Nach dem Tod eines Fünfjährigen

Wie sicher sind die Uferbereiche der Stadt Landshut?


Nach dem tragischen Unglück vom Samstag im Landshuter Hammerbach stellt sich die Frage: Hätte man es verhindern können?

Nach dem tragischen Unglück vom Samstag im Landshuter Hammerbach stellt sich die Frage: Hätte man es verhindern können?

Es war eine verzweifelte Aktion: Ein Kind fällt ins Wasser, der Vater und zwei Passanten springen sofort hinterher, um es zu retten. Für den Fünfjährigen, der am Samstag kurze Zeit später am Rechen der Meyermühle geborgen wurde, kam leider jede Hilfe zu spät. Nach dem tragischen Unglück stellt sich die Frage: Hätte man es verhindern können?

Der Bub war am Samstag gegen 14.30 Uhr unmittelbar am Parkplatz des Rewe-Markts an der Luitpoldstraße ins Wasser gefallen. Die genauen Umstände sind nach bisheriger Kenntnis der Polizei noch ungeklärt; der Fünfjährige sei jedoch nicht unbeaufsichtigt gewesen, teilte Alexander Schraml vom Polizeipräsidium Niederbayern mit. Der Vater des Buben habe vermutlich gerade Bekannte begrüßt, als der Kleine ans Wasser lief und hineinfiel.

Strömung im Hammerbach mittlerweile "sehr stark"

"Früher konnte man im Hammerbach sogar baden", erinnert sich der Leiter der Wasserwacht, Christian Riedel. Die Strömung sei jedoch inzwischen sehr stark, "das ist kein Bächlein, das nur so dahinplätschert". Ein fünfjähriges Kind könne da nicht standhalten, selbst wenn es schwimmen hätte können. Riedel war alarmiert worden, als die Wasserwacht gerade beim Sicherheitstag für Kinder im Ergomar unterwegs war. Wasserwacht, THW, Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei waren sofort benachrichtigt worden, auch ein Rettungshubschrauber wurde eingesetzt.

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Rund 80 Hilfskräfte waren auf der Strecke des Hammerbachs bis zur Kleinen Isar im Einsatz, um das Kind schnellstmöglich zu finden. Alle taten ihr Möglichstes, um es retten zu können. Einsatzkräfte der Feuerwehr waren es dann, die den leblosen Buben etwa 25 Minuten nach der Alarmierung aus dem Wasser zogen. Der Rechen der Meyermühle hatte ihn schließlich aufgehalten. Um dorthin zu gelangen, musste die Feuerwehr erst das Tor zur Meyermühle aufbrechen, da sich am Samstag niemand auf dem Gelände aufhielt.

Tragische Parallelen



Er habe keine Erklärung, wie sich der Vorfall zugetragen hat, sagt Dominik Zehatschek von der Feuerwehr. Alle Einsatzkräfte seien schnellstmöglich aufgebrochen. Die Feuerwehrleute hätten auch den Vater aus dem Wasser geholt, der unterhalb des Kraftwerksbereichs nach seinem Sohn gesucht habe. Die beiden Passanten, die ebenfalls ins Wasser gesprungen waren, hatten sich selbst retten können. Nachdem das Kind geborgen worden war, hatten Feuerwehrler und Rettungsdienst ergebnislos versucht, es zu reanimieren. Der Fall erinnert in tragischer Weise an den eines Zwölfjährigen, der im Juli 1991 beim Spielen in die Kleine Isar gestürzt und ertrunken war. Im Uferbereich der durch die Stadt fließenden Gewässer kommt es immer wieder mal vor, dass ein Mensch ins Wasser fällt.

Gefährdungspotenzial nicht ausgeschlossen

"Man kann ja nicht den ganzen Hammerbach einzäunen", sagt der Landshuter Polizeisprecher Stefan Scheibenzuber. Auch an anderen Stellen der Stadt lasse sich das Gewässerufer kaum sichern. Vor allem im Bereich der Mühleninsel komme es immer wieder vor, dass Betrunkene ins Wasser fielen. "Und dann gibt es noch die klassischen Suizide."

Zuständig für die baurechtliche Sicherung der Uferbereiche ist die Stadt. "Der tragische Unfall hat sich jedoch auf einem Privatgrundstück ereignet", sagt Bauamtsleiter Johannes Doll. Er glaube jedoch nicht, dass der betreffende Rewe-Markt haftbar gemacht werden könne. Man habe das Gefährdungspotenzial nicht abschätzen können, zumal es zwischen dem Parkplatz und dem Hammerbach noch einen Pufferstreifen gebe. "Da sind die Gefahrenquellen auf dem Parkplatz größer." An Hammerbach und Isar, am Orbankai oder an der Grieserwiese gebe es viele ungeschützte Gewässerbereiche. "So viele Zäune könnten wir gar nicht errichten", sagt Doll. Ein grundsätzliches Gefährdungspotenzial lasse sich nicht ausschließen. "Wo fängt man da an?" Das traurige Ereignis sei jedoch ein Zeichen, darauf zu achten, ob nicht an manchen Stellen nachgebessert werden müsse.