Trauer in Cham

Evelyne Straßer im Alter von 75 Jahren gestorben


Den Duden immer in Griffweite: So werden ihre Kollegen bei der Chamer Zeitung Evelyne Straßer in Erinnerung behalten.

Den Duden immer in Griffweite: So werden ihre Kollegen bei der Chamer Zeitung Evelyne Straßer in Erinnerung behalten.

Sie war ein Genuss-Mensch, ein Feingeist, lange Zeit eine Sportskanone. Sie legte Wert auf ein gepflegtes Äußeres, war einem guten Gespräch nie abgeneigt und stand zu ihrem Wort. Als Korrekturleserin der Chamer Zeitung war sie zudem bis zuletzt auf Fehlerjagd. Diese ist nun zu Ende gegangen: Evelyne Straßer ist gestorben. Nach kurzer, schwerer Krankheit fiel sie in der Nacht auf Donnerstag im Alter von 75 Jahren in einen Schlaf, aus dem sie nicht mehr erwacht.

In der Redaktion der Chamer Zeitung war sie mehr als nur die Korrekturleserin, die ihre Kollegen von der schreibenden Zunft an zwei Tagen die Woche mit ihren kleinen Fehlern und Unzulänglichkeiten konfrontieren durfte. Sie war eine Institution, seit 23 Jahren an Bord - und dem Verlag und der Redaktion aufs Engste verbunden.

Mit der gleichen Hingabe, wie sie die Zeitung von morgen mit den nötigen Kommas und Genitiven ausstattete, hütete sie die Kaffeekasse und forderte versprochene und längst überfällige Kuchenspenden ein. Denn eines stand für Evelyne Straßer außer Frage: Ohne eine vernünftige Tasse Kaffee können keine guten und fehlerfreien Texte entstehen. Und ein Stück Kuchen stört dabei auch nicht.

Aber nicht nur als Korrekturleserin, auch als freie Mitarbeiterin hat Evelyne Straßer viele Jahre die Chamer Zeitung mitgestaltet. Dabei war sie vor allem für kulturelle Belange immer schnell zu begeistern. Das Cordonhaus war über lange Zeit ihr Revier. Aber auch beim alljährlichen Ostereierpecken oder bei Terminen der Frauenunion war sie Stammgast. Genau wie bei den Altstadtfreunden, denen sie selbst angehört hat.

Die Leidenschaft für das Kulturelle und Historische teilte sie mit ihrem Mann Willi Straßer, der bereits 1999 im Alter von 74 Jahren gestorben ist. Willi Straßer war Kreisheimatpfleger, Historiker und Geschichtsforscher. Die Liebe zu ihrem 22 Jahre älteren Mann brachte Evelyne Straßer nach Cham.

Zuvor hatte sie, die aus Regensburg stammte, Kunstgeschichte studiert. Als Angestellte der Süddeutschen Zeitung war sie bereits mit der Arbeit in einer Redaktion in Kontakt gekommen. Diesen Faden nahm sie in Cham wieder auf.

Es war eine Beschäftigung, die ihrem breit gefächerten Interesse Rechnung trug. Denn Evelyne Straßer war ein Mensch, der wissen wollte, was in der Welt los ist. Sie war politisch interessiert und las leidenschaftlich gerne alles, was es in Deutschland an qualitätvollem Journalismus gibt. Und genauso gerne diskutierte sie mit anderen die politischen Entwicklungen in Deutschland und der Welt. Das Lösen der wöchentlichen Rätsel aus Zeit und Süddeutscher Zeitung gehörten fest zu ihrem Wochenprogramm.

Aber sie war nicht nur ein Kind des Geistes, auch der Sport hatte einen festen Platz in ihrem Leben. Im Erwachsenenalter spielte sie gerne Tennis - in den 80er Jahren bei der Damenmannschaft des TC Rot-Weiß Cham sowie bei der DJK Altenmarkt. Als Kind und Jugendliche hatte ihre Leidenschaft dem Ballett gehört. Sie liebte Schwanensee.

Nach dem Tod ihres Mannes wurde es ruhiger in Evelyne Straßers Leben. Ihr Interesse an der Welt aber blieb bestehen. Dieses stillte sie auch auf Reisen oder Ausflugsfahrten mit ihrem Golf-Cabrio.

Die Arbeit bei der Chamer Zeitung, die sie bis vor wenigen Wochen ausübte, waren ihr ein wichtiger Anker. Gerne kombiniert mit einem guten Mittagessen im "Bräupfandl". Denn ein feines Essen zu Mittag und ein Nachmittag mit den News von morgen: Das war bis zuletzt ein Sonntag nach Evelyne Straßers Geschmack.