Donaugeflüster

Eine erste Ahnung von Frühling


Der Blick über die Donau zur Steinernen Brücke hin zum Dom.

Der Blick über die Donau zur Steinernen Brücke hin zum Dom.

Jedes Jahr kurz nach Weihnachten legt sie wieder los, verblüfft Gäste wie Einheimische und vor allem mich: Die japanische Zierkirsche im Innenhof des Goldenen Turms fängt an zu blühen. Mitten im ungemütlichen, eisigen Winter zeigt sie unverdrossen und tapfer ihre allerersten weißen Blüten. Das sieht zunächst wie kleine, verirrte Schneeflocken aus und dann wie ein Irrtum, eine fröhliche Illusion. Doch die weißen Blüten sind echt, der Standort innerhalb der alten Vierflügelanlage scheint ausreichend windgeschützt und warm. Diese Art Rosengewächs ist winterhart und ganz offenbar kämpferisch. Sie steht im Hof, im alten verfüllten Brunnen und hat sich zwar im Kontinent, aber nicht in der Jahreszeit geirrt. Sie blüht und weckt eine allererste Ahnung vom Frühling, auch wenn der sonst noch nirgendwo in Sicht ist. Gleich um die Ecke entsorgen Anwohner ihre Christbäume, hier lockt es schon farbig und irgendwie duftig. Der echte Frühling ist noch weit, es dauert noch Monate bis zu den Tulpen, den warmen Sonnenstrahlen und dem ersten Eis. Doch die Blüten an der Zierkirsche vermehren sich jeden Tag. Sie färben sich bald in kitschiges Rosarot und übertragen ihren Optimismus auf mich: Es wird demnächst wieder heller, wärmer und bunter! Ich gehe fast täglich vorbei, staune und freue mich.

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