Mehr als Trabi

Das andere Deutschland und seine Autos


Die Autobauer in der DDR hatten mehr drauf als nur Trabant und Wartburg. Eine kleine Auswahl davon findet sich in der Bildergalerie.

Die Autobauer in der DDR hatten mehr drauf als nur Trabant und Wartburg. Eine kleine Auswahl davon findet sich in der Bildergalerie.

DDR ist gleich Trabi und Wartburg? Weit gefehlt. Auch die Autobauer des Ostens haben sich während der 40 Jahre Gedanken gemacht, wie sie die Menschen in Bewegung bringen können. In der Bildergalerie findet sich eine Auswahl an motorisierten Fahrzeugen, die auf den Straßen Ostdeutschlands rollten.

Zwei junge Pösinger sind begeisterte Fans dieser Vehikel und schrauben an den Kultmobilen aus Ostdeutschland herum.

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Der IFA F9 vormals als EMW 309 ist ein Dreizylinder-Mittelklassewagen, der von 1950 bis 1953 von den Bändern in Zwickau rollte. Entworfen wurde das Auto aber schon wesentlich früher. 1940 war die Markteinführung geplant, der Krieg verhinderte dies jedoch. Erst 1948 wurde der F9 bei der Leipziger Frühjahrsmesse vorgestellt, war dort aber eines der ersten Nachrkriegsmodelle. Erhältlich als Limousine, Kombi, Cabrio oder Cabrio-Limousine bewegten die 30 PS aus 0,9 Liter Hubraum rund 900 bis 960 PS.

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Der Wartburg 311 war das Auto, das auch außerhalb der DDR für Aufsehen sorgte. Zwischen 1955 und 1965 wurde es hergestellt und gefiel vor allem wegen seiner Karosserie. Das Auto half dem Regime so bei der Beschaffung von Auslandsdevisen. Der Mittelklassewagen holte aus drei Zylindern und bis zu einem Liter Hubraum maximal 50 PS. Erhältlich war das knapp eine Tonne wiegende Auto als Limousine, Kombi, Coupé, Kübelwagen oder Pick-up.

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Der Trabant P50 brachte die Massenmotorisierung in der DDR in Fahrt. Zwischen 1958 und 1962 wurde er hergestellt und auch hier kam als Material für die Karosserie ein baumwollverstärktes Phenoplast zum Einsatz. Allerdings war der Kleinwagen - anders als der AZ P70 - mit einem Stahlgerüst statt einem Gerippe aus Holz ausgerüstet. Interessenten hatten die Wahl zwischen Kombi, Limousine und Kastenwagen, die mit ihren 0,5-Liter-Motoren bis zu 20 PS leisten konnten und so die rund 620 Kilo Gewicht auf maximal 100 km/h beschleunigten.

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Der IFA F8 ist der Nachfolger des DKW F8, der während des Weltkriegs über die Reichsautobahnen fuhr. Als einer der Frontwagen, die ab 1931 in den Werken hergestellt wurden, nahm der F8 seinen Platz in der Autogeschichte ein. Zwischen 1949 und 1955 kam er aus den Audiwerken Zwickau, um als Limousine, Pick-up, Kombi oder Cabrio seine Passagiere ans Ziel zu bringen. Dies tat er mit einem 0,7-Liter-Motor, welcher mit rund 20 PS 750 bis 900 Kilogramm zu ziehen hatte.

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Der Sachsenring P240 sollte auf Wunsch von ZK-Generalsekretär Walter Ulbricht mit dem Mercedes 220 konkurrieren. Dafür scheute die DDR-Führung keine Kosten. Zwölf Millionen DDR-Mark gingen allein in die Entwicklung von Werkzeugen, die den Bau des Oberklasseautos ermöglichen sollten. Zwischen 1956 und 1959 schraubten denn auch die VEBs am 1,5 Tonnen schweren Wagen, der als Limousine, Kombi oder Cabrio zu haben war. Aufgrund diverser Schwierigkeiten war dem Fahrzeug das Aus beschieden. Sein Otto-Motor leistete mit 2,4 Liter Hubraum etwa 80 PS.

