Auszeichnung

Grimme Online Award: Joko & Klaas unter Favoriten

Der Grimme Online Award lenkt den Blick auf gute Angebote im Netz. Wofür Joko und Klaas nominiert sind und wer oder was sonst noch gute Chancen hat - alle Details.


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Joko Winterscheidt (l) und Klaas Heufer-Umlauf sind für den Grimme Online Award nominiert.

Von dpa

Die TV-Entertainer Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben Aussicht auf einen Grimme Online Award - und zwar genau deshalb, weil sie etwas aufgegeben haben. Die beiden ProSieben-Promis haben ihre Instagram-Accounts mit zusammen mehr als zwei Millionen Followern dauerhaft an zwei Iran-Aktivistinnen verschenkt.

Diese posten dort seitdem Fotos und Videos vom Aufstand gegen das iranische Regime. "Eine mögliche Vorbildaktion für andere Influencer, ihre Reichweite zu teilen", lobte die Jury heute in Köln bei der Bekanntgabe der Nominierungen für den Grimme Online Award. Der undotierte Preis gilt als wichtigste Auszeichnung für Online-Publizistik in Deutschland. Er wird am 15. Juni verliehen.

Aus etwa 800 Einreichungen wählte die Jury in diesem Jahr 28 Netzangebote aus. Der Schwerpunkt lag dabei auf den Kategorien Information sowie Wissen und Bildung.

Auffällig ist, dass jedes vierte nominierte Angebot ein Podcast ist. Wie schon im vergangenen Jahr erweist sich der Podcast damit als das derzeit profilierteste Investigativformat im Netz. Auch die umstrittene Plattform Tiktok ist gut vertreten.

Thematisch überraschte hingegen die eher geringe Zahl von Angeboten zum Komplex Ukraine-Krieg: Nur drei der nominierten Einreichungen haben damit etwas zu tun.

Ein deutlicher Schwerpunkt sind 2023 historisch relevante Themen insbesondere zum Nationalsozialismus. So hat der Westdeutsche Rundfunk (WDR) eine App und eine Website zu "Stolpersteinen" des Künstlers Gunter Demnig erarbeitet. Jeder dieser Messingsteine ist vor dem letzten Wohnort eines von den Nazis verschleppten oder ermordeten Menschen eingelassen und trägt dessen Namen. Das WDR-Angebot informiert ergänzend über die Lebensgeschichten der jeweiligen NS-Opfer.

Ein weiteres Erinnerungsprojekt ist die interaktive Ausstellung "Fritz Bauer: Im Kampf um des Menschen Rechte". Der hessische Generalstaatsanwalt Bauer (1903-1968) war die treibende Kraft hinter den Frankfurter Auschwitzprozessen der 60er Jahre.

Zu den wenigen Ukraine-Formaten zählt die Recherche "Das Geschäft mit ukrainischen Flüchtlingen" vom zu Axel Springer gehörenden "Business Insider". Es deckt auf, dass Geflüchtete aus der Ukraine teilweise systematisch in Schwarzarbeit nach Deutschland vermittelt werden. Kreml-Lügen werden bei "Fake News - Russische Propaganda für Anfänger" in der Arte-Mediathek enthüllt.

Ein Beispiel für aufwändige Tiefenrecherche ist der sechsteilige Podcast "Die Flut - Warum musste Johanna sterben?" Die SWR/WDR-Produktion rollt anhand des Schicksals einer jungen, frisch verliebten Frau die Jahrhundertflut im Ahrtal 2021 auf, macht Ursachen des Behördenversagens begreifbar und schont dabei auch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht.

Ein weiterer nominierter Podcast mit dem Titel "Who the f*** is Alice?" stammt vom Magazin der "Süddeutschen Zeitung". Im Mittelpunkt steht die 80 Jahre alte Alice Schwarzer, die als Wegbereiterin des deutschen Feminismus gilt, gerade von jüngeren Feministinnen aber sehr kritisch gesehen wird.

Die Multimedia-Story "Schwangerschaftsabbruch in Deutschland" von Correktiv.lokal wiederum deckt auf, wie schlecht die Versorgungslage bei Schwangerschaftsabbrüchen ist.