Landshut/Vilsbiburg/Dingolfing

220.000 Bürger in 24 Stunden: Ausweitung der Schutzzone rund um das Atomkraftwerk


Nach der Ausweitung der Schutzzone soll auch Landshut im Evakuierungsgebiet sein. (Fotos: Klaus Leidorf)

Nach der Ausweitung der Schutzzone soll auch Landshut im Evakuierungsgebiet sein. (Fotos: Klaus Leidorf)

Die nukleare Katastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Daiichi im März 2011 hat die Debatte um Atomkraft auch hierzulande befeuert. Die Zahl der Atomkraftgegner stieg, die Regierung reagierte: 2022 soll das letzte Kraftwerk vom Netz gehen. Als weitere Folge des japanischen Gaus sollten auch die Katastrophenschutzpläne überarbeitet werden. Bislang ist aber noch nicht viel passiert. Das geht aus einer Pressemitteilung der Grünen Landtagsabgeordnete Rosi Steinberger hervor.

Im Innenausschuss des Bayerischen Landtags wurde auf Antrag der Grünen zu den veränderten Katastrophenschutzplanungen an Atomstandorten Bericht erstattet: "Leider weiß die Bayerische Staatsregierung noch nicht viel", so Steinberger. Eines sei aber klar: Der Radius des Evakuierungsgebiets soll von zehn auf 20 Kilometer ausgeweitet werden. Das schließt Landshut, Vilsbiburg und Dingolfing mit ein.

Eine logistische Herausforderung: Waren bisher etwa 35.000 Menschen betroffen, die innerhalb von 24 Stunden evakuiert werden müssen, erhöhe sich die Zahl mit der Erweiterung auf rund 220.000 Betroffene. Würde nun der Radius erweitert, würde sich die Zahl der betroffenen Bürger also um mehr als das sechsfache erhöhen. Genau lasse sich das laut einer Stellungnahme der Regierung von Niederbayern aber nicht sagen, denn die Grenzen des Planungsgebiets müssten erst noch festgelegt werden. Und: Wie viele Personen in einem Ereignisfall tatsächlich evakuiert werden, richtet sich nach dem jeweiligen Ereignis.

Es ist möglich, dass die Evakuierung nur in Teilen des Planungsgebiets notwendig ist, teilt die Pressesprecherin auf Nachfrage mit. Um solche Maßnahmen gezielt einleiten zu können, werde das Gebiet in zwölf Sektoren eingeteilt. Es ist aber auch möglich, dass noch einzelne kleinere Gebiete außerhalb des eigentlichen Planungsgebiets evakuiert werden müssen. Eine Herausforderung stellen Senioren- und Behinderteneinrichtungen sowie Krankenhäuser dar. Auch müssen geeignete Objekte für zusätzliche Notfallstationen und Aufnahmeeinrichtungen - außerhalb des 20-Kilometer-Radius - für die Evakuierten gefunden werden.

Nur 50 Prozent versorgt
Ebenfalls eine Herausforderung: Alle Bundesländer müssten laut Planung Aufnahmekapazitäten von einem Prozent der Bevölkerung vorhalten, so Steinberger in der Pressemitteilung. Das sind in Bayern 120.000 Plätze für eine Evakuierung, damit sind dann gerade einmal 50 Prozent der Menschen in der Region Landshut versorgt.