Niedlich oder grausam?

Qualzucht bei Haustieren: Tierärzte wollen Aufklärung statt Verbote


Über fragwürdige Zucht bei Haustieren wurde bei einem Treffen der Bundestierärztekammer diskutiert.

Über fragwürdige Zucht bei Haustieren wurde bei einem Treffen der Bundestierärztekammer diskutiert.

Von SRT Praktikant

Die Bundestierärztekammer warnt vor Qualen für Tiere durch eine fehlgeleitete Züchtung. Jedoch sind die Tierärzte gegen eine Verschärfung des Tierschutzgesetzes. Aufklärungsarbeit bei Züchtern und Besitzern sei sinnvoller, sagte Tiermediziner Martin Kramer beim 27. Deutschen Tierärztetages in Bamberg.

Die sogenannte Qualzucht ist in Deutschland verboten, die entsprechende Regelung im Tierschutzgesetz wird aber in der Praxis häufig umgangen. "Es gibt ein sehr gutes Tierschutzgesetz in Deutschland, aber die Umsetzung ist schwierig", sagte Kramer.

Bewusstseinswandel wird notwendig

Als Beispiele für fehlgeleitete Züchtung nannte er den Mops oder die englische Bulldogge. Diese Hunde seien häufig kurzschnauzig und litten deshalb unter Atemnot. Häufig seien bei Tieren aus Qualzucht auch Haut- oder Augenprobleme festzustellen. Eine Gesetzesverschärfung sensibilisiere die Menschen jedoch nicht für das Thema, sagte Kramer. Dann würden die Tiere im Zweifel einfach im Ausland gekauft. Es sei ein Bewusstseinswandel notwendig.

Erst Ende September hatte der Fall eines Nacktkaters aus Berlin für Aufsehen gesorgt: Ein Gericht bestätigte eine Entscheidung des Bezirksamts Spandau, wonach das Tier kastriert werden muss, um eine Qualzucht von Nacktkatzen zu verhindern. Die Tiere würden leiden, da ihnen beispielsweise die Tasthaare fehlten.

Die Tierärzte tagen noch bis zu diesem Freitag in Bamberg. Nach Angaben der Kammer arbeiten in Deutschland rund 39.000 Veterinäre - mehr als 22.000 davon sind Frauen.