Schleitheimia schutzi

Neuer Dino entdeckt: Vorfahre der berühmten Langhalssaurier


Im Vordergrund ist die neue Gattung, Schleitheimia, zu sehen. Rechts davon im Hintergrund ein Plateosaurus.

Im Vordergrund ist die neue Gattung, Schleitheimia, zu sehen. Rechts davon im Hintergrund ein Plateosaurus.

Von Tabitha Nagy

Der Münchner Paläontologe Oliver Rauhut hat den Giganten aus der Schweiz erstmals beschrieben. Was er über Schleitheimia schutzi, einen Vorfahren der berühmten Langhalssaurier, herausgefunden hat.

München - Haben Sie früher auch den Zeichentrickfilm "In einem Land vor unserer Zeit" geschaut? Als der kleine Littlefoot seine Langhals-Mutter verliert und mit seiner Mini-Dino-Gang ins Große Tal loszieht - herrlich. Sehr viel mehr als solche Film-Erinnerungen, vielleicht auch in Angst einflößenderen Varianten wie Jurassic Park, haben die meisten Menschen wohl nicht mit Dinosauriern am Hut - bei Oliver Rauhut ist das anders. Sehr anders.

Urahne der Langhalssaurier entdeckt

Der Münchner ist Wissenschaftler bei der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie. Und ihm ist etwas Einmaliges gelungen: Er hat zusammen mit Femke Holwerda aus Kanada und Heinz Furrer von der Universität Zürich eine unbekannte Dino-Art in der Schweiz entdeckt. Die Ergebnisse haben sie im "Swiss Journal of Geoscience" publiziert.

Es handelt sich bei dem Tier um einen Urahnen der Sauropoden. Das ist der wissenschaftliche Name für Langhalssaurier - lange Hälse, lange Schwänze, winziger Kopf. In der allgemeinen Wahrnehmung: der klassische Dinosaurier. Sie sind Teil der Großgruppe der Sauropodomorpha. Langhalssaurier konnten bis zu 40 Meter lange Skelette aufweisen und gehörten damit zu den größten Landwirbeltieren aller Zeiten. Dazu zählten etwa Brontosaurus, Diplodocus oder Brachiosaurus. Sie waren allerdings bereits hoch entwickelte Exemplare.

Robuster früher Vertreter der Sauropoden

Die große Frage für die Forscher: Wie konnten sich aus vergleichsweise kleinen Ur-Dinosauriern solche Riesen entwickeln? Deswegen sind Untersuchungen von frühen Vertretern, wie sie Rauhut anstellt, von besonderer Bedeutung. Die frühesten Vertreter der Großgruppe der Sauropodomorpha traten vor etwa 225 Millionen Jahren auf. Die Zeit wird auch Obere Trias genannt.

Ein entdeckter Schwanzwirbel ? so groß wie eine Hand.

Ein entdeckter Schwanzwirbel – so groß wie eine Hand.

Die neue Art, die schon vor Jahrzehnten bei Schaffhausen in der Schweiz gefunden worden war und erst jetzt richtig identifiziert wurde, war geschätzt neun bis zehn Meter lang. Der Dinosaurier soll sehr robust gewesen sein und bewegte sich sehr wahrscheinlich auf allen vieren fort, heißt es in einer Mitteilung der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB).

Überreste bereits 1954 entdeckt - jetzt richtig zugeordnet

Auch einen Namen hat die Neuentdeckung schon: Schleitheimia schutzi. Er leitet sich vom Fundort Schleitheim ab. Entdeckt hatte die Überreste 1954 der private Sammler Emil Schutz.

Doch die Funde waren zuvor fälschlicherweise einem Plateosaurus zugeordnet worden - auch diese Gattung gehört zu den Sauropodomorpha und kam auch in Deutschland vor. Hier ist sie als "schwäbischer oder fränkischer Lindwurm" bekannt. Wie es in der Mitteilung der SNSB weiter heißt, ist die neue Art den Sauropoden "evolutiv bereits sehr nahe". Sie soll auch dem Plaetosaurus recht ähnlich geschaut haben, war aber größer als er. Und dieser stolzierte - anders als Schleitheimia - auf den Hinterbeinen.

AZ-Interview mit Prof. Dr. Oliver Rauhut

AZ: Herr Rauhut, was fasziniert Sie an Dinosauriern?
OLIVER RAUHUT: Dinosaurier waren eine extrem erfolgreiche Wirbeltiergruppe - beziehungsweise in Form der Vögel sind sie es immer noch. Mich interessiert, wie diese Gruppe im Erdmittelalter so erfolgreich geworden ist, und wie damals die Struktur der Ökosysteme war, in denen diese uns heute sehr fremden Tiere gelebt haben.

Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an Ihrem neu entdeckten "Schleitheimia schutzi"?
Das Tier stammt aus der Zeit der Trias - vor etwas 225 Millionen Jahren -, ist aber ein ganz naher Verwandter der echten Langhalssaurier, der Sauropoden, die etwa vor 180 Millionen Jahren zu der wichtigsten Gruppe der Pflanzenfresser aufgestiegen sind. Das ist etwas erstaunlich - wenn es diese Gruppe also schon vor so langer Zeit gab, warum hat es dann nochmal mehr als 40 Millionen Jahre gedauert, bis sie ihren Siegeszug angetreten haben?

Prof. Dr. Oliver Rauhut arbeitet bei der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie.

Prof. Dr. Oliver Rauhut arbeitet bei der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie.

Könnte man auf solche Dino-Überreste auch in Bayern stoßen?
Auch im Norden Bayerns gibt es große Areale, an denen Gesteine aus der Trias vorkommen. Der häufige Verwandte von Schleitheimia, Plateosaurus, ist sogar anhand von Funden aus der Nähe von Nürnberg zuerst beschrieben worden. Somit ist es immer möglich, dass auch hier solche neuen Dinosaurier gefunden werden können.

Werden die Überreste von Schleitheimia ausgestellt?
Teile der Funde sind derzeit im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen ausgestellt, da das Tier ja in der Nähe gefunden wurde.

Lesen Sie hier: Ursache für Dino-Aussterben war Asteroideneinschlag

Lesen Sie hier: Spuren eines Regenwaldes vor der Westantarktis entdeckt