Lufthansa-Streik

Machtprobe zwischen Konzern und Gewerkschaft: Schlichtung oder Eskalation?


Flaute am Terminal 2 am Flughafen München: Nach den Herbstferien haben die Lufthansa-Flugbegleiter mit ihrem Streik im Freistaat begonnen.

Flaute am Terminal 2 am Flughafen München: Nach den Herbstferien haben die Lufthansa-Flugbegleiter mit ihrem Streik im Freistaat begonnen.

Von Manfred Fischer / Onlineredaktion

Am vierten Streiktag kommt Bewegung in den festgefahrenen Tarifkonflikt bei der Lufthansa. Eine sofortige Schlichtung oder eine deutliche Verschärfung des Arbeitskampfes scheinen möglich.

Die Machtprobe zwischen der Lufthansa und der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo steuert auf einen neuen Höhepunkt zu: Nach Klagen bei Gericht und einer deutlichen Verschärfung des Arbeitskampfes keimte am Dienstagnachmittag Hoffnung auf eine Gesamtschlichtung auf, die zu einem schnellen Ende des seit Freitag andauernden Flugbegleiter-Streiks führen könnte. Sowohl die Gewerkschaft Ufo als auch das Unternehmen zeigten sich in Verlautbarungen zu einer Schlichtung bereit.

Lesen Sie hier: Wirtschaft fürchtet Millionenkosten wegen Lufthansa-Streik

Die Gewerkschaft hielt allerdings zunächst an ihren deutlich verschärften Streikplänen für die kommenden drei Tage fest. "Uns liegt keinerlei Schlichtungsangebot der Lufthansa vor", sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies. "Wenn Lufthansa ohne Vorbedingungen eine Schlichtung anruft, werden wir die Streiks umgehend aussetzen. Das kann innerhalb von Minuten passieren", hatte er zuvor erklärt. "Wir brauchen ein öffentlich belastbares Statement der Lufthansa."

"Lufthansa ist ohne Vorbedingungen zu einer Schlichtung mit der Kabinengewerkschaft Ufo zu allen offenen Kabinen-Tarifverträgen der Lufthansa-Passage bereit", hatte das Unternehmen geäußert. Das Angebot sollte noch am Nachmittag schriftlich an Ufo übermittelt werden, berichtete ein Sprecher.

Weiche Landung für "Ufo"?

Ufo hatte sich auch offen für eine Gesamtbefriedung mit anderen Gewerkschaften gezeigt. "Wir fordern Lufthansa dazu auf, zu prüfen, ob sie dazu bereit sind", hatte Baublies erklärt. Die Lufthansa streitet auch mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und mit Verdi über die künftigen Betriebsrenten.

Die Gewerkschaft hat am viertem Streiktag der Flugbegleiter ihre Pläne deutlich verschärft: Bis zum angekündigten Streik-Ende zum Betriebsschluss am Freitag sollen von Mittwoch an alle Lang- und Mittelstreckenflüge bestreikt werden. Aufgerufen sind die Flugbegleiter an allen drei Crew-Standorten Frankfurt, München und Düsseldorf.

Zuvor hatte die Lufthansa bei den Arbeitsgerichten Düsseldorf und Darmstadt einstweilige Verfügungen gegen den seit Freitag voriger Woche laufenden Arbeitskampf eingereicht. Beide Gerichte wollten noch am Dienstag entscheiden, Düsseldorf im schriftlichen Verfahren.

Ihren Streik setzten die Flugbegleiter auch am Dienstag wie geplant fort. Es fielen 126 Interkontinentalflüge und zehn Europaverbindungen aus. Im Vergleich zum Vortag, als fast 1000 Flüge abgesagt worden waren, war dies ein deutlich reduziertes Streikprogramm. Es handelt sich um den längsten Ausstand in der Geschichte der Lufthansa.

Lesen Sie auch: Jetzt streiken Flugbegleiter auch in München

Lufthansa hat in diesem Jahr bereits einmal erfolgreich gegen einen Streik geklagt. Das Landesarbeitsgericht Hessen hatte den 13. Ausstand der Piloten am 9. September gestoppt, weil es der Vereinigung Cockpit zu offensichtlich um Einfluss auf Unternehmensentscheidungen gegangen sei.

Baut Lufthansa Jobs ab?

Die VC hat gegen dieses Urteil Klage beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingelegt, wie sie am Dienstag berichtete. Das Landesarbeitsgericht könne nicht im Eilverfahren die bisherige Rechtsprechung der Arbeitsgerichte verändern, lautet eines ihrer Argumente.

Die Lufthansa hatte den rund 19.000 Flugbegleitern der Kerngesellschaft Lufthansa am Montagabend eine höhere Einmalzahlung für dieses Jahr und einen früheren Einstieg in den Vorruhestand angeboten. Das Vorstandsmitglied Karl Ulrich Garnadt wies darauf hin, dass bei steigenden Kosten Strecken auf umkämpften Märkten überprüft werden müssten. Dies wird von Ufo als Drohung mit Jobabbau aufgefasst. Die Gewerkschaft verlangt die Übergangsrenten auch für Neueinstellungen und hält zudem die zugrunde gelegte Verzinsung des angesparten Kapitals für zu niedrig.