Equal Pay Day

Frauen verdienen im Schnitt immer noch 20 Prozent weniger


Im Verkauf, Vertrieb und in Banken verdienen Frauen bei gleicher Leistung und Berufserfahrung weiterhin deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen.

Im Verkauf, Vertrieb und in Banken verdienen Frauen bei gleicher Leistung und Berufserfahrung weiterhin deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen.

Von Redaktion idowa und mit Material der dpa

Frauen haben im Jahr 2019 in Deutschland durchschnittlich 20 Prozent weniger verdient als Männer. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des heutigen "Equal Pay Day" mit.

Der "Equal Pay Day" ist ein symbolischer Tag, der in diesem Jahr auf den 17. März fällt. Er soll repräsentieren, bis zu welchem Tag im Jahr Frauen der Theorie nach unbezahlt arbeiten, weil sie weniger verdienen als Männer. Tatsächlich lässt sich dieser Trend auch in Deutschland nachweisen. Laut Destatis verdienten Frauen in Deutschland 2019 durchschnittlich 17,72 Euro (brutto) pro Stunde. Bei Männern waren es 22,16 Euro. Die Differenz liegt damit bei 4,44 Euro. Das ist zwar etwas weniger als noch 2018 (4,51 Euro), aber immer noch spürbar. Generell ist die Lohnlücke in den vergangenen Jahren zwar stetig zurückgegangen, das aber nur sehr langsam. Seit 2014 waren es gerade mal zwei Prozent.

Im Osten ist die Lohnlücke geringer

Was auffällt: In Westdeutschland ist dieser sogenannte "Gender Pay Gap" viel größer als in Ostdeutschland. Im Westen liegt die Lohnlücke im Mittel bei 21 Prozent, im Osten sind es gerade mal 7. Hier wirkt sich immer noch aus, dass Frauen in der früheren DDR besseren Zugang zu besser bezahlten technischen Berufen hatten und häufiger auf vollen Stellen arbeiteten. Generell lassen sich laut dem Bundesamt drei Viertel der Gehaltslücke auf strukturelle Gründe zurückführen. So werden in frauentypischen Berufen historisch gewachsen durchweg geringere Gehälter gezahlt, Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit und seltener in qualifizierten Führungspositionen. Hier könnten auch Erwerbspausen etwa zur Kindererziehung eine Rolle spielen, vermutet das Bundesamt. Statistisch erfasst worden ist das jedoch nicht.

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut in Düsseldorf, das zur gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung gehört, kommt in einer Studie allerdings zu demselben Ergebnis. Frauen übernähmen nach wie vor deutlich mehr unbezahlte "Care"-Arbeit als Männer - etwa Kinderbetreuung oder Aufgaben im Haushalt. "Frauen weichen deshalb im Job oft auf Teilzeit aus, was langfristig mit deutlichen Einbußen bei den Stundenlöhnen verbunden ist", erläutert die Forscherin und Mitautorin Karin Schulze Buschoff. Auch bei Beförderungen würden Frauen in Teilzeit häufig übergangen. "Dazu kommt es insbesondere dann, wenn es im Betrieb keine klaren und transparenten Regeln zur Entgeltstruktur gibt", so Schulze Buschoff.

Studie: Im Verkauf und Vertrieb verdienen Frauen oft weniger

Die Studie hat auch einzelne Berufe mit besonders hohen Einkommensunterschieden identifiziert. Bei gleicher Leistung und Qualifikation verdienen Frauen demnach in Verkauf, Vertrieb und bei Banken weiterhin deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Bei Erziehern und Sozialpädagogen sind die Lohnabweichungen dagegen am geringsten. Ausgewertet wurden für die Studie rund 57.000 Datensätze von Beschäftigten in Deutschland.

Auch Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner, die gleichzeitig Frauenbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung ist, nimmt den Equal Pay Day zum Anlass, einmal mehr auf die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen hinzuweisen. Wir begehen den Equal Pay Day zum 13. Mal. in Deutschland. Die Botschaft ist leider immer noch dieselbe: Überall in Europa verdienen Frauen weniger als Männer", so Trautner. Sie fordert: "Wir müssen einen Bewusstseinswandel in den Köpfen von Frauen und Männern bewirken, um alte Rollenbilder zu überwinden. Wir müssen Teilzeitbeschäftigung und Sorgearbeit auch für Männer ‚normal' machen. Und Frauen müssen ihr Recht auf gleiche Bezahlung stärker einfordern."

Das sieht auch die Regensburger Landtagsabgeordnete Margit Wild so: "Wir haben immer noch 20 Prozent Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern. Schlechte Löhne heute bedeuten eine schlechte Rente morgen. Das Lohntransparenzgesetz war der erste Schritt, aber auf dem Weg zur vollständigen Lohngleichheit müssen wir noch mehr Maßnahmen ergreifen".