Niederbayern/Oberpfalz

Kuriose Ortsnamen: Wenn das Himmelreich bei Landshut liegt und man in Weiding nur Gschieß hat


Mit Exkrementen hat der Ortsname nichts zu tun, sondern vielmehr mit der Giebelseite. (Foto: pah)

Mit Exkrementen hat der Ortsname nichts zu tun, sondern vielmehr mit der Giebelseite. (Foto: pah)

Himmelreich, Gschieß, Elend: Niederbayern und die Oberpfalz sind voll von solch kuriosen Ortsnamen. Was haben sich die Gemeindeväter von damals bloß dabei gedacht? Eine Spurensuche.

Das Himmelreich liegt in Bodenkirchen, in Gerzen das Paradies. Ein Grund, die Koffer zu packen und in den Landkreis Landshut zu ziehen, ist das aber wohl nicht. Denn: Auch Ortsnamen gehen mit der Mode und sie halten nicht immer, was der Name zu versprechen scheint. Die Bewohner selbst nehmen meist gar nicht wahr, wie ungewöhnlich der Name ihres Ortes ist. Das liegt manchmal auch daran, dass er von Einheimischen oft völlig anders ausgesprochen wird.

Gschieß etwa, ein Weiler in der Gemeinde Weiding im Landkreis Cham, wird von Ortskundigen nicht mit -ie wie in "Brief" gesprochen, sondern mit -ey wie in "hey du". Mit Exkrementen hat der Name nicht einmal ansatzweise etwas zu tun: "Dem Namen liegt das althochdeutsche Wort ,scioz' für die Giebelseite am Hause zugrunde", heißt es in der Weidinger Gemeindechronik, die Bürgermeister Daniel Paul auf die Frage nach dem ungewöhnlichen Ortsnamen hin gleich mailt. Ein Bild darin illustriert, was gemeint ist: Das Wohnhaus eines landwirtschaftlichen Anwesens steht mit der Frontseite straßenwärts auf einem Hügel. Wer von der Straße aus dem Tal Richtung Weiding kommt, sieht als Erstes die mächtige Giebelseite.


Etwas mehr Fantasie ist nötig, um Namen wie Himmelreich oder Paradies nachvollziehen zu können. Heimatkundler Peter Käser aus Bodenkirchen im Landkreis Landshut verweist hier ebenso wie Dr. Reinhard Bauer vom Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern auf das Flurnamenkunde-Buch von Joseph Schnetz. Der gebürtige Wiener gilt als einer der bedeutendsten Namenforscher im deutschsprachigen Raum. Ihm zufolge gehen Himmelreich, Paradies, Vogelsang oder Rosengarten auf die Minnesängerzeit zurück, in der man gern einen poetisch-verklärten Blick auf die Welt warf. Himmel und Hölle liegen auch anderswo in Ostbayern nah beieinander: In Brennberg im Landkreis Regensburg zum Beispiel gibt es sowohl den Ortsnamen Himmelmühle und Himmelthal als auch Höllmühle. Im Landkreis Straubing-Bogen gibt es in den verschiedensten Gemeinden die Orte Hölldorf, Höllberg, Höllgrub und Höllhaus.

Mehr dazu lesen Sie am Samstag, 18. April, in Ihrer Tageszeitung.

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Hier geht's Richtung Himmelreich. (Foto: Harald Schwarz)

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Elend, Jammer, Noth und Mauth: Die kuriosen Ortsnamen bezeichnen Weiler im Landkreis Cham. (Foto: pah)

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Bayern liegt im Süden Deutschland, Baiern nördlich von Abensberg im Landkreis Kelheim. (Foto: Michael Betz)