunft voraussichtlich wieder ab Ende April für Führungen.

Immer wieder rütteln Besucher neugierig an der Eingangstür, die lange geschlossene Kirche weckt das Interesse von Einheimischen und Touristen. Die typische Bettelordenskirche gilt als ein Hauptwerk der Frühgotik in Süddeutschland. Baubeginn war um 1240 und damit rund 30 Jahre vor dem Dom. Auch St. Ulrich neben dem Dom stammt aus dieser Bauzeit. Der Orden der Dominikaner kam schon etwas früher nach Regensburg, die Mönche benötigten eine eigene Kirche.

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Die Kirche St. Blasius am Albertus-Magnus-Platz.

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Der Kreuzgang ist noch erhalten.

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Bruder Dimas verewigte sich.

Bettelorden: Die imposanten Türme fehlen

Neben den Dominikanern zählen die Franziskaner, die Augustiner-Eremiten und die immer noch in Regensburg bekannten Karmeliten zu den Bettelorden. Sie alle sammelten Almosen und verpflichteten sich zu Armut. Das zeigte sich auch in den bescheideneren Kirchenbauten, bei denen vor allem die imposanten Türme fehlten. Das Regensburger Patriziat fühlte sich durchaus hingezogen zum Predigerorden der Dominikaner, in der Kirche finden sich zahlreiche Grablegen reicher Bürger und Adeliger.

Die 73 Meter lange und 25 Meter breite Kirche wurde zuletzt in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts saniert. Nun drifteten die Seitenwände auseinander, weitere Maßnahmen waren dringen erforderlich. Die Kirche befindet sich seit über 60 Jahren in Staatsbesitz, ein Nutzungsvertrag mit dem Bistum liegt vor. Selbstverständlich steht die gesamte Kirche mit Kreuzgang und Nebenkapelle zudem unter Denkmalschutz und gilt als hochrangiges Baudenkmal. Außerdem steht sie mitten im Welterbe der Unesco.

Die Sanierung erfolgte in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt. Besonders der erhaltene mittelalterliche Dachstuhl erforderte ein behutsames Vorgehen. Das Dach wurde neu eingedeckt, es folgten Reparaturen an der Fassade und einige kleinere Arbeiten im Innenraum der Kirche bei Beleuchtung und Gestühl. Insbesondere die statischen Probleme mussten dringend behoben werden, hierfür wurden zusätzliche Stahlbauteile zur Stabilisierung verwendet.

Geweiht ist die Kirche dem Heiligen Blasius, dessen Namenstag Anfang Februar gefeiert wird. Bis heute beliebt ist bei vielen Gläubigen immer noch der "Blasiussegen". Der frühe Bischof des vierten Jahrhunderts zählt zu den 14 Nothelfern und soll besonders bei Halsleiden helfen sowie bei allem Bösen. Damit reiht sich Blasius ein zu weiteren Heiligen des zweiten bis vierten Jahrhunderts. Elf Männer und drei Frauen decken als Schutzpatrone eine große Palette an Krankheiten, Nöten und Schicksalsschlägen ab. Von Todesangst bis Tollwut, von Krämpfen bis Schlangenbiss reichen die Einsatzmöglichkeiten. Zudem gelten die 14 Nothelfer als Schutzpatrone zahlreicher Berufsgruppen, zu denen auch ganz neue wie Pyrotechniker oder Taxifahrer dazu kamen. Einige beschützen Jungfrauen wie Ehefrauen, andere helfen sogar Haustieren. Blasius soll noch bei Geschwüren und Pest helfen und ist Patron vieler Handwerkerberufe.

In einer Zeit, in der die Welt unberechenbar schien und vieles unerklärbar blieb, standen die Schutzhelfer bei nahezu allen Sorgen und Nöten als himmlische Ansprechpartner bereit. Über Jahrhunderte gab es weder Versicherungen noch wirkungsvolle Medizin, da war entsprechender heiliger Beistand gefragt.

Weiß und Ocker betont die Schlichtheit der Kirche

Der gesamte innere Kirchenraum ist in Weiß und Ocker gehalten und betont damit die Schlichtheit der Kirche. Die Farbgebung geht zurück auf einen Befund aus dem 15. Jahrhundert. Zunächst war die Kirche innen wohl grau-weiß gehalten. In St. Blasius fand sich auch eine frühe Darstellung der 14 Nothelfer von 1331, sie ist die erste im Bistum Regensburg. Die Reihe wurde übermalt und geriet in Vergessenheit, die frühe Malerei wurde leider in Teilen zerstört als im 19. Jahrhundert die Tür zu einer neuen Sakristei gebaut wurde.

Die Dominikanerkirche war nach 150 Jahren Bauzeit fertig und wurde mehrfach umgebaut, verändert und renoviert. Sie ist wie nahezu alle Kirchen von Ost nach West ausgerichtet. Der Albertus-Magnus-Platz vor dem Haupteingang heißt erst seit gut 100 Jahren so, vorher befand sich hier ein eingezäunter Klosterbezirk. Der berühmte Albertus Magnus wirkte bis 1240 für wenige Jahre als Lektur im Kloster, später war er noch für zwei Jahre Bischof von Regensburg. Geboren als Albert von Lauingen gilt Albertus Magnus als Universalgelehrter. Er studierte antike Schriften ebenso wie Naturwissenschaften, heilig gesprochen wurde er erst 1931.

Über den an die Kirche angrenzenden Kreuzgang ist zudem die Albertus-Magnus-Kapelle zugänglich. Sie diente als früherer Hörsaal, das Gestühl und ein Lehrstuhl sind noch erhalten. Es ist eher fraglich, ob Albertus Magnus hier selbst lehrte, dennoch ist die Kapelle nach ihm benannt. Auch in der Kirche faszinieren zahlreiche erhaltene oder wieder freigelegte Details. Alte Wandmalereien, deutlich erkennbare Grabplatten oder das gut erhaltene Gestühl verdienen einen genaueren Blick. Sogar ein Baumeister verewigte sich, anders als seine aktuellen Kollegen, direkt in der Kirche.

Voraussichtlich ab Ende April kann die Dominikanerkirche St. Blasius mit Führungen besichtigt werden. Informationen sind im Infozentrum Domplatz-5 erhältlich.