Hilpoltstein

Tausende Igel-Freunde beteiligen sich an Forschungsprojekt


Mit Hilfe von Bürgerforschern wollen Naturschützer in Bayern mehr über die Stacheltiere erfahren.

Mit Hilfe von Bürgerforschern wollen Naturschützer in Bayern mehr über die Stacheltiere erfahren.

Von Katharina Binder

Obwohl die kleinen Stacheltiere sehr beliebt sind, wissen Forscher noch recht wenig über das Leben der Igel in Bayern. Mit Hilfe von Bürgerforschern wollen Tierschützer das ändern.

Wie viele Igel gibt es in Bayern? Geht ihre Zahl zurück? Wo und wie leben die Tiere? Mit Hilfe von Bürgerforschern wollen Naturschützer mehr über die Stacheltiere erfahren. "Man weiß von diesem beliebten Tier noch viel zu wenig", sagt die LBV-Expertin Martina Gehret, "weder über seine Lebensweise, noch wo er vorkommt, oder wie er es geschafft hat, so lange zu überleben".

Igel zählen zu den ältesten Säugetieren. Für ein Projekt des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) haben Freiwillige seit Ende März bereits etwa 34.000 Tiere im Freistaat gemeldet. Ein knappes Drittel sei tot gewesen - 86 Prozent der Tiere wurden überfahren.

Daten aus anderen Ländern deuteten darauf hin, dass die Igel-Bestände zurückgehen, sagte Gehret. In England beispielsweise sei die Zahl der Tiere in den vergangenen 15 Jahren um 30 Prozent gesunken. Vergleichbare Daten gebe es hierzulande nicht. "Aber auch in Deutschland gibt es Anzeichen, dass die Zahl zurückgeht." Der Münchner Forscher Josef Reichholf etwa untersuche seit 40 Jahren den Tod von Igeln im Straßenverkehr und er schätze, dass sich die Zahl der Tiere um etwa 40 Prozent verringert habe.

Ziel sei daher, den Lebensraum des Igels zu erhalten und vielleicht sogar neuen zu schaffen. Außerdem seien Igel als sogenannte Indikator-Tierart wichtig für die Forscher, erklärt Gehret. "Sie zeigen uns, wie es vielen anderen Tierarten geht." Um möglichst viele Daten zu bekommen, hat der LBV neben einer Internetseite eine Handy-App entwickelt, über die Bürger leicht Igel melden können. Etwa 8300 Bürger hätten öfter als einmal oder sogar regelmäßig Tiere gemeldet, berichtet Gehret. Die App sei knapp 2000-mal heruntergeladen worden.

Viele Daten speziell über getötete Tiere liefern zusätzlich etwa 50 Berufs-Pendler. Sie melden nach einem standardisierten Schema überfahrene Igel unter anderem entlang der Bundesstraße 12 von München bis zum Inn. Diese können mit einer früheren Erhebung aus den 1970er-Jahren verglichen werden. Erkennbar seien bereits typische "Todesfallen" in Bayern - allen voran die Bundesstraße 2, die von Nord nach Süd durch den Freistaat führt.

Wichtigster Lebensraum für Igel sind naturnahe Gärten. Die Tiere sind "Kulturfolger" geworden - das heißt sie folgen den Menschen in die Siedlungen. In der intensiv genutzten Landwirtschaft mit vielen Monokulturen finden die Igel kaum noch Futter oder Rückzugsräume. Doch die Forscherin weiß: "Der Lebensraum Garten wird oft missachtet oder gar nicht erkannt." Einladend für Igel sei eine artenreiche Bepflanzung mit heimischen Blüh-Pflanzen, die viele Insekten anlocken. Außerdem brauchen die Stacheltiere eine Wasserquelle und Unterschlupfmöglichkeiten wie eine Hecke.

Nach Abschluss des Projekts Ende November - dann gehen die Igel in Winterschlaf - wollen die Forscher die Daten auswerten und Schlüsse daraus ziehen. Herauskommen sollen auch Empfehlungen, wie man den Tod der Igel auf Straßen vermeiden kann. Im nächsten Jahr soll das Projekt fortgesetzt werden. Mit Hilfe einer Gen-Analyse wollen die Forscher dann auch herausfinden, wie sich die Autobahn 9 im Raum Ingolstadt als künstliche Barriere auf die Igelpopulation auswirkt.