Alarmierend

Starker Anstieg: Mehr als 260 Menschen in Bayern starben heuer an Drogen


Die Zahl der Drogentoten in Bayern ist dieses Jahr stark gestiegen. Während die Behörden wenig überrascht sind, schlagen die Suchtberater Alarm.

Die Zahl der Drogentoten in Bayern ist dieses Jahr stark gestiegen. Während die Behörden wenig überrascht sind, schlagen die Suchtberater Alarm.

Die Zahl der Drogentoten in Bayern ist dieses Jahr stark gestiegen. Während die Behörden wenig überrascht sind, schlagen die Suchtberater Alarm - und bereiten sich auf das für ihre Klienten gefährliche Weihnachtsfest vor.

Im Freistaat sind heuer deutlich mehr Menschen ihrer Drogensucht zum Opfer gefallen als im vergangenen Jahr. Von Januar bis Ende November registrierten die Polizeipräsidien in Bayern mehr als 260 Drogentote und damit bereits mehr als im ganzen Vorjahr. Das ergab eine landesweite Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. 2014 waren es nach Angaben des Bundeskriminalamtes 252 Tote im Freistaat gewesen, vor zwei Jahren 230.

Einen besonders starken Anstieg verzeichnete das Polizeipräsidium München: Dort wurden in den ersten elf Monaten 62 Drogentote gezählt, im Gesamtjahr 2014 waren es 46.

Die Polizei hält die Zahlen nicht für ungewöhnlich, Wellenbewegungen gebe es immer mal wieder, teilte ein Sprecher des Polizeipräsidiums München mit. Bei der Münchner Drogenberatungsstelle Condrobs ist man dagegen durchaus beunruhigt. "Diese Entwicklung, die wir schon seit Jahren sehen, besorgt uns sehr", sagte Klaus Fuhrmann der Deutschen Presse-Agentur. "Wir sind alle am rätseln, was die Hintergründe für diesen enormen Anstieg sind."

Mehr Drogentote als im Jahr 2014 stellten heuer neben München auch die fünf Polizeipräsidien Oberbayern Nord, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken und Unterfranken fest.

Einen möglichen Ansatzpunkt sieht der Suchtexperte im sogenannten Ausweichverhalten: Um nicht juristisch verfolgt zu werden, greifen viele Abhängige zu Mitteln, die leichter zu beschaffen sind als die gängigen Drogen, und deren Inhaltsstoffe bislang noch nicht auf der Verbotsliste stehen. Die Gefahr, eine zu hohe Menge zu konsumieren, ist hier ungleich höher. Derzeit beliebt ist die in der Milieusprache als Badesalz bekannte Ersatzdroge, die gefährlicher als Kokain und eine laut Fuhrmann "verschärfte Variante von Ecstasy" ist. Und statt Cannabis nehmen die Betroffenen diverse Kräutermischungen.

Die Mitarbeiter der Münchner Organisation Condrobs sind gerade in der staden Zeit besonders sensibilisiert. Dann ist die Einsamkeit der Suchtpatienten häufig am größten. "Weihnachten ist hochemotional für unsere Klientel, weil sich alle um eine heile Welt bemühen", sagte Fuhrmann. "Dann wird ihnen bewusst, dass sie das alles nicht haben." Mit Weihnachtsfeiern und ähnlichen besinnlichen Aktionen versuchen er und seine Kollegen, die negativen Gefühle der Patienten aufzufangen.

Um in Zukunft wieder weniger Rauschgifttote beklagen zu müssen, fordert der Fachmann daher die Einführung von "Konsumräumen", in denen Betroffene unter Aufsicht von Medizinern Betäubungsmittel einnehmen können. Zugleich sollten die behandelnden Ärzte keine Konsequenzen mehr befürchten müssen, wenn sie drogenabhängige Patienten substituierten. In der Vergangenheit, sagte Fuhrmann, sei Medizinern nicht selten - zumindest kurzfristig - die Approbation entzogen worden, wenn sie Personen legal mit Drogen versorgt hatten, die gleichzeitig andere illegale Mittel konsumiert hatten.