Kurs in Bad Kötzting

Harze helfen Bäumen - und auch Menschen

Harze helfen bei Husten, Hexenschuss und bei offenen Wunden - das erklärte Kräuterpädagogin Elke Kropf bei einem Kurs im Bad Kötztinger Sinocur-Präventionszentrum. Sie zeigte den Teilnehmern, wie man Lippenbalsam und Pechsalben anrührt.


Das Harz der Fichte gilt als Weihrauch des Bayerischen Waldes.

Das Harz der Fichte gilt als Weihrauch des Bayerischen Waldes.

"Es gibt nichts Besseres", davon war ein Kursteilnehmer überzeugt. Er war als einziger männlicher Zuhörer in das Sinocur-Präventionszentrum gekommen, um den Infos von Kräuterpädagogin Elke Kropf zu lauschen und selbst eine Pechsalbe anzurühren. Er vertraut bei sämtlichen Verletzungen auf die heilende Wirkung von Baumharzen, da sei es gut, wenn man ein kleines Döschen der "Wundercreme" daheim hat und die Rezeptur kennt.

Natürliche Heftpflaster für Bäume und Menschen

Das Wissen um die Wirkung von Harzen sei nach dem Zweiten Weltkrieg immer mehr in Vergessenheit geraten, erklärte Elke Kropf aus Patersdorf ihren 14 Kursteilnehmern. Immer öfter greife der moderne und bequeme Mensch zu Pillen, statt auf die Volksheilkunde zu vertrauen. Der Grund: "Dafür ist heute keine Zeit mehr."

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Verströmen einen angenehmen Geruch: zum Tee aufgebrühte Fichtenzweige.

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Fichtennadeln aus dem Mörser verarbeitet Elke Kropf in der Küche und bestreicht damit Blätterteigstangerl.

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Elke Kropf kennt sich aus mit Baumharzen: Unter anderem verräuchert sie getrocknete Pechstückchen.

Auch wenn die "uralte Harzmedizin, die sogar schon die Neandertaler angewendet haben, sehr faszinierend ist", sei die Herstellung von Salben und Tinkturen doch mit einem gewissen Aufwand und viel Muße verbunden. Schließlich gilt es, die Harzperlen im Wald zu entdecken und zu sammeln, um sie dann in der Küche weiter zu verarbeiten. Dass sich der Einsatz aber lohnt, zeigte Kropf anhand der positiven Wirkungen von Harzen bzw. Pech auf: "Es wirkt bei Bäumen wie ein Heftpflaster, die genauso mit pathogenen Feinden kämpfen wie wir Menschen." Laut der Referentin sei Pechsalbe die einzige Creme, die aufgrund ihrer desinfizierenden Wirkung direkt auf offene Wunden aufgetragen werden kann. Doch nicht nur bei Schnittverletzungen, auch bei Hexenschuss, Muskelkater und Verspannungen seien die durchblutungsfördernden ätherischen Öle und Harzsäuren (Terpenoide) empfehlenswert. Als Balsam auf die Brust aufgetragen, lösen sie Schleim bei Husten.

Weihrauch des Bayerischen Waldes

Harze aus dem Oman, aus Indien, Äthiopien oder Somalia - sie alle duften ein bisschen anders. Warum aber in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah? "Fichtenharz ist der Weihrauch des Bayerischen Waldes", verdeutlichte Kropf. Wer das angenehm waldig riechende Pech auf einem Stövchen oder auf Kohle verräuchern möchte, sollte es ein bis zwei Jahre trocknen lassen, für Salben und Tinkturen kann man es gleich nach dem Sammeln verwenden.

Aber Achtung: "Legt nie die Wunde des Baumes wieder offen", mahnte sie. Die Fichten in der Region könne man jederzeit "und selbstverständlich in geregelten Umfang" beernten - das sei ein Luxus, so Elke Kropf, die gerne mit Sträuchern, Hecken und Bäumen arbeitet. Zwar ist die Kräuterpädagogin auch ein Fan von Zirben-, Lärchen-, Kiefern- und Tannenharz, doch das der Fichten sei einfach wesentlich günstiger und schneller zu erhalten. Ihr Fazit: "Wir haben so ein Glück, dass wir Pech haben."

Entzündungshemmend und keimtötend

Nach der Theorie ging es an die Herdplatten in der Sinocur-Lehrküche: Mit den Rezepten in der Hand, mixten die Teilnehmer die Zutaten für einen Lippenbalsam mit Grapefruit-Duft, eine Handcreme und die Pechsalbe. Letztere komme laut Elke Kropf bei Schuppenflechte, Neurodermitis, Entzündungen wie Gicht oder Rheuma sowie als Brustbalsam bei Husten zum Einsatz. „Bei meinem Mann ist die Pechsalbe auch als Zugsalbe beliebt, da sie hilft, Splitter oder Dornen aus der Haut zu entfernen“, informierte Kropf. Hauptbestandteile neben dem entzündungshemmenden und keimtötenden Fichtenharz sind Bienenwachs und Pflanzenöl. Und so wird’s gemacht: Das gesammelte Harz (es muss nur grob gereinigt sein, enthaltene Rinde oder Staub werden nach dem Erhitzen mittels Sieb entfernt) wird mit einem Fleischklopfer zerkleinert, anschließend löst man es in Rapsöl auf und lässt es eine halbe Stunde bei zirka 60 Grad im Wasserbad ausziehen. Zum sauberen Harzöl gesellen sich zum Schluss Bienenwachs und – je nach Belieben – ätherische Öle, ehe die bernsteinfarbene Masse in kleine Tiegel oder Gläser gefüllt werden kann. Haltbarkeit: mindestens zwei Jahre.

Info

Elke Kropf weiß nicht nur über Harze Bescheid: Am 26. April ist sie wieder im Sinocur zu Gast und informiert über die Herstellung von "Oxymel", einem Kräuterauszug mit Essig und Honig. Anmeldung unter Tel. 0170/3104587.i