CSU-Minister
Alois Rainer aus Haibach soll neuer Agrarminister werden


Der nächste Agrarminister kommt aus Niederbayern. CSU-Parteichef Markus Söder gab am Montag bekannt, dass der Bundestagsabgeordnete Alois Rainer den Posten übernehmen soll.
Söder teilte mit, Rainer sei aufgrund seiner Vita "der perfekte Kandidat" für den Posten des Agrarministers. Der bayerische Ministerpräsident stichelte bei der Vorstellung gegen Rainers Vorgänger: "Statt dem grün-veganen Özdemir kommt jetzt der schwarze Metzger. Jetzt gibt's wieder Leberkäs statt Tofu-Tümelei."
Dennoch ist er aber nur Söders zweite Wahl für den Ministerposten - bereits im Wahlkampf hatte er immer Bayerns Bauernpräsident Günther Felßner als seinen Wunschkandidaten benannt. Dieser hatte aber im März nach Protesten von Umwelt- und Tierschützern gegen seine Person aufgegeben. Felßner sah durch die Proteste die persönliche Sicherheit seiner Familie in Gefahr.
Rainer rückt vom Abgeordneten direkt zum Bundesminister auf. Im politischen Berlin indes ist sein Name manchen durchaus ein Begriff – als ein Teil eines der seltenen Geschwisterpaare in der Spitzenpolitik: Seine Schwester Gerda Hasselfeldt war einst Bau- und dann Gesundheitsministerin und schließlich viele Jahre lang Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag.
Der 60-Jährige ist in Straubing geboren, in Haibach (Landkreis Straubing-Bogen) aufgewachsen und Metzgermeister. Mit 22 Jahren übernahm er den elterlichen Familienbetrieb, einen Gasthof mit Metzgerei. 1989 trat er in die CSU ein - und ist seit fast 30 Jahren politisch aktiv. Als Haibacher Bürgermeister, als Kreisrat - und seit 2013 als Bundestagsabgeordneter. In seiner (wenigen) Freizeit hält er sich gern in der Natur auf, verriet er einmal. Auf Instagram zeigt er sich auch mal mit Motorsäge und Schutzkleidung im Wald, der seit Jahren in Familienbesitz ist. Zudem gilt er als großer Fußballfan, beim SV Haibach spielte er bis 43 in der ersten Mannschaft.
"Es ist eine große Ehre, das Amt des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat anzutreten", ließ Rainer am Montagnachmittag via Pressemitteilung verlauten. Gleichzeitig sprach er auch von großen Herausforderungen, vor denen die heimische Landwirtschaft stehe. Zwei Schwerpunkte seien dabei für ihn der Bürokratieabbau und mehr Planungssicherheit für Landwirte. "Wir müssen solide Grundlagen schaffen, auch in Zukunft die Produktion qualitativ hochwertiger Lebensmittel aus dem eigenen Land wieder zu stärken und den Verbraucherinnen und Verbrauchern anzubieten", so Rainer. Als Staatssekretärin für sein Ressort wurde mit der Schwandorferin Martina Englhardt-Kopf ebenfalls eine Abgeordnete aus Ostbayern vorgeschlagen.
Viel Lob aus der Heimat
Der CSU-Bezirksvorsitzende Christian Bernreiter bezeichnete Rainer dabei als Idealbesetzung für den Ministerposten. "Als Handwerksmeister und langjähriger Bürgermeister wird er ein verlässlicher Anwalt der Regionen sein. Unsere Landwirte können sich auf einen Minister verlassen, der ihre Anliegen nicht nur kennt, sondern sie auch mit Leidenschaft, Durchsetzungskraft und hohem Engagement vertreten wird."
Der Landtagsabgeordnete Josef Zellmeier (CSU), der wie Rainer aus dem Landkreis Straubing-Bogen kommt, ist ebenfalls voll des Lobes: „Unsere Region sitzt jetzt mit am Tisch in Berlin“, so Zellmeier. Nach dem Rückzug des bayerischen BBV-Präsidenten Günther Felßner habe er Söder den schriftlichen Vorschlag gemacht, Alois Rainer zu nominieren. Dass Söder dem Vorschlag gefolgt sei, führt Zellmeier auch auf Rainers 60. Geburtstag zurück. Dort sei der Ministerpräsident Überraschungsgast gewesen und "da hat Söder mitbekommen, wie anerkennt Alois bei den Menschen in seiner Heimat ist".
Auch der Haibacher Bürgermeister Fritz Schötz äußerte sich sehr erfreut über Rainers Nominierung. „Gehofft habe ich es schon länger, gewusst habe ich es erst seit einer Stunde“, sagte er am Montagvormittag. „Für einen kleinen Ort ist das schon was ganz Besonderes“, schiebt er nach. Dass ein Haibacher jetzt Bundesminister wird, das werde auch den Bekanntheitsgrad der Gemeinde deutlich erhöhen. Und der Bürgermeister ist sich sicher: „Auch wenn er die Gemeinde nicht bevorzugen kann, wird er sie nicht vergessen“. Rainer habe schon während seiner Zeit als Metzger immer den Bezug zur Landwirtschaft gehabt. Insofern sei das Landwirtschaftsministerium "genau das Richtige für ihn."
foodwatch findet deutliche Worte
Aber es gab nicht ausschließlich Lobeshymnen für den designierten neuen Agrarminister. Die Verbraucherorganisation foodwatch, die sich unter anderem nachhaltige Landwirtschaft und hohe Standards bei der Tierhaltung auf die Fahnen geschrieben hat, kritisierte: "Alois Rainer ist die personifizierte Ambitionslosigkeit des Koalitionsvertrags." Was ihn außer seiner CSU-Mitgliedschaft und seiner niederbayerischen Herkunft für das Ministeramt qualifiziere, bleibe "rätselhaft", so foodwatch-Geschäftsführer Dr. Chris Methmann weiter. "Hinzu kommt ein klarer Interessenkonflikt: Der Familienbetrieb seiner Söhne – eine Fleischerei mit angeschlossenem Gasthaus – würde direkt von der umstrittenen Gastro-Mehrwertsteuersenkung profitieren."