„Mittelschulen werden unterschätzt“

Im Gespräch mit Andy Leifeld, Bezirksschülersprecher für die Mittelschulen der Oberpfalz


Andy Leifeld fährt in seiner Freizeit gerne Motocross.

Andy Leifeld fährt in seiner Freizeit gerne Motocross.

Von Kerstin Weinzierl

Mit Helm, Stiefeln, Handschuhen, Knie-, Rücken- und Brustprotektoren auf seiner Kawasaki KXF250 - so kennen ihn seine Freunde. Das Motocrossfahren ist die Leidenschaft des 15-jährigen Andy Leifeld aus Haibühl, einem Ortsteil der Gemeinde Arrach im Landkreis Cham. Auf der Motocross-Strecke in Zettisch gibt er alles. Und genauso leidenschaftlich engagiert sich Andy für die Mittelschulen in der Oberpfalz. Seit November 2013 ist er Bezirksschülersprecher und als solcher überzeugt davon, dass die Mittelschule "eine starke Schule" ist. Im Interview spricht er über sein Amt, die Mitspracherechte der Schüler und die seiner Meinung nach unterschätzte Mittelschule.

Freistunde: Welche Aufgaben hat ein Bezirksschülersprecher?

Andy Leifeld
: Als Bezirksschülersprecher kümmerst du dich ebenso wie ein Schülersprecher an deiner Schule um die Anliegen und Probleme deiner Mitschüler. Auf Bezirksebene geht es darum, die Anliegen aller Oberpfälzer Schüler zu bündeln und zu koordinieren. Großes Thema ist auch die Verankerung der Arbeit der Schülermitverantwortung (SMV) an den Schulen. Wir tauschen uns auf Facebook und WhatsApp über die SMV-Projekte an den Schulen aus und holen uns auf diese Weise Anregungen.

Was reizt dich an dieser Aufgabe?

Andy Leifeld: Ich bin schon seit Jahren Klassensprecher, war in der achten Klasse zweiter Schülersprecher und stellvertretender Landkreis-Schülersprecher und habe in dieser Zeit viele Erfahrungen gesammelt. Ich habe gemerkt, dass es mir ungeheuer viel Spaß macht, SMV-Projekte umzusetzen.

Ist das nicht ein enormer Zeitaufwand, den du hier investierst?

Andy Leifeld: Es geht schon viel Zeit drauf. Wir treffen uns etwa einmal pro Woche schulintern, um Aktionen zu koordinieren. Auf Landkreisebene kommen wir ein- bis zweimal im Jahr zusammen, ebenso auf Bezirksebene. Zusätzlich wird Vieles, wie gesagt, über Facebook und WhatsApp organisiert. Das ist ganz schön zeitaufwendig, aber ich mache es gerne.

Welche Möglichkeiten und Rechte hat ein Bezirksschülersprecher, seine Anliegen durchzusetzen?

Andy Leifeld: Rechte habe ich auch nicht mehr als ein normaler Schüler. Aber ich habe durchaus mehr Einfluss und mehr Kontakte. So gebe ich die Interessen der anderen Schüler zum Beispiel an den Vertrauenslehrer an unserer Schule weiter oder an Rainer Lacler von der Mittelschule Lauterhofen. Er ist für die Wahl der Bezirksschülersprecher zuständig und unterstützt uns bei unserer Arbeit.

Haben SMV und Schüler ein tatsächliches Mitspracherecht in unserem Schulsystem oder existiert es nur auf dem Papier?

Andy Leifeld: Ja, die SMV hat durchaus Mitspracherecht, was das Schulleben anbelangt. Dieses Recht können die SMV-Teams an ihren eigenen Schulen nutzen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Lehrer hier sehr kooperativ zeigen. An unserer Schule arbeitet die SMV außerdem mit einer Sozialpädagogin zusammen, die uns hilft, unsere Anliegen auf den Tisch zu bringen.

Welche konkreten Projekte hast du mit eurer SMV bereits realisiert?

Andy Leifeld: Ich habe an meiner Schule zusammen mit der SMV vieles bewirkt. Dazu gehört zum Beispiel die Planung von Veranstaltungen oder Events wie eine Valentinsaktion, Nikolausaktion für die jüngeren Schüler (Klasse 5 bis 7) oder ein Fußballturnier für die ganze Schule.

Thema Mittelschule: Ist die Mittelschule eine starke Schulart, die Zukunft hat? Was entgegnest du Kritikern, die die Mittelschule als "Restschule" abstempeln?

AndyLeifeld: Die Mittelschule ist auf jeden Fall eine starke Schule. Man hat genauso wie an anderen Schulen alle Möglichkeiten, an weiterführende Schulen zu wechseln. Die Mittelschule punktet auch mit einer guten Berufsorientierung. Man bekommt die Gelegenheit, zahlreiche Praktika zu absolvieren oder im Rahmen des Unterrichts an Veranstaltungen teilzunehmen wie zum Beispiel an der Ausbildungsmesse "Azubi live". Außerdem lernt man in keiner anderen Schulart so viel über das Handwerk wie an der Mittelschule - auch wenn ich persönlich Handwerkliches hasse. Ich finde, dass viele die Mittelschule unterschätzen und gar nicht wissen, wie weit man mit einem guten Abschluss der Mittelschule kommen kann. Meiner Meinung nach gibt es auch immer wieder Arbeitgeber, die die Mittelschüler unterschätzen.

Du sprichst von einer "starken Schule". Siehst du auch Defizite?

Andy Leifeld: Unsere Schulart bietet leider keine zweite Fremdsprache als Fachzweig an. Man kann zwar an vielen Schulen tschechisch lernen, da wir ja direkt an der Grenze leben, aber einen Fremdsprachen-Zweig zum Beispiel mit Französisch gibt es nicht. Dafür hat die Mittelschule aber andere Zweige, die entweder in den sozialen, wirtschaftlichen oder in den handwerklichen Bereich führen.

Eine persönliche Frage zum Schluss: Welche Pläne hast du für dich geschmiedet?

Andy Leifeld: Ich werde die Schule 2015 mit dem mittleren Bildungsabschluss verlassen. Dann möchte ich eine Karriere als Versicherungsfachangestellter beginnen. Mein Hobby Motocross sollte natürlich auch in Zukunft nicht zu kurz kommen. Deswegen werde ich an den Wochenenden wieder fleißig trainieren und viel fahren.

Bezirksschülersprecher

Der Bezirksschülersprecher für Mittelschulen wurde im November 2013 bei einer Tagung im Schloss Spindlhof in Regenstauf gewählt. Dazu waren von der Regierung der Oberpfalz die Landkreis- und Stadtschülersprecher aus dem Regierungsbezirk eingeladen. In geheimer Wahl wurde Andy Leifeld zum Bezirksschülersprecher und Malik Bülbül aus Weiden als sein Stellvertreter gewählt.