Verrückte Vergehen

Kuriose Polizeimeldungen aus Ostbayern

Ein Mensch, der eine Kuh sein will. Eine Kuh, die zum Zebra wurde. Und eine besondere Botschaft vor der JVA Landshut – das Jahr hielt einige interessante Einsätze bereit. Eine kleine Auswahl.


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Mitunter hat die Polizei es mit kuriosen Einsätzen zu tun.

Von Michael Bothner

Meist handeln Pressemeldungen der Polizei von tragischen Unfällen, brutalen Straftaten, aufgeflogenen Delikten und dergleichen. Eine kleine Auswahl unserer Mediengruppe als Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate zeigt aber: Manchmal haben es die Einsatzkräfte auch mit durchaus kuriosen Fällen zu tun, die schmunzeln lassen.

Betrunken, grasend und muhend auf der Weide

Polizeibeamte hatten es gleich zu Beginn des Jahres mit einem Betrunkenen zu tun, der sein Auto auf einer Wiese geparkt und sich ausgezogen hatte und schließlich muhend Gras aß. Diese Szene spielte sich im Deggendorfer Ortsteil Oberkandelbach ab. Die Aufforderungen des Eigentümers, der 23-Jährige solle die Wiese wieder verlassen, blieben dem Polizeibericht zufolge ohne Erfolg. Der Mann wurde nach einer Erstversorgung vorübergehend an eine Fachklinik übergeben und musste sich wegen Trunkenheit im Verkehr verantworten.

Autodiebstahl für einen Ausflug ins Rotlichtviertel

Der Rausch spielte schon wenige Tage später wieder eine Rolle – erneut im Raum Deggendorf. Am 13. Januar stahl ein Jugendlicher seiner Nachbarin das Auto. Die Polizeifahndung im erweiterten Umfeld des Wohnortes blieb bis zum späten Abend ergebnislos. Dann stand das Auto wieder vor Ort. Von dem Jugendlichen fehlte aber jede Spur. Mehrere Streifen und ein Polizeihubschrauber suchten nach ihm, bis er sich gegen Mitternacht stellte. Wie die Polizei damals mitteilte, hatte der 16-Jährige einen Ausflug in ein Bordell in München unternommen. Auf dem Weg dorthin klaute er das Kennzeichen eines anderen Autos und montierte es auf das gestohlene Fahrzeug. Später tankte er, ohne zu zahlen, und beschädigte zudem während der Fahrt das Auto seiner Nachbarin. Gegenüber der Polizei sagte der Jugendliche, er sei während der gesamten Zeit bekifft gewesen. Er wurde vorübergehend in einer Jugendeinrichtung untergebracht.

Wenn ein Fremder auf den Autositz pinkelt

Ein weiterer Fall in Deggendorf begann mit einem unabgesperrten Auto. Gegen 20.30 Uhr rief der Halter Ende Januar den Notruf: Ein Fremder saß in seinem Auto. Er hinterließ auf der Suche nach dem Schlüssel nicht nur reichlich Chaos im Inneren – sondern pinkelte auch auf den Fahrersitz. Gegen den 18-jährigen Übeltäter wurde wegen versuchten Diebstahls und Sachbeschädigung ermittelt.

Mit göttlicher Erlaubnis in Landshut unterwegs

Der Jahresbeginn wartete aber auch in Landshut mit einem nicht alltäglichen Fall auf. Dass der liebe Gott eine Führerscheinstelle betreibt, wusste man in der dortigen Wache bis zum 1. Februar jedenfalls nicht. Ein 28-Jähriger erklärte bei einer Verkehrskontrolle, derzeit die Fahrschule zu besuchen. Bis zum Erwerb des Führerscheins habe er eine von Gott erteilte Fahrerlaubnis. Da die Beamten diese nicht überprüfen konnten, stoppten sie die Weiterfahrt.

Verwechslungsgefahr bei „neuer Betrugsmasche“

Manchmal war 2023 aber auch die Polizei der Ausgang von Geschichten. In Neustadt an der Donau (Landkreis Kelheim) hatten speziell geschulte Polizeibeamte ein Präventionsgespräch veranstaltet. Das war so erfolgreich, dass kurz darauf Senioren Betrüger überführen sollten. So stellte es zumindest die Polizeiinspektion Kelheim anfangs dar. Die schrieb in einer ersten Mitteilung, zwei Unbekannte hätten versucht, in betrügerischer Absicht in die Wohnungen der Senioren zu gelangen. Der Mann habe sich als Pfarrer ausgegeben und Gespräche angeboten. Die Polizei ging von einer „neuen Betrugsmasche“ aus. Statt um Betrüger handelte es sich aber tatsächlich um ehrenamtliche Helfer einer ortsansässigen Pfarrei. Die wollten in Zeiten von Corona und Vereinsamung im fortschreitenden Alter für ältere Menschen eine Stütze sein. Aufgrund eines Missverständnisses wurde der Besuch im Wohnheim nicht angekündigt. Die Senioren wurden stutzig und hätten sich laut Polizei angesichts der vielen Betrugsvorfälle richtig verhalten. Es werde weiterhin geraten, bei Zweifeln misstrauisch zu sein und auf keinerlei Forderungen einzugehen.

