Wuppertal

Zukunftsperspektive China - auch für den "Thermomix"?


Liegt die Zukunft des Thermomix im Reich der Mitte? China ist ohne Zweifel ein Wachstumsmarkt, sagt das Unternehmen Vorwerk. (Symbolbild)

Liegt die Zukunft des Thermomix im Reich der Mitte? China ist ohne Zweifel ein Wachstumsmarkt, sagt das Unternehmen Vorwerk. (Symbolbild)

Die Nachricht vom Ende der Thermomix-Fertigung am deutschen Standort der Firma Vorwerk in Wuppertal hat Schockwellen durch die Medienlandschaft und die sozialen Netzwerke geschickt. Gleichzeitig war von einer Verlagerung der Thermomix-Fertigung nach China die Rede. Liegen also auch für das Traditions-Unternehmen Vorwerk die Zukunftsperspektiven im Reich der Mitte?

Richtig sei, dass der chinesische Markt mittelfristig der wichtigste für den Thermomix werden dürfte. Das bestätigte eine Sprecherin des Unternehmens im Gespräch mit idowa. Während der Thermomix-Hype in Deutschland in den Jahren 2015 und 2016 seinen Zenit erreichte, flacht die Entwicklung der Absatzzahlen des Küchenroboters hierzulande wieder ab: "Nach dem starken Wachstum befindet Vorwerk sich nun in einer Phase der Konsolidierung", bestätigte die Unternehmenssprecherin. Während die erwarteten Umsatzsteigerungen für Deutschland und Europa im einstelligen Prozentbereich liegen, geht Vorwerk für China von Zuwachsraten von 130 und mehr Prozent aus: 112 Millionen Euro spielte der Thermomix in China im Jahr 2018 ein. Das entspricht einem Plus von rund 138 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Laut Angaben des Unternehmens geht Vorwerk davon aus, dass der Umsatz in China die 200-Millionen-Euro-Marke knackt.

Andere Vertriebskonzepte für den China-Markt

Genau für diesen wachsenden Markt werde auch ein Teil der Produktionskapazität nach China verlegt, erklärt Vorwerk auf Nachfrage von idowa. Es sei deutlich wirtschaftlicher, die Maschinen für den China-Markt vor Ort zu produzieren. Den europäischen Markt werde der "Chinesen-Thermomix" nicht erreichen - die Fertigung für die bedeutendsten Absatzmärkte in Europa - Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien - bleibe am französischen Stammwerk in Cloyes-sur-le-Loir, in dem bereits jetzt drei Viertel aller verkauften Thermomixe gefertigt werden. Die Motorenproduktion sowie die Herstellung weiterer Komponenten für den Thermomix, wie beispielsweise das Mixmesser, findet auch weiterhin in Wuppertal statt.

Für den China-Markt wiederum hat das Unternehmen eigens neue Vermarktungsstrategien entwickelt. Das Tupper-Konzept, die Kochpartys, auf denen in Deutschland die Geräte verkauft werden, würde in China niemals funktionieren. Dort sei es nicht üblich, dass solche Treffen in den eigenen vier Wänden stattfinden. Stattdessen hat sich Vorwerk an einigen Standorten kleine Kochstudios eingerichtet, in denen Koch-Vorführungen die mittlerweile kaufkräftigen Chinesen von den Vorzügen des Geräts überzeugen sollen.

Auch "Freiwilligen-Programm" geplant

Was aber passiert nun weiter in der bald ehemaligen Thermomix-Schmiede Wuppertal? Mit der für das Jahresende 2019 geplanten Einstellung der Fertigung und Endmontage in Wuppertal stehen rund 200 Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse zur Disposition.

"Nach Abschluss der Verhandlungen haben Arbeitnehmervertreter und Management der Belegschaft der Vorwerk Holding sowie der Elektrowerke vergangene Woche im Rahmen einer Betriebsversammlung die Maßnahmen des Umstrukturierungsprogramms vorgestellt", schreibt das Unternehmen in seiner offiziellen Stellungnahme. Und weiter: "Mehr als die Hälfte davon sollen über natürliche Fluktuation, Renteneintritte, Altersteilzeitregelungen und ähnliches abgedeckt werden. Darüber hinaus gibt es ein Freiwilligenprogramm. Betriebsbedingte Kündigungen sollen soweit möglich vermieden werden, die maximale Anzahl betriebsbedingter Kündigungen ist auf 85 Vollzeitstellen beschränkt. Die Maßnahmen sollen bis Ende 2021 abgeschlossen sein."

"Freiwilligen-Programm" heißt: Die Mitarbeiter werden nicht gekündigt, sondern sie gehen selbst und handeln mit dem Unternehmen eine Abfindung aus. Auch diese Variante gilt nicht als betriebsbedingte Kündigung. "Der nun geplante Abbau von Arbeitsplätzen resultiert aus der Umstrukturierung des Unternehmens und dem Heben von Synergien", heißt es von Vorwerk.

Weltweit beschäftigt die Vorwerk Gruppe mehr als 12.000 festangestellte Mitarbeiter, in Wuppertal sind bei Unternehmen der Vorwerk Gruppe etwa 2.500 Mitarbeiter beschäftigt.