EVL Landshut

Ein Jahr nach seinem Abschied: Riley Armstrong wartet immer noch auf Geld vom EVL Landshut!


Riley Armstrong spricht im Interview über die Lizenzverweigerung für seinen Ex-Club EVL Landshut. (Foto: Georg Gerleigner)

Riley Armstrong spricht im Interview über die Lizenzverweigerung für seinen Ex-Club EVL Landshut. (Foto: Georg Gerleigner)

Von Fabian Roßmann und Redaktion idowa

Vor einem Jahr hat Riley Armstrong (30) den EVL Landshut Eishockey verlassen. Es folgte ein kurzes Gastspiel in Schweden, ehe er am Ende der vergangenen Saison bei den Heilbronner Falken anheuerte. Nun könnte sein Ex-Club Heilbronn von der Lizenzverweigerung für den EVL profitieren. Wir haben uns mit dem Angreifer unterhalten.

Herr Armstrong, Ihr ehemaliger Verein EVL Landshut bekommt für die kommende DEL2-Saison keine Lizenz. Wie haben Sie davon erfahren?
Riley Armstrong: Meine Frau hat bei Facebook eine Nachricht erhalten, was mit dem Club passiert. Von da an haben mich die folgenden Tage viele ehemalige Teamkollegen darüber informiert, was los war.

Was war Ihre Reaktion darauf?
Armstrong: Ich habe das überhaupt nicht erwartet, dachte, dass Landshut finanziell gut dasteht. Als ich noch dort spielte, kamen während der Saison noch neue Sponsoren und der EVL war über Jahre einer der Top-Vereine in der DEL2. Dazu haben die Fans bei jedem Heimspiel für ein volles Haus gesorgt und die Mannschaft auch auswärts super unterstützt.

Was, glauben Sie, sind die Gründe für die aktuelle Situation?
Armstrong: Ich denke, dass der Grund darin liegt, dass man nicht so gut auf Details geachtet hat. In einem Eishockey-Team geht es nicht darum, dass eine Person den ganzen Ruhm erntet. Man sollte immer Teil des Ganzen sein. Wenn ein Einzelner versucht, sich über das Ganze zu stellen und den ganzen Ruhm für sich haben will und ihm die Dinge über den Kopf wachsen, dann passieren solche schlechten Sachen.

Sie spielen auf Manager Christian Donbeck an...
Armstrong: Gut, nach meiner Auffassung ist Herr Donbeck für die Finanzen und die Verträge der Spieler zuständig. Nach allem, was ich weiß, wäre also auch er dafür verantwortlich, dass der Verein nun finanzielle Probleme hat.

Der EVL ist ein Traditionsverein mit tollen Fans, Landshut eine eishockeyverrückte Stadt. Wie schade ist die aktuelle Situation vor diesem Hintergrund?
Armstrong: Das ist sehr traurig. Ich habe die Videos bei Facebook gesehen, als die Menschen durch die Straßen gelaufen sind und gesungen haben. Dieser Club ist sehr wichtig für Landshut. Die Fans würden zu den Spielen kommen, egal ob man gewinnt oder verliert. Wie ich bereits sagte: Sie haben uns auch auswärts immer unterstützt, auch wenn eine Zehn-Stunden-Tour nach Bremerhaven anstand. Ich fühle mit den Fans. Beim Eishockey kommen sie zusammen und können gemeinsam den besten Sport der Welt schauen.

Ihr letztjähriger Verein Heilbronner Falken könnte von der Landshuter Situation profitieren und in die DEL2 zurückkehren...
Armstrong: Das wäre großartig. Sie haben super Führungskräfte, die ihren Job richtig machen. Meine Familie hat die kurze Zeit in Heilbronn sehr genossen. Sie haben ebenfalls großartige Fans, die das Team während der Relegationsspiele unterstützen und selbst die Niederlagen mit erhobenem Kopf akzeptiert haben. Das bedeutet viel für das Management und die Stadt.

Ihre Frau hat vor wenigen Tagen auf Twitter geschrieben: "Ich denke es ist ausgeschlossen, das Geld des letzten Gehaltschecks noch zu bekommen?" Sie haben ihr letztes Gehalt aus Landshut also noch immer nicht bekommen?
Armstrong: Ja, das stimmt, dass sie das getwittert hat. Wir haben nur einen kleinen Teil unseres letzten Gehalts bekommen. Wir haben immer noch gehofft, auch den Rest zu erhalten, was bislang aber nicht der Fall war. Und wie es aussieht, werden wir das auch nicht mehr bekommen. Ich spiele Eishockey, weil ich den Sport liebe, aber auch, um für meine Familie zu sorgen und Rechnungen zu bezahlen. Deshalb war es sehr enttäuschend, den restlichen Betrag nicht zu erhalten. Aber das Leben geht trotzdem weiter.

Es gibt Gerüchte, dass Gehälter oft zumindest nicht pünktlich gezahlt wurden. Wissen Sie etwas darüber?
Armstrong: Nein, ich bin mir nicht sicher, was bei anderen Spielern passiert ist.

Aber das würde die Atmosphäre im Team sicher nicht fördern...
Armstrong: Ich denke, die Stimmung in der Kabine wäre sicher nicht super, wenn die Spieler ihr Gehalt nicht bekommen. Wenn jemand seinen Job macht, aber nicht dafür bezahlt wird, ist es schwer, am nächsten Tag wieder zur Arbeit zu gehen. Aber die Spieler lieben es, Eishockey zu spielen. Auch wenn sie das Gehalt spät oder nicht bekommen, werden sie auf dem Eis immer arbeiten und das beste aus sich herausholen. Für sie selbst, für die Mannschaft und für die Fans.

Wie intensiv haben Sie die Geschehnisse beim EVL in der letzen Saison noch verfolgt?
Armstrong: Ich bin mit einigen Fans in Kontakt geblieben und habe mich mit einigen Spielern immer wieder ausgetauscht. Dadurch wurde ich immer auf dem Laufenden gehalten, was rund um den Club passiert.

Wie sieht es mit Ihrer persönlichen Zukunft aus?
Armstrong: Heilbronn hat mir nach dem Abstieg in die Oberliga keinen neuen Vertrag mehr angeboten. Nächste Saison werde ich zurück in Salt Lake City in den USA für die Utah Grizzlies spielen. Ich würde gerne nach Europa zurückkehren und hier spielen, weil es eine großartige Erfahrung für jede Familie ist. Ich liebe die deutschen Fans, bei jedem Spiel ist eine super Stimmung. Aber wenn das nicht möglich ist, habe ich in Salt Lake City die Möglichkeit, mir etwas für die Zeit nach dem Eishockey aufzubauen.

Herr Armstrong, vielen Dank für das Interview.
Armstrong: Ich würde meinerseits gerne den Landshuter Fans noch danken, speziell unseren Nachbarn in Kumhausen, Judith und Martin. Jeder einzelne in der Stadt hat mich und meine Familie mit offenen Armen empfangen, haben uns mit der Sprache und der Eingewöhnung sehr geholfen. Ich und meine Familie werden uns immer gerne an Landshut erinnern.