Kommentar

Verschaukelte Briten


Nigel Farage hat Großbritannien in ein politisches Chaos gestürzt - auslöffeln will er diese Suppe aber nicht.

Nigel Farage hat Großbritannien in ein politisches Chaos gestürzt - auslöffeln will er diese Suppe aber nicht.

Von Dr. Gerald Schneider

Die Entscheidung der Briten zum Brexit wird immer absurder. Nach Boris Johnson hat mit Ukip-Chef Nigel Farage nun ein weiterer Einpeitscher für den Austritts Großbritanniens aus der EU das Handtuch geworfen. Nachdem sie ihrem Land politisches Chaos und eine ungewisse ökonomische Zukunft eingebrockt haben, wollen sie diese Suppe nicht auslöffeln. Wieder einmal zeigt sich, wozu Populisten fähig sind: zu nichts. Die Briten müssen sich einmal mehr betrogen fühlen.

Er habe mit dem Referendum für den Brexit alles erreicht und wolle nun sein Leben zurück, meinte Farage. Excuse me, Sir, aber das ist Blödsinn. Von Politikern sollte man erwarten können, dass sie den Willen und die Fähigkeit haben, das zu gestalten, wofür sie politisch eintreten. Den Schwanz einzuziehen, wenn es ernst wird, ist eine zwar immer wieder praktizierte, aber dennoch armselige Übung. Und wenn Farage schon konsequent sein wollte, so müsste er auch sein Mandat im Europaparlament abgeben. Zu vernünftiger Arbeit dürfte er dort ohnehin weder willens noch in der Lage sein. Aber der Posten ist wohl zu gut dotiert, um diesen Schritt zu gehen - obwohl er wenigstens halbwegs ehrlich wäre.

Die Befürworter des Brexit müssen nun reihenweise zugeben, dass sie offenbar keinen Plan haben, wie sie ihr Land in die Zukunft steuern wollten. Zwar hat die Ukip derzeit nur einen Abgeordneten im Unterhaus und damit doch recht begrenzten Einfluss auf den politischen Kurs im Land. Doch in der Stunde des Triumphs hätte man von Farage erwarten können, nun für mehr eigene Macht zu kämpfen und so zumindest zu zeigen, dass es ein Konzept und einen Willen zum politischen Gestalten gibt. Einzig Justizminister Michael Gove ist von den prominenten Brexit-Befürwortern noch übrig geblieben. Mal sehen, was aus ihm noch wird. Auch er hat in seiner konservativen Partei derzeit keinen leichten Stand.

In den vergangenen Tagen wurden in Brüssel und in London alle möglichen Szenarien entworfen, wie sich der Brexit womöglich doch noch abwenden lassen könnte. Angesichts einer wachsenden Gruppe fahnenflüchtiger Pro-Brexit-Demagogen wäre es den Briten zu empfehlen, es darauf ankommen zu lassen und den Ausstiegsantrag gar nicht erst in Brüssel abzugeben. Für die Briten wäre es eine Schmach und ein enormer Verlust. Ihre vielen Privilegien, die sie sich erstritten haben, sind bereits verloren. Zu Zugeständnissen sind die europäischen Partner aber nun nicht mehr bereit. Doch immer weiter einen Weg zu gehen, den Politiker mitinitiiert haben, die nun (mit ihren Schäfchen im Trockenen) nichts mehr von ihrer Verantwortung wissen wollen, könnte am Ende noch fataler enden.