Störung im Luftverkehr

Drohnensichtung führt zu Flugausfällen in München

Nächtliche Aufregung am Münchner Flughafen: Menschen berichteten von einer Drohne am Himmel, Flüge fielen aus, Passagiere schliefen auf Feldbetten. Die Hintergründe sind unklar.

Polizei und Feuerwehr sind nach Drohnensichtungen und Flugausfällen am Flughafen München im Einsatz.

Polizei und Feuerwehr sind nach Drohnensichtungen und Flugausfällen am Flughafen München im Einsatz.

Von dpa

Drohnen unbekannter Herkunft haben am Donnerstagabend und in der Nacht zum Freitag den Flugbetrieb am zweitgrößten deutschen Flughafen in München empfindlich gestört. Zahlreiche Flüge fielen aus oder mussten auf benachbarte Flughäfen wie Nürnberg oder Stuttgart umgeleitet werden. Rund 3.000 Passagiere waren davon betroffen. Hunderte Menschen mussten die Nacht auf in den Terminals aufgestellten Feldbetten verbringen. Andere sollten in Hotels gebracht werden. 

Am frühen Morgen wurde der Flugbetrieb wieder aufgenommen, wie die Bundespolizei informierte. Der Betrieb laufe jetzt normal, teilte ein Sprecher des Flughafens mit. Die Flüge, die für den 3. Oktober geplant waren, sollen stattfinden, so der Sprecher weiter. 

Warum Drohnen am Flughafen so gefährlich sind

Drohnen, auch unbewaffnete, stellen eine potenzielle Gefahr für Flugzeuge, speziell während Start und Landung dar. Die US-Luftfahrbehörde FAA fand in einer Studie heraus, dass ein Zusammenstoß mit einer Drohne größere Schäden an Flugzeugen verursacht als die Kollision mit einem gleich großen Vogel. Vogelschlag gilt seit langer Zeit als eines der großen Risiken in der Luftfahrt. Sowohl Vögel als auch Drohnen können in die Triebwerke geraten und diese stören, aber auch Schäden an Cockpitscheiben oder an Tragflächen verursachen, die zu erheblichen Sicherheitsrisiken, schlimmstenfalls sogar zu Abstürzen führen können. 

32 Flüge betroffen

Nach Angaben der Bundespolizei hatten mehrere Menschen am Abend von einer Drohne in der Nähe des Flughafens berichtet. Auch Polizeibeamte hätten die Flugobjekte sehen können. Später habe es auch Sichtungen über dem Flughafengelände gegeben. Ob es sich um eine oder mehrere Drohnen handelte, war zunächst unklar. Unklar blieb auch, wer für den Vorfall verantwortlich sein könnte. 

Die Deutsche Flugsicherung habe daraufhin am späten Abend die Start- und Landebahnen gesperrt, hieß es. Die Beamten der Landes- und Bundespolizei hätten das Gelände überwacht und nach Flugobjekten sowie Verdächtigen abgesucht – ohne Erfolg. Auch ein Polizeihubschrauber war demnach im Einsatz. 

Insgesamt fielen nach Angaben des Betreibers am Donnerstagabend 17 Flüge aus. Ein Passagier sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass das Flugzeug schon auf der Startbahn gewesen sei, dann aber wieder zurück zum Terminal gerollt sei. Ab etwa 22.15 Uhr waren auch Landungen nicht mehr möglich: 15 Flüge seien stattdessen nach Stuttgart, Nürnberg, Wien und Frankfurt umgeleitet worden, wie der Betreiber auf der Internetseite des Flughafens schrieb.

Drohne über dem Oktoberfest

Am Münchner Flughafen gilt ein Nachtflugverbot für den regulären Passagierverkehr zwischen Mitternacht und 5.00 Uhr morgens. Grundsätzlich sind nach Angaben des Betreibers nur Nachtluftpost- und Vermessungsflüge der Deutschen Flugsicherung in dieser Zeit zugelassen.

