Anmerkungen

Erinnerungen wachhalten


Als ich neulich im Zuge der Arbeit an den beiden Artikeln zum Thema "90 Jahre Bücherverbrennung" die Ehre hatte, mich mit zwei sehr angenehmen Menschen über ein Thema zu unterhalten, das uns in gewisser Weise verbindet, kam mir ein Detail aus meiner Jugendzeit wieder in den Sinn, an das ich länger nicht gedacht hatte. Je mehr sich der Gedanke aus den Tiefen meines Unbewussten entfaltete, desto klarer wurde die Erinnerung: Es war irgendwann in den späten Frühlingstagen des Jahres 1985, als ich in einem großen Magazin einen Artikel über den damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker fand. Es ging um seine epochale Rede zum 8. Mai im Rahmen der Gedenkveranstaltung im Plenarsaal des Deutschen Bundestages zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa. Auf einer Seite des Magazins war ein Zitat aus dieser Rede abgedruckt. Ich hatte die Seite herausgelöst, um sie in einem Bilderrahmen über meinen Bett aufzuhängen. Im Gespräch mit den Herren Rettenbeck und Jablonski durfte ich das Zitat wiedergeben, das mich sicher mein ganzes Leben begleiten wird: "Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder blind für neue Ansteckungsgefahren."

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