SA-Parole verwendet?

Kriminalpolizei nimmt Ermittlungen zu Passauer Wahlplakat auf

In Passau wurde offenbar ein Plakat mit der Losung "Alles für Deutschland" aufgehängt, die historisch vorbelastet ist. Die Polizei prüft den Fall, der AfD-Landesverband geht auf Abstand.


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Ein Wahlplakat der AfD ist in Passau zu einem Fall für die Polizei geworden. 

Von Redaktion idowa und mit Material der dpa

Ein Wahlplakat der AfD in Passau ist am Wochenende in den Fokus der Polizei geraten. Darauf findet sich offenbar eine verbotene Losung aus NS-Zeiten. Mittlerweile hat die Kriminalpolizei Ermittlungen aufgenommen. 

Wie das Polizeipräsidium Niederbayern am Montag mitteilte, seien die Plakate am Freitagabend gemeldet und noch am selben Abend sichergestellt worden. Es habe sich um eine "geringe Anzahl" gehandelt, so die Polizei. Was genau auf den Plakaten stand, dazu machte die Polizei keine Angaben. 

Auf der Plattform X (ehemals Twitter) wurden allerdings Fotos des mutmaßlichen Plakats verbreitet. Das Motiv wirbt demnach mit dem Spruch "Wir tun Alles für Deutschland", wobei die Passage "Alles für Deutschland" farblich herausgestellt ist, sodass die Anfangsbuchstaben zusammen "AfD" ergeben. Allerdings sind die Worte "Alles für Deutschland" historisch vorbelastet: Sie waren auch eine Losung der Sturmabteilung (SA), einer Kampforganisation der NSDAP. Ihre Verwendung ist in Deutschland strafbar. 

Es ist auch nicht das erste Mal, dass die Verwendung der Worte "Alles für Deutschland" im Zusammenhang mit der AfD justiziabel werden. Bereits im Mai hatte die Staatsanwaltschaft Halle Anklage gegen den Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke erhoben. Höcke soll die Losung 2021 bei einer öffentlichen Rede in Merseburg verwendet haben. In dieser Woche will das Landgericht Halle mitteilen, ob es in dem Fall zu einem Prozess kommt. 

Der Landesvorsitzende der AfD in Bayern, Stephan Protschka, sagte am Montag, die Plakate seien nicht vom Landesverband genehmigt worden und stammten wohl von einem lokalen Bezirkstagskandidaten. Protschka habe sofort beim Kreisverbandschef angerufen und gefordert, die Plakate zu entfernen. "So etwas hat in der AfD nichts verloren", sagte Protschka.

Man müsse zwar nicht alles auf die Goldwaage legen. "Aber es gibt gewisse Sprüche, die werden einfach nicht verwendet - und da gehört 'Alles für Deutschland' dazu."

10 Kommentare:


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Josh B.

am 12.09.2023 um 05:38

woher soll denn ein AFD Wähler wissen dass: " Alles für Deutschland " verbotene Losung aus NS-Zeiten ist.



Maria H.

am 11.09.2023 um 16:29

Seltsam: ein Artikel im Spiegel vom 8.9.war einen Tag vorher noch unter der Überschrift "Alles für Deutschland" zu finden. (Autor Stefan kuzmany) einen Tag später war es geändert in "im Deutschland tempo") Wird hier etwa mit zweierlei Maß gemessen?



Joachim D.

am 11.09.2023 um 13:25

Die AfD ist eine solide, konservative Partei! Ich bin unbewandert in dem, was sprachlich aus historischen und aus soziologischen Gründen nicht erlaubt ist. Ich habe nur meine gute Erziehung. Der linksgrüne Zeitgeist könnte ein Büro einrichten, das Zensuranträge annimmt. Dort könnte man sich die Unbedenklichkeit mit Doppelpunkt und Sternchen bescheinigen lassen. Joachim Datko - Ingenieur, Physiker



Frank H.

