Bad Kötzting sagt Großveranstaltung am Pfingstmontag ab

"Flurschaden für den Pfingstritt muss verhindert werden"


Mit ernster Miene verkündet Bürgermeister Markus Hofmann (Mitte) im Beisein von Pfarrer Herbert Mader (links) und Pfingstsachbearbeiter Sepp Barth die Absage des Kötztinger Pfingstritts 2020.

Mit ernster Miene verkündet Bürgermeister Markus Hofmann (Mitte) im Beisein von Pfarrer Herbert Mader (links) und Pfingstsachbearbeiter Sepp Barth die Absage des Kötztinger Pfingstritts 2020.

Von Franz Amberger

Der Kötztinger Pfingstritt legt im Coronajahr 2020 eine Pause ein. Damit will die Stadt Schaden von Teilnehmern und Zuschauern und somit vom Pfingstritt insgesamt abwenden. Dennoch soll das dem Ritt zugrundeliegende Gelöbnis aus dem Jahr 1412 erneuert werden - in würdiger Form und unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben.

Auf diese gemeinsame Linie haben sich der Pfingstfestausschuss des Stadtrats und das Pfingstritt-Komitee in der Corona-Sondersitzung am Dienstag nach drei Stunden Beratung verständigt. Die Ergebnisse gaben Bürgermeister Markus Hofmann und Stadtpfarrer Herbert Mader sowie Pfingstsachbearbeiter und Leitender Zugordner Sepp Barth am Mittwoch vor der Presse bekannt.

Reiter und Zuschauer

"Seit den Anordnungen vom 15. April steht endgültig fest, dass die Pfingstfeierlichkeiten nicht ihren gewohnten Verlauf nehmen können", so Hofmann vor laufenden Fernsehkameras (BR, TVA) unter Hinweis auf die Bestimmungen zur Eindämmung der Pandemie.

In seinen Ausführungen ging der Bürgermeister auf Details der relevanten Vorgaben ein. Das beginnt schon mit dem Verleih- und Transportverbot für Pferde und den Beschränkungen bei Ausritten auf Angehörige des eigenen Hausstands. Nebeneinander zu reiten sei generell untersagt, hintereinander sei eine Pferdelänge Abstand einzuhalten. Abgesehen davon dürften nach aktueller Gesetzeslage die Reiter auf den üblichen Rastplätzen in Steinbühl gar nicht aufgenommen werden. "Stadt und Pfarrei müssen sich an die gesetzlichen Grundlagen halten", verdeutlichte Markus Hofmann den Ernst der Lage und warnte eindringlich vor den drohenden Folgen: "Der Pfingstritt darf kein Hotspot werden, ein medizinischer und medialer Flurschaden muss verhindert werden!"

Ansteckungsgefahr besteht insbesondere für die Zuschauer am Wegesrand, vor allem aber für die Menschenmenge beim Auszug in Bad Kötzting und bei der Ankunft der Reiterprozession in Steinbühl. Dieses Risiko sehen die Verantwortlichen auch bei der Durchführung des Pfingstritts mir einer kleinen Gruppe. Die Besucher würden auch dann in großer Zahl kommen, um Zeuge des besonderen Ereignisses zu werden - und schon hätte der kleine Pfingstritt die Dimension einer Großveranstaltung. Wobei in diesem Fall nicht die Reiter, sondern die Zuschauer das Problem wären.

Kein Pfingstbrautpaar

An der Absage des Kötztinger Pfingstritts 2020 führt die Verantwortlichen von Stadt und Pfarrei deshalb kein Weg vorbei. An ein Pfingstfest und eine Pfingsthochzeit ist ohnehin nicht zu denken. Deshalb gibt es laut Bürgermeister Markus Hofmann heuer auch kein Pfingstbrautpaar. Dabei hätte die Zusage eines Kandidaten der Stadt schon vorgelegen, bedauert der Bürgermeister. Der Betreffende werde nächstes Jahr ganz oben auf der Vorschlagsliste stehen. Eventuelle Repräsentationsaufgaben übernimmt derweil das Pfingstbrautpaar 2019. Und die diesjährigen Pfingstjubilare werden in die Feierlichkeiten 2021 eingebunden. Gleiches gilt für die Reiterjubilare.

Noch eine weitere Festlegung haben die Pfingstritt-Verantwortlichen getroffen: eine zeitliche Verschiebung in den Herbst wird es nicht geben. Auch nicht in anderer Form, etwa eines Dankritts. Der jährliche Gedenkgottesdienst in der Steinbühler Pfingstreiterkirche ist am 25. Oktober, sofern die Gesetzeslage es erlaubt.

Streng geheime Mission

Dass der Kötztinger Pfingstritt heuer nicht stattfinden würde, hatte sich schon vor Wochen abgezeichnet. Schon damals gab es Überlegungen für eine Alternative zur Erneuerung des 608 Jahre alten Gelöbnisses. Seit gestern steht nun fest: "Die Erneuerung des Gelöbnisses wird durch den Offiziator in würdiger Form unter Einhaltung der aktuellen gesetzlichen Bestimmungen im Laufe des Jahres (also nicht am Pfingstmontag) den Umständen entsprechend in angemessener Form vollzogen."

Näheres dazu war gestern nicht in Erfahrung zu bringen. Weder zum Tag noch zur Stunde wollten die Verantwortlichen etwas sagen, auch nicht dazu, wer den Kaplan begleiten wird. Um ja keine Neugierigen zu wecken, werden die Umstände bis zum Schluss streng geheim gehalten. Erst wenn alles vorbei ist, wird die Bevölkerung es erfahren: Dann nämlich läuten eine Stunde lang die Kirchenglocken in Bad Kötzting und Steinbühl. Und die Stadt verschickt eine Mitteilung an die Presse.

Appell: Keine Ersatz-Ritte

Ausdrücklich wies Bürgermeister Markus Hofmann gestern auch noch darauf hin, dass die nunmehr gewählte Form der Erneuerung des Gelöbnisritts keiner Corona-Sondergenehmigung bedarf. Zur Information und Beachtung richtet sich diese Information gerade an die traditionsbewussten Pfingstreiter. Hofmann wörtlich: "Die Stadt bittet darum, dass diese keine eigenen Ersatzritte vornehmen, da sie damit gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen und mit den entsprechenden Konsequenzen zu rechnen haben." Die Stadt jedenfalls werde keinerlei verkehrsrechtlichen Anordnungen beantragen.

So schmerzhaft die Absage des Kötztinger Pfingstritts und der gesamten Pfingstfeierlichkeiten für die Pfingstreiter und die traditions- und heimatbewusste Bevölkerung auch sein mag: Gesundheit geht vor. Der Bürgermeister beendete seine Ausführungen mit einem Blick in die Zukunft: "Wir können nur hoffen, dass die Corona-Krise bald überwunden werden kann und somit die Pfingstfeierlichkeiten im Jahr 2021 wieder den gewohnten Verlauf nehmen können."