Rückenschmerzen und Co.

Krank in den Urlaub - darauf müssen Sie achten!


Eine Frau lässt sich auf dem Rücken im Wasser treiben. Wer im Urlaub kein Kreuz mit dem Kreuz will, sollte sich nicht mit Sport überlasten.

Eine Frau lässt sich auf dem Rücken im Wasser treiben. Wer im Urlaub kein Kreuz mit dem Kreuz will, sollte sich nicht mit Sport überlasten.

Von Guido Verstegen / Online

Das Kreuz mit dem Kreuz kann einem die Urlaubsfreude nehmen. Wie Sie mit Rückenschmerzen und anderen Krankheiten die schönsten Wochen des Jahres genießen können.

Wer sich im Urlaub erholen will, der sollte auch dem Körper Gutes tun. Laut einer Umfrage im Auftrag der Schön Klinik unter 1.006 Personen bayernweit hatten 60 Prozent davon in den vergangenen Monaten Rückenschmerzen - eine Volkskrankheit, die leider auch im Urlaub nicht automatisch verschwindet.

Der Münchner Orthopäde Karsten Wiechert gibt Tipps, wie der Urlaub selbst, aber auch die Planung und die Anreise für das Kreuz entspannend wird.

Die Planung: Das richtige Ziel, die passende Unterkunft

Was sollten Rückenschmerz-Geplagte bei der Urlaubs-Planung beachten? Orthopäde Karsten Wiechert rät Patienten mit Rückenschmerzen zu Urlaubszielen, bei denen sie die Belastung für die Wirbelsäule schon vorab relativ gut abschätzen können. "Eine Safari mit stundenlangen Touren im Jeep mag da kontraproduktiv sein. Auch eine Reise in abgelegene Regionen fernab jeglicher medizinischer Behandlungsmöglichkeit ist nicht ratsam", sagt er.

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Insulinpens sollten kühl aufbewahrt werden.

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Orthopäde Dr. Karsten Wiechert ist einer der Chefärzte der Tagesklinik Wirbelsäule in der Schön Klinik in München-Harlaching.

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Keine Frage des Alters: Probleme mit dem Rücken haben nicht nur Ältere, sondern auch viele junge Leute.

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Insulinpens sollten kühl aufbewahrt werden.

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Wer sich im Alter fit fühlt, kann verreisen.

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Nicht jeder sitzt gerne im Flugzeug.

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Mit frischem Gipsbein ist das Fliegen riskant.

Urlaub heißt für viele auch ausschlafen. Was gibt es bei der Buchung zu beachten? Beim Hotelbett hat man ja meist keine Auswahl und die Qualität der Matratze hängt häufig nicht von der Anzahl der gebuchten Hotelsterne ab. Grundsätzlich ist hier eine etwas härtere Matratze gegenüber einem weichen oder gar durchgelegenen Modell zu bevorzugen. Wer sicher gehen will, informiert schon vorab das Hotel über spezielle Anforderungen an die Matratze.

Die Vorbereitungen: Taschen und Koffer richtig packen

Was muss ich beim Packen beachten - ist ein Rollkoffer die richtige Wahl? "Ein Rollkoffer ist einfacher für den Rücken, sofern man ihn nicht selber be- und entladen muss. Dies kann gerade für Flugreisen gelten", sagt der Orthopäde. Ansonsten empfiehlt er aber zur Entspannung der Wirbelsäule mehrere Reisetaschen, "weil sie sich besser be- und entladen lassen und insgesamt weniger wiegen". "Wichtig ist, dass man konzentriert hebt, wenn das Gepäck schwer ist: Versuchen Sie, die Wirbelsäule gerade zu halten und in die Knie zu gehen", rät der Arzt.

Oder besser einen Rucksack? Wer über einen längeren Zeitraum einen sehr schweren Rucksack schleppt, riskiere Schmerzen an der Halswirbelsäule. Beim Rucksack sollte man daher immer darauf achten, dass die schweren Gegenstände unten verstaut sind und es nach oben hin leichter wird.

Was gehört für den Rücken in die Reiseapotheke? Ein Schmerzmittel, das man von daheim kennt und von dem man weiß, dass es einem hilft, sollte immer griffbereit sein. Auch muskelentspannende Medikamente können im akuten Fall hilfreich sein. Wie bei den Schmerzmitteln ist jedoch zu beachten, dass sie die Reaktionsfähigkeit beeinflussen können und somit zum Beispiel für den Fahrer des Urlaubsautos tabu sind.

Die Anreise: Pausen machen, Pulli anziehen

Lange Autofahrten und klimatisierte Flugzeuge - wie kann ich den Rücken unterwegs entlasten? "Ob im Auto, im Zug oder im Flugzeug: Regelmäßiges Aufstehen zwischendurch ist wichtig, denn stundenlanges Dauersitzen in der gleichen Position nimmt der Rücken krumm", sagt der Arzt. "Planen Sie bei Autofahrten stündlich kleine Pausen ein", sagt Wiechert. Auf dem Rastplatz sollte man gezielt eine andere Haltung einnehmen und sich "durchbewegen".

Auf Langstreckenflügen hilft es, immer mal wieder seinen Sitz zu verlassen und ein paar Minuten zu stehen und sich die Beine zu vertreten. Nicht gerade rückenfreundlich ist auch die klimatisierte Zugluft im Flugzeug: "Fragen Sie nach einer Decke oder nehmen Sie einen Pulli mit! Wenn Sie im Flugzeug schlafen wollen, schützt ein Nackenkissen vor Verspannungen", so Wiechert.