am 11.09.2023 um 08:20

Welcher Deutsche mag denn diesen Satz als SA-Spruch wahrgenommen haben ? Ich nicht, obwohl ich zu den Viellesern gehöre und in meiner Jugend viel mit meinem Vater auch über die NS-Zeit gesprochen habe. Es sind wohl nur sehr, sehr wenige, die sich explizit mit dieser Materie befasst haben. Ich würde der AfD nicht einmal unterstellen, sie habe diese Konnotation gekannt. Wie kommt man dann darauf ? Ich vermute hierzu bedienen sich die AfD-Gegner einer Suchmaschine a la Vroniplag, mit der sie jede Äußerung prüfen. Es geht darum dieser Partei jeden erdenklichen Stein in den Weg zu legen. Egal wie teuer, egal ob aussichtsreich oder nicht - die Mittel dazu hat man sich geschaffen und nutzt sie ohne moralische Bedenken. Leider mit der Konsequenz dass immer positive Ausdrücke toxisch werden und jeder Patriot mit so einem Spruch auf dem T-Shirt kriminalisiert wird. Und das gefällt Euch ?



unbekannter Benutzer

am 10.09.2023 um 15:22

Mann kann auch alles ins „Rechte“ licht rücken was nicht komplett Links ist…….



Christian H.

am 11.09.2023 um 07:02

Die AfD muss man nicht ins "rechte" Licht rücken. Das hat sie schon allein geschafft.



Frank H.

am 10.09.2023 um 17:25

Hier zeigt sich wieder einmal, wie eine Cancel Culture weit übers Ziel schiesst. An diesem kurzen Satz ist wirklich gar nichts irgendwie Böses oder Hetzerisches. Er ist von seinem Patriotismus her eher Kennedys "...frage, was Du für Dein Land tun kannst" ähnlich (allerdings mit dem amüsanten Bezug zum Namen AfD). Ihn zu kriminalisieren wirkt so, als ob es den Initiatoren nur darum geht, Gedanken und Kommunikation der Bürger gezielt zu beschränken - von Freiheit hin zu einem Erlaubnisvorbehalt. Am besten bis zu dem Punkt, an dem Bürger abgesehen von erlaubten Parolen und erwünschten Äußerungen gar nichts mehr von sich geben. Ein Tip an das "Ministerium der Freiheit": Die meisten von Nazis verwendeten Worte waren wahrscheinlich der,die,und,in,den,von,zu. Oder man verbietet gleich Buchstaben - etwa das e. Dann wird das Sprechen so mühsam wie in "Anton Voyls Fortgang".



Frank H.

am 11.09.2023 um 10:45

Es gibt verbale Ausdrücke (wie Ihr zwei-Wort-Beispiel) mit nach unseren Gesetzen nachvollziehbar justiziablem Inhalt. Und es gibt wohl auch sehr viele Ausdrücke, die für sich genommen gar keinen Bezug zu Nazi-Ideologie oder allgemein Kriminellem haben, aber einmal von irgend einem Nazi in den Mund genommen wurden. Scholz' "Zeitenwende" riecht auch sehr danach, schon geprüft ? Ich vermute 99,9999 % aller Deutschen war die Nazi-Konnotation dieser drei Worte nicht bewusst. Ginge es nicht um die AfD, und gäbe es keine maschinengestützte Suche, hätte sich wohl niemand daran gestört. Ich meine Gegner der AfD sollten deren Programm angreifen, aber nicht unsere Sprache.



Christian H.

am 10.09.2023 um 20:53

Wie naiv oder realitätsfremd kann man sein: diese Gruppierung benutzt diese eindeutigen Formulierungen und Aussagen nicht zufällig, sondern ganz bewusst und gezielt - auch in der Hoffnung, dass Personen wie Sie dies ja eigentlich gar nicht schlimm finden und im täglichen Sprachgebrauch tolerieren. Ich sage nur: "wehret den Anfängen!"



Otto L.

am 10.09.2023 um 20:36

Eins vorab: Cancel- Culture geht mir auch gewaltig durch den Strich. Das hier sehe ich allerdings anders. Nehmen wir ein großes Wort: Gerechtigkeit. Gerade diese Partei trumpft oft als großer Ordnungshüter auf und will u.a. Menschen, die sich nicht an Gesetze halten, in (unsichere) Herkunftsländer schicken. Und sich dann selbst nicht an Gesetze halten? Geht gar nicht. Ja es sind nur drei Wörter. Aber in der falschen Reihenfolge eben strafbar. Es reichen auch bereits zwei Wörter, die Nazis verwenden und die völlig legitim bestraft werden. Ihre Zuspitzung am Ende ist humorvoll und auch nachvollziehbar und ich würde sie auch im diesem Zusammenhang bei jedem Privaten gelten lassen. Aber nicht bei einer politischen Partei.



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