Ästiger Stachelbart

Bäume im Nationalpark Bayerischer Wald erfolgreich mit Pilzen geimpft

Deutschlandweit einmaliges Artenhilfsprogramm für Rote-Liste-Arten zeigt erste Erfolge.

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An drei im Juli 2024 beimpften Buchenstämmen wachsen frische Ästige Stachelbärte (Hericium coralloides) im Nationalpark Bayerischer Wald.

An drei im Juli 2024 beimpften Buchenstämmen wachsen frische Ästige Stachelbärte (Hericium coralloides) im Nationalpark Bayerischer Wald.

Von Redaktion Viechtach

Es ist eine kleine Sensation. Denn auch, wenn die zarten Pilzfruchtkörper genau da hingehören, mitten in den Wald, sind sie auf diese Forschungsfläche nicht von allein hingekommen. Ein wegweisendes Projekt hat die korallenartigen Gebilde des Ästigen Stachelbarts an dieser Stelle im Nationalpark Bayerischer Wald erst möglich gemacht. Denn das Myzel, die feingliedrigen Pilzfäden, wurde im Labor kultiviert. Ein Jahr nach dem Beimpfen von Baumstämmen gibt es nun erste Erfolge.

Im Vorjahr ging es für den Lehrstuhl Ökologie der Pilze der Universität Bayreuth und den Nationalpark Bayerischer Wald los mit dem ganz besonderen Artenhilfsprogramm. Dank einer Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Höhe von rund 350.000 Euro haben Wissenschaftler im Juli 2024 in Deutschlands ältestem Nationalpark an mehreren Versuchsflächen im Managementbereich des Schutzgebiets Baumstämme geimpft - ein deutschlandweit einmaliges Vorhaben. Insgesamt zehn Pilzarten wurden dabei auf Holzdübeln in Buchen-, Fichten- und Tannenholz eingesetzt. Und die geimpften Totholzstämme bringen nun gerade die ersten Fruchtkörper hervor.

Den ersten sichtbaren Erfolg hat man dem Ästigen Stachelbart zu verdanken. Diese Rote-Liste-Art wächst meist auf Buchen-Totholz und ist in Deutschland selten. Auch die anderen im Projekt vertretenen Arten sind natürlicherweise im Bayerischen Wald heimisch, wurden aber vor allem aufgrund intensiver Waldnutzung zurückgedrängt. „Im Gegensatz zu Tieren und Pflanzen gibt es bislang kaum Erfahrungen darin, wie man Pilzpopulationen in unseren Breiten wirksam vor dem Aussterben schützen kann“, erklärt Projektleiter Professor Claus Bässler von der Uni Bayreuth die Motivation des Projekts. „Umso mehr freut es mich, dass unsere pilotartigen Feldversuche in der Natur nun erste Fruchtkörper tragen.“

Bevor Pilze jedoch erfolgreich in die Natur zurückgeführt werden können, ist umfangreiche Vorarbeit im Labor nötig, betont Franziska Zahn, die das Projekt am Lehrstuhl für Pilzökologie betreut. Die Ausbreitung ein Jahr nach der Impfung sollen nun weitere Untersuchungen klären. Denn auch wenn aktuell nur Fruchtkörper einer Art zu sehen sind, können sich auch die anderen Arten im Holz angesiedelt haben. „Ich bin mir sicher, dass im Laufe dieser Saison und in den kommenden Jahren weitere Arten mit Fruchtkörpern folgen werden“, sagt Nationalparkmykologe Peter Karasch.

Um die weitere Entwicklung zu dokumentieren, werden die 20 Projektflächen in den Nationalpark-Managementzonen bei Bayerisch Eisenstein und Spiegelau in den kommenden Jahren einem regelmäßigen Monitoring unterzogen.

„Schon jetzt ist das Projekt ein wegweisender Erfolg“, so Nationalparkleiterin Ursula Schuster erfreut. „Es zeigt einmal mehr, dass unsere Forschung auch dank wertvoller Kooperationen auf internationalem Niveau agiert und wertvolle Impulse für die Wissenschaft liefert.“

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