Schlüsseldienst verlangt von 38-jährigem Wörther 1.100 Euro - Tipps zum Schutz vor schwarzen Schafen

Dreiste Abzocke in einer Notsituation


Wohl dem, der ihn nicht vergisst, den Schlüssel. Steckt das gute Stück dann doch auf der "falschen" Seite, sollte man auf einen seriösen Schlüsseldienst achten.

Wohl dem, der ihn nicht vergisst, den Schlüssel. Steckt das gute Stück dann doch auf der "falschen" Seite, sollte man auf einen seriösen Schlüsseldienst achten.

Rums - die Tür fällt zu, aber der Schlüssel ist noch in der Wohnung. Dass ein solches Malheur teuer werden kann, musste am Wochenende ein Mann aus Wörth erfahren. Der gerufene Schlüsseldienst aus dem Landkreis Freising verlangte eine vierstellige Summe - und das nicht zum ersten Mal.

Wie die Polizei in ihrer Pressemitteilung schreibt, ist der Verantwortliche des Schlüsseldienstes seit 1999 "einschlägig bekannt". Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Wucher eingeleitet. Auch der Staatsanwaltschaft Landshut ist der Name des Schlüsseldienstanbieters bereits bekannt. Allerdings ist er nicht vorbestraft, betont Pressesprecher Thomas Steinkraus-Koch.

Was dem 38-jährigen Wörther Samstagvormittag passiert ist, kennt vermutlich jeder. Die Haustür fällt ins Schloss, der Schlüssel steckt von innen. "Weil mein Telefon auch in der Wohnung war, hab ich beim Nachbarn nach einem Schlüsseldienst gegoogelt und einen gefunden, der angab, auch im Bereich Wörth und Niederaichbach tätig zu sein", berichtet der Geschädigte Rainer Geier. Eine Stunde später war ein Mann da, der ihm gleich zwei Zettel unter die Nase hielt. Auf dem einen stand die Summe für einmaliges Türöffnen: 150 Euro. "Ich fragte nochmals nach, ob das der Betrag sei, den ich zu zahlen hätte; er bejahte und meinte recht patzig, wenn ich unterschreibe, könne er endlich anfangen", erzählt Rainer Geier weiter.

1 100 Euro lautete der Rechnungsbetrag

Da es sich laut Aussage des Schlüsseldienstleisters um ein Sicherheitsschloss handelte, bohrte er den Zylinder auf und bot Rainer Geier an, gleich einen neuen Zylinder einzubauen. Als er ihm dann nach einer halben Stunde Arbeit die Rechnung präsentierte, traute der 38-Jährige seinen Augen nicht: 664 Euro fürs Türöffnen und 446 Euro für den Aus- und Einbau des Schlosses. "Da tauchten dann so Einzelposten auf wie zweimal 45 Euro für zwei Sprüher Öl, 150 Euro Wochenendzuschlag für das Türöffnen und noch mal 120 Euro Wochenendzuschlag für den Einbau des neuen Schlosses sowie jeweils 216 Euro für die Hin- und Rückfahrt", nennt der 38-jährige Wörther einige Beispiele, die ihn dann auch bewogen, die Rechnung nicht zu zahlen und die Polizei zu rufen.

Die Beamten hätten vor Ort dann festgestellt, dass es sich nicht um ein Sicherheitsschloss, sondern um ein normales Schloss handelt. "Vermutlich hätte man den Zylinder also schon mal nicht aufbohren müssen", stellt Rainer Geier fest.

Nachdem der Schlüsseldienstleister den neuen Zylinder wegen der nicht bezahlten Rechnung wieder ausgebaut und mitgenommen hat, ist Rainer Geier selbst in den Baumarkt gefahren - und siehe da: "Hier hat das Schloss 34 Euro gekostet und nicht 170 Euro wie auf der Rechnung vermerkt."

In der Branche sind solch schwarzen Schafe bekannt, es gibt vonseiten der Innung aber kaum Möglichkeiten gegen sie vorzugehen. Dagegen können die "Kunden" einige Regeln beachten, um einer Abzocke zu entgehen. "Jeder sollte sich die Zeit nehmen und in Ruhe Telefonnummern von lokalen Schlüsseldiensten recherchieren, um diese dann im Notfall parat zu haben", empfiehlt Peter Riedeberger, Mitinhaber des Ergoldinger Schlüsseldienstes Henkels. Oft wähle man in der Not die erstbeste Nummer, die im Telefonbuch steht, was Abzocker wissen und ausnutzen, indem sie sich entsprechend präsentieren. Dann sei gar nicht ersichtlich, dass sie von weiter her, wie im beschriebenen Fall aus dem Nachbarlandkreis, kommen. "Die Schlüsseldienste hier in und um Landshut sind seriös", betont Peter Riedeberger.

Seriöse Schlüsseldienste bieten marktübliche Preise

Der Preis, inklusive der Anfahrtskosten, wird in der Regel vorab telefonisch vereinbart und orientiert sich an den marktüblichen Preisen. So verlangt das Unternehmen Henkels beispielsweise für eine gewöhnliche Türöffnung werktags zu den üblichen Geschäftszeiten 75 Euro. Feiertags verdoppelt sich der Preis. Hinzu kommt eine Pauschale für die Anfahrtskosten, die je nach Länge variiert.

"Wenn ein auffälliges Missverhältnis zwischen Leistung und Preis vorliegt, besteht der Verdacht auf Wucher", erklärt Polizeipressesprecher Stefan Scheibenzuber vereinfacht die Rechtslage. Als grobe Richtschnur gehe man vom handelsüblichen Marktpreis aus. Liege der geforderte Betrag um mehr als 100 Prozent darüber, bestehe der dringende Tatverdacht auf Wucher und eine entsprechende Anzeige werde an die Staatsanwaltschaft für weitere Ermittlungen weiter geleitet.