Bis Sonntag läuft noch das Münchner Oktoberfest. Das größte Volksfest der Welt zieht jährlich mehrere Millionen Besucherinnen und Besucher aus anderen Städten und Ländern an. Am Donnerstagabend wurde nach Angaben der Münchner Polizei auch über dem Festgelände eine Drohne gesichtet. Verantwortlich sei ein Mann aus Georgien gewesen. Die Speicherkarte der Drohne sei sichergestellt worden, der Mann sei gegen eine Sicherheitsleistung wieder auf freien Fuß gesetzt worden. 

Flughafenverband: Luftverkehr braucht klare Zuständigkeiten

Der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV (Arbeitsgemeinschaft deutscher Verkehrsflughäfen), Ralph Beisel, sagte, der Vorfall zeige einmal mehr, wie verletzlich der Luftverkehr gegenüber illegalen Drohnenflügen sei. „Der Luftverkehr braucht klare Zuständigkeiten und eine schlagkräftige Drohnendetektion und Abwehr.“ Die Entscheidung, ob eine Drohne eine Gefahr darstelle und wie sie abgewehrt werde, sei und bleibe eine hoheitliche Aufgabe von Bundes- und Landespolizei.

Drohnensichtungen vergangene Woche in Schleswig-Holstein

Erst vergangene Woche waren über Schleswig-Holstein Drohnen gesichtet worden. Die Behörden prüfen den Verdacht, wonach Drohnen über kritische Infrastruktur geflogen sind, unter anderem über ein Kraftwerk in Kiel. Die Staatsanwaltschaft Flensburg leitete in der Nacht zum Freitag ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt ein. Wegen der teilweise im Verbund erfolgten Drohnenüberflüge liege der Anfangsverdacht einer Straftat des „sicherheitsgefährdenden Abbildens“ vor. 

Mehrfach hatten Drohnen in der vergangenen Woche auch den Luftverkehr in Dänemark gestört und für Verunsicherung und Chaos gesorgt.

Zahl der Störungen mit Drohnen stark gestiegen

Störungen mit Drohnen an den Flughäfen hierzulande haben nach Angaben der Deutschen Flugsicherung deutlich zugenommen. Vor gut einer Woche hatte das Unternehmen, das zu 100 Prozent dem Bund gehört, mitgeteilt, im laufenden Jahr 2025 seien bis Ende August bereits 144 Behinderungen durch Drohnen registriert worden. Allein in München hatte es bis August 6 Sichtungen gegeben, am Frankfurter Flughafen 35. Im Vorjahr seien es im selben Zeitraum bundesweit 113 Vorkommnisse gewesen, im Jahr 2023 nur 99. 

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach sich in der «Bild»-Zeitung erneut für einen schnelleren Abschuss von Drohnen auch durch die Polizei seines Bundeslandes aus. Bei Experten gilt der Abschuss dagegen in der Regel nicht als probates Mittel. Obwohl rechtlich grundsätzlich möglich, werde er kaum angewandt, weil Gefahr durch herabfallende Trümmerteile und durch mögliche explosive Last bestehe. 

Auch Unions-Fraktionschef Jens Spahn (CDU) hatte in einem Gespräch mit der Mediengruppe Bayern den sofortigen Aufbau einer funktionierenden Drohnenabwehr verlangt. „Statt mit Kampfjets auf Drohnen zu schießen, benötigen wir ein verzahntes und agiles technologisches Ökosystem, mit dem wir sofort reaktionsfähig sind. Wir müssen schnellstmöglich eine funktionierende Drohnenabwehr aufbauen“, sagte der CDU-Politiker. Dies müsse jetzt und nicht erst in fünf Jahren geschehen.

Folgen Sie Themen dieses Artikels:

Alle Artikel zu gefolgten Themen und Autoren finden Sie bei mein Idowa

Kommentare


Neueste zuerst Älteste zuerst Beliebteste zuerst
alle Leser-Kommentare anzeigen
Leser-Kommentare ausblenden

Dieser Artikel wurde noch nicht kommentiert.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.