Am Ziel: Abwechslung aus Ruhe und Bewegung

Was ist besser für den Rücken - viel Zeit im Liegestuhl oder auf Spaziergängen zu verbringen? "Der Urlaub dient ja nicht nur zur Erholung der Wirbelsäule, sondern auch der Seele und dem Allgemeinbefinden", sagt der Arzt. Er empfiehlt daher einen aktiven Urlaub mit wechselnden Belastungen, "gespickt mit Zeit für körperliche Erholung".

Am wichtigsten sei, dass man sich Freiräume lässt, um die Körperposition so anzupassen, wie es gerade angenehm ist. Daheim im Alltag kann man oft nicht einfach aufstehen oder sich zwischendurch etwas hinlegen. "Im Urlaub sollte das möglich sein", findet Wiechert.

Weder Sporthotel noch Strand - was darf bei einem Städtetrip nicht fehlen? "Ein Muss sind gute, bequem gepolsterte Schuhe. Auch ein kleiner Rucksack für Utensilien ist besser als eine einseitig getragene Tasche, die Verspannungen hervorrufen kann. Wer mit einer umfangreichen Ausrüstung fotografiert, ist mit einer guten Fototasche, am besten als Rucksackvariante, gut bedient und beugt Muskelverspannungen vor.

Im Urlaub mal was Neues: Schnorcheln, Wandern, E-Bike-Ausflug: Welcher Sport ist geeignet für Menschen mit Rückenproblemen? Der Experte sagt: "Schnorcheln ist eine komplette Entlastung für den Rücken, hier besteht lediglich die Gefahr, sich einen Sonnenbrand zu holen. Wer lieber wandert, sollte darauf achten, dass der Rucksack nicht zu schwer wird und sich auf die notwendigen Dinge beschränken. Beim Fahrrad, egal ob mit oder ohne Elektromotor, müssen Lenker und Sattel passend eingestellt sein, damit es nicht zu Fehlhaltungen kommt."

Allgemein sollte Sport im Urlaub nicht überlasten: "Wer das ganze Jahr keinen Sport treibt, sollte nicht in 14 Tagen Sommerurlaub alles nachholen wollen", warnt Wiechert. Eine kurze Joggingrunde am Morgen, regelmäßig ein bisserl außer Atem kommen, Bewegung am Strand oder im Pool — das sei für Nichtsportler genug Belastung.

Krank in den Urlaub: Was tun?

Viele stellen sich zum Ferienstart nur eine Frage: Wohin soll der Urlaub gehen? Manche müssen aber weiterdenken, weil sie kurzzeitig oder dauerhaft gesundheitlich eingeschränkt sind - oder Angst vor der Reise haben. Mediziner der München Klinik erklären, was Diabetiker, frisch Operierte, ältere Menschen und Reisende mit Flugangst beachten sollten, wohin sie eher nicht reisen sollten und was ins Gepäck gehört.

In den Urlaub mit Diabetes

Betroffene sollten individuelle Risikofaktoren in ihrem Urlaubsland - etwa ungewohntes Klima oder andere Hygienestandards - vorab mit ihrem Arzt besprechen, sagt Robert Ritzel, Chefarzt für Endokrinologie und Diabetologie in Schwabing und Bogenhausen.

Insulinpens seien bei normaler Raumtemperatur für vier bis sechs Wochen haltbar. Für Urlaube in warmen Ländern sollte das Insulin in einer Kühltasche transportiert werden. Alle benötigten Medikamente, lieber in zu großer Menge, Teststreifen und Messgeräte gehören auf der Reise ins Handgepäck.

In den Urlaub im Alter

Wer älter, aber fit ist, sollte sich seiner Reiselust hingeben, findet Dr. Brigitte Buchwald-Lancaster, Chefärztin für Geriatrie in Neuperlach. Sie rät, Elektrolytpräparate in die Reiseapotheke zu packen, "da älteren Menschen schneller eine Austrocknung droht".

Wer einen Aktivurlaub plant, sollte lieber in kühlere Gegenden reisen - oder den Süden lieber in der Nebensaison besuchen. Auf Langstreckenflügen sollten Senioren regelmäßig Fußgymnastik machen und Menschen mit Venen- oder Herzerkrankungen gegen Thrombosen auch noch Kompressionsstrümpfe tragen.

In den Urlaub trotz Flugangst

Menschen, für die es eine regelrechte Qual ist, in den Flieger zu steigen, leiden an Aviophobie, erklärt Matthias Nörtemann, Chefarzt für Psychosomatik in Harlaching. Wer eine ausgeprägte Flugangst hat, kommt seiner Meinung nach nicht um eine Therapie herum und sollte sich professionell von einem Arzt oder Psychotherapeuten behandeln lassen.

Medikamente sollten dabei höchstens "in begründeten Einzelfällen eingesetzt werden", so der Experte. Verspüren Reisende beim Einsteigen ins Flugzeug nur eine leichte Unsicherheit, "ist die selbstbestimmte Konfrontation das beste Mittel". Wer trotz Angst fliege, lerne immer besser, damit umzugehen, sagt Nörtemann.

In den Urlaub nach einer Operation

Wer sich kurz vor dem Urlaub den Fuß bricht, darf nicht fliegen. Durch den niedrigen Luftdruck an Bord können sich Wunden ausdehnen, das kann Durchblutungsstörungen und Gewebeschäden verursachen, erklärt Matthias Jacob, kommissarischer Chefarzt der Unfallchirurgie in Neuperlach.

Viele Airlines verweigern Passagieren mit Gips ohne Attest den Zugang, wer wegen des Knochenbruchs sein Bein hochlegen muss, muss unter Umständen einen zweiten Sitzplatz hinzukaufen. "Nach einer Blinddarmoperation sind Patienten rund zwei Wochen fluguntauglich, bei Operationen an Magen, Darm, Nieren oder Gallenblase ist mit einer Heilungsphase von etwa sechs Wochen zu rechnen", sagt Jacob.

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