Mit selbstgebasteltem Abzeichen gegen Autoraser

Misstrauisch mussten im März Autofahrer gegenüber einem 65-Jährigen sein. Der Geiselhöringer (Landkreis Straubing-Bogen) hatte offenbar genug von den Rasern vor Ort, geriet dann allerdings selbst in den Fokus der Strafverfolgung. Er hatte sich ein Polizeiabzeichen gebastelt und eigenmächtig Verkehrskontrollen durchgeführt. Die Folge: eine Anzeige wegen Nötigung, Missbrauchs von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen sowie Amtsanmaßung.

Eine klare Botschaft für die JVA Landshut

Für Aufsehen sorgte Mitte Oktober eine Frau vor der Justizvollzugsanstalt in Landshut. Zunächst hatte es eine Demonstration gegeben, bei der die Freilassung des Oberst a.D. Maximilian Eder gefordert wurde. Im Dezember 2022 wurde Eder im Rahmen einer „Reichsbürger“-Razzia gegen die Prinz-Reuß-Gruppe festgenommen. Er sitzt wegen Terrorverdachts in Untersuchungshaft. Obwohl besagter Frau erklärt wurde, dass die von ihr geforderte Freilassung Eders nicht möglich sei, blockierte sie den Haupteingang, schrie herum und verrichtete davor ihr großes Geschäft. Einem Platzverweis kam sie nur widerwillig nach. Kurze Zeit später sorgte die 56-Jährige wieder für einen Polizeieinsatz, als sie in der Martinskirche auf dem Priesterstuhl saß. Diesen wollte sie nicht mehr verlassen, bevor sie nicht mit einem Priester über die Missbrauchsvorwürfe sprechen könne, teilte die Polizei im Nachgang mit. Der Aufforderung durch die Mesnerin, den Altarraum zu verlassen, wollte sie auch hier nicht nachkommen. Schließlich wurde sie in Gewahrsam genommen.

Eine Kuh ging viral: Zebra ist das neue Muh

Eine Kuh wurde Anfang Juni ungewollt zum Internetphänomen. Ein Unbekannter hatte am Kreisverkehr bei Gottfrieding (Landkreis Dingolfing-Landau) die dortige Kunststoff-Kuh besprüht und ihr einen Zebra-Look verpasst. Die Polizei ermittelte wegen Sachbeschädigung.

Echtes Feuerwehrauto bringt Mann Ärger ein

Einen Monat zuvor machte sich ein Mann in Bad Kötzting im Landkreis Cham der Amtsanmaßung schuldig.
Der 65-Jährige war laut damaliger Polizeimeldung im Mai mit einem Feuerwehrauto unterwegs. Das Problem: Das Gefährt hatte er privat gekauft und die Aufschrift „Feuerwehr 112“, den ehemaligen Funkrufnamen, Blaulicht und Martinshörner sowie das Gemeindewappen der ehemaligen Feuerwehr nicht entfernt.

Tatort Feuerwehrhaus: des Sprayers Dosen

Etwas verfrühte Weihnachtsgrüße hinterließ ein 20-Jähriger in Hohenwarth (Landkreis Cham). Anfang November hatte er sich Zugang zum Feuerwehrhaus verschafft. Ein Nachbar verständigte ein Mitglied der Feuerwehr, das kurz darauf den jungen Mann einsperrte.
Bis zum Eintreffen der Polizei spielte der Mann „Nikolaus“ und verstecke seine mitgeführten Spraydosen in den Schuhen der Feuerwehrmänner. Die vermeintlichen Geschenke wurden jedoch schnell entdeckt. Die Polizei ging später davon aus, dass der Besucher eine Gelegenheit zum Sprayen suchte. Auf dem Handy befanden sich Bilder und Videos von seiner künstlerischen Tätigkeit im Bereich Bad Kötzting und Rimbach.

Knapp nicht ins Ranking geschafft hat es unter anderem eine Katze aus Osterhofen (Landkreis Deggendorf), die trotz erdrückender Beweislast zu den Vorwürfen schwieg, in einem Wohnhaus solchen Lärm verursacht zu haben, dass die Besitzer einen Einbruch fürchteten und die Polizei riefen.

Wie aber reagieren Polizeibeamte, wenn sie mit solchen nicht ganz alltäglichen Fällen unmittelbar zu tun haben? Ganz grundsätzlich betont Roman Fischer, Pressesprecher der Polizeiinspektion Deggendorf, dass jeder Einsatz mit der notwendigen Ernsthaftigkeit angegangen werde. „Wir wollen niemanden ins Lächerliche ziehen“, sagt Fischer.