Johanniter in Ostbayern geben Tipps
Richtig retten beim Badeunfall

Dommel
Bei Menschen, die aus dem Wasser gerettet werden, besteht zusätzlich die Gefahr einer Unterkühlung.

Die warmen Temperaturen locken dieser Tage Sonnenanbeter an Meeresstrand, Baggersee, Weiher sowie Freibad. Das kühle Nass verspricht Erfrischung. Doch viele unterschätzen die Gefahren des Wassers: Mindestens 417 Menschen ertranken im Jahr 2019 (Quelle: Statista/DLRG). Dabei ist ein Großteil der Badeunfälle sogar vermeidbar. "Mutproben wie Kopfsprünge in Gewässer, zu viel Alkohol oder das Überschätzen der eigenen Kräfte führen häufig zu lebensgefährlichen Situationen im Wasser", erklärt Dr. Andreas Spall, Standortarzt der Johanniter in Ostbayern. Besonders gefährdet sind Kleinkinder - für sie wird selbst ein Gartenteich oder ein Planschbecken zum Risiko, wenn sie dort unbeaufsichtigt spielen.
Gerät ein Mensch im Wasser in Not, sollten Helfer zuerst den Rettungsdienst über die 112 alarmieren. "Die Retter bringen sich leicht selbst in Gefahr, wenn sie versuchen, Ertrinkende aus dem Wasser zu ziehen, sofern sie keine ausgebildeten Rettungsschwimmer sind", so Spall weiter.
Sofort den Rettungsdienst alarmieren
"Direkten Körperkontakt nach Möglichkeit vermeiden. Denn in seiner Angst kann der Ertrinkende um sich schlagen oder durch Klammern den Rettenden unter Wasser ziehen. Lieber einen schwimmenden Gegenstand reichen, am besten einen Rettungsring, und sie dann an Land ziehen." Schnelle Erste Hilfe ist lebenswichtig. "Bewusstlose, die normal atmen, werden in die stabile Seitenlage gebracht. Dafür wird der Kopf überstreckt, der Mund geöffnet und das Kinn auf dem Handrücken abgelegt. Das untere Knie ist angewinkelt. Dann die Atmung regelmäßig überprüfen", so Spall weiter. "Wenn der Gerettete nicht oder nicht normal atmet, beispielsweise langsam oder schnappend, müssen Ersthelfer sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen, bis der Rettungsdienst kommt."
Keine Angst vor der Wiederbelebung
"Wir wollen alle Menschen ermutigen, die Wiederbelebung durchzuführen", erklärt Spall. "Dabei kann man nichts falsch machen. Nichts zu tun, ist für den Patienten viel gefährlicher. Denn Sauerstoffmangel verursacht irreparable Hirnschäden." Wer regelmäßig Erste-Hilfe-Kenntnisse auffrischt, ist in Notsituationen viel souveräner. "Für die Herz-Lungen-Wiederbelebung gilt es, den Oberkörper des Betroffenen freizumachen, die Handballen in der Mitte des Brustkorbes anzusetzen und das Brustbein gut fünf Zentimeter tief in Richtung Wirbelsäule zu drücken. Den Rhythmus der Druckmassage kann man sich passenderweise mit dem Lied ‚Staying Alive' von den Bee Gees merken, also ein- bis zweimal je Sekunde drücken, 30-mal, dann zwei Atemspenden, dann wieder 30 Druckmassagen, immer im Wechsel", sagt Spall. Bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung fremder Personen kann derzeit auf eine Atemspende verzichtet werden, wenn man Sorge hat, sich zu infizieren.
"Wer im Moment auf die Atemspende verzichtet, sollte wenigstens die Herzdruckmassage kontinuierlich durchführen. Auch das versorgt das Gehirn noch eine gewisse Zeit mit dem lebensnotwendigen Sauerstoff im Blut", so Spall. Als Ersthelfer kann man während der Corona-Pandemie auch in Betracht ziehen, ein Tuch oder ähnliches über Mund und Nase des Betroffenen zu legen. Dies kann das Risiko einer Ausbreitung des Virus in der Luft während der Kompression verringern.
Bei Menschen, die aus dem Wasser gerettet werden, besteht zusätzlich die Gefahr einer Unterkühlung. "Die gerettete Person sollte auf jeden Fall mit Handtüchern, Decken oder trockener Kleidung gewärmt werden - am besten mit einer Rettungsdecke", rät er. Die Johanniter empfehlen, alle zwei Jahre das Wissen aufzufrischen.
Info
Nähere Informationen zu Erste-Hilfe-Kursen erhalten Interessierte bei den Johannitern in Ostbayern unter Telefon 09 41/4 64 67-1 10. -red-








