Steigende Corona-Infektionszahlen

Städtereise nach Antwerpen: Plötzlich im Risikogebiet


Kein Mensch ist auf dem Grote Markt - normal ein sehr belebter Platz.

Kein Mensch ist auf dem Grote Markt - normal ein sehr belebter Platz.

Von Tabitha Nagy

Zwei Freundinnen aus Bayern treten ihren Trip nach Antwerpen an - kurz nach der Ankunft: Reisewarnung! Wie so ein Urlaub aussieht.

Antwerpen - Als Bärbel Vielreicher (37) aus dem Landkreis Straubing-Bogen und eine Freundin am vergangenen Mittwoch in ihrem Hotel in Antwerpen einchecken, bimmeln schon ihre Handys. Es rufen allerdings keine Bekannten an, die einen schönen Urlaub wünschen wollen, sondern welche, die ihnen die Hiobsbotschaft mitteilen: Deutschland hat die belgische Stadt soeben zum Risikogebiet erklärt. Und sie sind schon mitten drin. "Wir waren geschockt", sagt die 37-Jährige zur AZ.

Reisewarnung kurz nach der Anreise ausgesprochen

Die Städtereise der beiden Erzieherinnen war schon lange gebucht, bevor die Pandemie die Welt lähmte. Die zwei Niederbayerinnen sind noch dazu keine Corona-Abenteuerinnen. Täglich haben sie vor der Abreise die Seite des Auswärtigen Amtes geprüft. Keine Warnung. Auch das Reisebüro haben sie noch einen Tag vor Abreise kontaktiert. Keine Warnung. Und somit auch keine Möglichkeit zu stornieren, ohne auf den Kosten sitzen zu bleiben.

Also packen die beiden ihre Koffer, steigen am Mittwoch in den Zug und fahren ins belgische Antwerpen. Die Reisewarnung von deutscher Seite wird nur wenige Stunden nach ihrer Anreise ausgesprochen. "Zu spät für uns - wir waren schon im Hotel", so Vielreicher. Auszeit? Anspannung! Sie entscheiden sich, zu bleiben. Doch wie ist ein Urlaub inmitten einer Stadt, in der die Infektionszahlen nach oben schnellen?

"Man gewöhnt sich sehr schnell an das Einhalten der Regeln"

Man ist vor allem eins: allein. Antwerpen ist wie leergefegt. Sehenswürdigkeiten und Lokale - keine Schlangen, leere Stühle. "Wir haben vieles fast alleine besichtigt, zum Beispiel das Schokoladenmuseum in Antwerpen, da kaum Touristen in der Stadt sind." Auch mit den Einheimischen komme man nicht ins Gespräch. "Alle Menschen gehen sich aus dem Weg."

Die Hygiene-Maßnahmen sind im Vergleich zu Deutschland nochmals verschärft: "Die Maske muss überall getragen werden, auch im Freien - nur wenn man sich in ein Lokal setzt, kann man sie abnehmen." Das Abstandsgebot und die Pflicht zu Angaben zur Person und zum Aufenthalt gelten sowieso.

Masken und Desinfektionsmittel gibt?s aus dem Automaten.

Masken und Desinfektionsmittel gibt’s aus dem Automaten.

Höchstens eine halbe Stunde darf man einkaufen gehen, es darf immer nur eine Person ins Geschäft. "An allen Eingängen - von Lokalen, Geschäften, Hotel und Sehenswürdigkeiten - steht Desinfektionsmittel. Sogar im Zoo. Nach jedem Innengehege mussten wir die Hände desinfizieren."

Das Frühstück im Hotel ist in Plastikfolie abgepackt. Alles einzeln. Wurst. Käse, Brot. Desinfiziert werde nach jedem Gast. Weiter gilt: Auf allen öffentlichen Plätzen darf kein Alkohol getrunken werden. Ab 23.30 Uhr herrscht eine generelle Ausgangssperre, Lokale müssen um 23 Uhr schließen.

Erster Termin nach der Heimkehr: der Corona-Test

Kann man so einen Urlaub überhaupt genießen? "Man gewöhnt sich sehr schnell an das Einhalten der Regeln, und wir finden sie auch sinnvoll. Nur das Tragen der Masken den ganzen Tag, drinnen und draußen, empfinden wir als sehr anstrengend, vor allem in der derzeitigen Hitzewelle. Da freut man sich auf eine Pause im Café beziehungsweise im Hotelzimmer."

Bleibt die Frage: Warum ist ausgerechnet Antwerpen ein Risikogebiet? Wirklich erklären kann sich das auch die Urlauberin nicht. "Aus den Medien haben wir erfahren, dass sich die hohe Ansteckungszahl auf private Feiern wie Hochzeiten, Shishabars und Fitnessstudios zurückführen lässt."

Der erste Weg am Donnerstag nach der Heimkehr der Freundinnen: zum Corona-Test. Dieses Mal werden sie bei den Freunden anrufen - hoffentlich mit einer Entwarnung nach dem Test.

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