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Der AWZ P70 kommt als einer der ersten Serienwagen mit einer Kunststoffkarosserie daher. Allerdings ist es anders als bei der amerikanischen Corvette kein Fiberglas, sondern Baumwollkurzfasern verstärkt durch Phenolharz. Die Duroplastschalen kommen auf ein Holzgerippe, was in 800 Kilogramm mündet. Diese Bauweise ist allerdings nicht tauglich, um die Massenmotorisierung in der DDR voranzutreiben. Gebaut wird der AWZ P70 zwischen 1955 und 1959. Der 0,7-Liter-Motor leistet 22 PS.

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Der EMW 340 wurde in den Eisenacher Motorenwerken zwischen 1949 und 1955 produziert. Die Basis des Fahrzeugs bildete die Vorkriegsversion des BMW 324. Erhältlich war der Mittelklassewagen als Kombi, Limousine und Kombi. Er kam unter anderem als Liefer- und Sanitätswagen zum Einsatz. Der Ottomotor mit zwei Liter Hubraum leistete 54 PS und bewegte dabei rund 1,2 Tonnen.

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Der Trabant P 601, hier als Modell abgebildet, war das dritte und meistgebaute Modell der Trabantserie. Zwischen 1964 und 1990 rollte er vom Band. Der Zweitaktmotor holte aus 0,6 Liter Hubraum bis zu 26 PS, die das bis zu 650 Kilogramm schwere Automobil in Fahrt brachten. Es gab den 601er als Limousine, Kombi oder Kübelwagen. Auch in dieses Modell wurde eine Duroplast-Karosserie verbaut. Wider erwarten mancher West-Politiker nach dem Mauerfall, erwies sich das Fahrzeug sogar als recht stabil. Crashtests zeigten, dass sich der Trabant P 601 ähnlich verformte wie ein Polo I oder Golf II.

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Der DDR-Sportwagen Melkus RS 1000 geht auf die Idee von Rennfahrer Heinz Melkus zurück, der den britischen Rennwagen Lotus Eltus nachempfinden wollte. Mit dem Coupé realisierte er diesen Wunsch. Basierend auf dem Wartburg 353 entstand ein Fahrzeug, das bei knapp 1,1 Liter Hubraum 90 PS Leistung erzeugt. Damit werden die 850 Kilo angeschoben und auf Tempo gebracht. Für 30.000 Euro war der Sportwagen zu haben. Zwischen 1969 und 1979 wurden 101 Stück davon gebaut.

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Das DDR-Krankenfahrzeug Duo hat eine lange Entwicklungsgeschichte. Vorgestellt wurde ein erstes Modell bereits 1954, dieses konnte dann jedoch nicht überzeugen. Ab 1970 aber gab es die Modelle Duo 4, 4/1 und 4/2, bei denen schließlich auch die Leistung überzeugte. Die dreirädrigen Fahrzeuge leisteten mit ihrem 150 Kubikzentimeter Motor bis zu 3,6 PS und beschleunigten das Gefährt auf bis zu 60 km/h.

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Der letzte Trabant kommt mit der Nummer 1.1 daher. Noch im Herbst 1989 wurde das Gefährt vorgestellt - nach 26 Jahren Entwicklungszeit. Damit war er nicht mehr auf der Höhe der Zeit und war mit 18.900 Mark dann auch gleich nochmal 6.000 Mark teurer als ursprünglich geplant. Dass er im Vergleich zum den Vormodellen einen deutlich leistungsstärkeren Motor hatte (1,1 Liter, 41 PS) tat dabei nur noch wenig zur Sache. Das 700 Kilogramm schwere Stück DDR-Technik rollte in den Jahren 1990 und 1991 39.474-mal vom Band. Den letzten erhielt Musiker Udo Lindenberg.