Tierversuche

Rund zwei Millionen Tiere für wissenschaftliche Versuche eingesetzt


Deutschland nehme beim Entwickeln von Alternativen zu Tierversuchen eine Vorreiterrolle ein - sagt die Bundesregierung. Tierschützer sagen etwas anderes.

Deutschland nehme beim Entwickeln von Alternativen zu Tierversuchen eine Vorreiterrolle ein - sagt die Bundesregierung. Tierschützer sagen etwas anderes.

Von Manfred Fischer / Onlineredaktion

Im Namen der Forschung werden weiter Hunderttausende Mäuse, Ratten und andere Tiere "verbraucht". Auch die Politik will die umstrittenen Versuche beschränken und die Zahlen reduzieren - fragt sich nur, wie.

Für wissenschaftliche Versuche sind im vergangenen Jahr in Deutschland rund zwei Millionen Tiere eingesetzt worden. Weitere 789 000 Tiere wurden ohne eine vorherige Behandlung für wissenschaftliche Zwecke getötet, um ihnen etwa Organe oder Zellen zu entnehmen. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Statistik des Bundesagrarministeriums hervor. Ressortchef Christian Schmidt (CSU) sagte den "Ruhr Nachrichten" (Mittwoch), Deutschland nehme beim Entwickeln von Alternativen zu Tierversuchen eine Vorreiterrolle ein. Die Grünen kritisieren den Kurs der Regierung dagegen als zu lax.

Sogenannte Grundlagenforschung

Unter den zwei Millionen Versuchstieren waren fast 1,3 Millionen Mäuse, 297 000 Ratten, mehr als 124 000 Fische und 105 000 Kaninchen. Rund 43 Prozent der Tiere wurden für Versuche zur medizinischen Grundlagenforschung verwendet, etwa 16 Prozent zur Erforschung von Krankheiten bei Menschen und Tieren. Rund 11 Prozent dienten Tests bei der Herstellung oder Qualitätskontrolle medizinischer Produkte.

Für das Vorjahr 2013 hatte das Ministerium von insgesamt knapp drei Millionen Tieren berichtet, die "für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendet wurden". In Versuchen eingesetzt werden dürfen in der Regel nur Tiere, die dafür speziell gezüchtet werden. Versuche zur Entwicklung von Kosmetika oder Waschmitteln sind verboten.

Im Tierschutzbericht 2015, den das Bundeskabinett am Mittwoch beschloss, verweist Minister Schmidt unter anderem auf das im Herbst eröffnete Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren. Die Stelle soll alle Aktivitäten mit dem Ziel koordinieren, Tierversuche "auf das unerlässliche Maß" zu beschränken. Grünen-Tierschutzexpertin Nicole Maisch warf der Bundesregierung dagegen vor, eine von der EU vorgesehene unabhängige Beurteilung der ethischen Vertretbarkeit und Unerlässlichkeit von Tierversuchen nicht umgesetzt zu haben.