Marktanalyse

Smartphones in Deutschland werden länger genutzt

Vor der wichtigsten Mobilfunkmesse MWC befragt der Digitalverband Bitkom die Verbraucher in Deutschland zu den aktuellen Smartphone-Trends. Der ökologische Fußabdruck der Geräte spielt eine immer größere Rolle.


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Der Anteil der Menschen, die ihr aktuell genutztes Smartphone erst vor kurzer Zeit gekauft haben, nimmt ab.

Der Trend zur Nachhaltigkeit hat auch den Smartphonemarkt erreicht - zumindest ein wenig. Die Menschen in Deutschland mustern ihre Handys nicht mehr so schnell aus. Sie sind im Gegenzug aber auch bereit, mehr Geld für ein Neugerät in die Hand zu nehmen.

In einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom, die jährlich vor der Mobilfunkmesse MWC die Trends auf dem Smartphonemarkt ausleuchtet, sank der Anteil der Menschen, die sich ihr derzeit genutztes Smartphone erst vor kurzer Zeit gekauft haben. Bei 55 Prozent ist das Gerät jünger als ein Jahr. 2022 belief sich dieser Anteil noch auf 60 Prozent und 2021 auf 63 Prozent. Fast ein Viertel hat das Smartphone zwei Jahre oder länger in Gebrauch. Hier kann man einen deutlichen Anstieg gegenüber den Vorjahren beobachten. Im vergangenen Jahr lag der Wert erst bei 16 Prozent. 2021 waren es 8 Prozent.

Telefónica-Deutschlandchef Markus Haas, der im Vorstand des Bitkom sitzt, sieht die Ursachen vor allem in der Beschaffenheit der Geräte selbst: "Smartphones lassen sich länger zuverlässig und sicher nutzen, weil die Hersteller inzwischen länger Updates anbieten", sagte Haas bei der Präsentation der Bitkom-Zahlen. Dies sei aber auch eine Forderung der Kundschaft: "Eine geringere Reparaturanfälligkeit und eine möglichst lange Nutzungsdauer spielen bei der Auswahl eines Smartphones mittlerweile die größte Rolle."

Ja, diesen Zusammenhang gibt es. Gerade bei Kunden, die sich für ein Premiummodell entscheiden, das mit einem üppigen Mobilfunkvertrag quersubventioniert wird, sind Laufzeiten von 36 Monaten oder gar 48 Monaten üblich. Auch bei klassischen Ratenkäufen sind Laufzeiten von drei oder vier Jahren üblich.

Der Bitkom rechnet damit, dass der Durchschnittspreis in diesem Jahr auf 563 Euro steigen wird. 2022 lag dieser Wert bei 549 Euro, 2021 bei 539 Euro. Auffällig ist, dass dies stark von den Wunschpreisen abweicht. Auf die Frage nach dem maximalen Preis für ein Smartphone lag zuletzt der durchschnittliche Wunschpreis bei 238 Euro. Nur 14 Prozent der Befragten erklärten sich bereit, 500 Euro und mehr für ihr neues Smartphone zu bezahlen. Bei ebenfalls 14 Prozent lag der Wunschpreis zwischen 300 und 499 Euro. Die Lücke zu den tatsächlich gezahlten Preisen ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Käufer die Quersubventionierung des Kaufpreises durch vergleichsweise teure Mobilfunkverträge ausblenden.

Da die Herstellung eines Smartphones viele Rohstoffe benötigt und Energie verschlingt, gibt es gute Gründe, die Hardware länger zu nutzen. Wenn der Akku nach zwei oder drei Jahren schlappmacht oder das Display bei einem Sturz zersplittert, lohnt auch der Gang zur Werkstatt. Haas wies darauf hin, dass ein Akku-Tausch schon ab 30 Euro zu haben sei, der Ersatz eines Displays ab 60 Euro. Nach seinen Worten wird mehr als die Hälfte der Smartphones im Laufe der Zeit repariert.

Bestimmte Hersteller von Android-Smartphones wie Samsung, Google oder Fairphone bieten in der Regel drei Jahre lang Android-Updates und ein weiteres Jahr das Schließen von Sicherheitslücken. Noch besser sieht es beim iPhone von Apple aus. Hier unterstützt der Konzern im Moment sogar das im September 2015 vorgestellte iPhone 6s mit einem Betriebssystem, bei dem die Sicherheitslücken geschlossen wurden (iOS 15.7). Es gibt aber Hersteller, die ihre Geräte nur drei Jahre lang mit Sicherheitsupdates versorgen. Android-Anwender sollten ihre älteren Geräte ausmustern, wenn sie nicht mehr auf die 2019 vorgestellte Version Android 10 oder neuer aktualisiert werden können.

Laut Bitkom-Umfrage achten Käuferinnen und Käufer vor allem auf eine geringere Reparaturanfälligkeit und eine möglichst lange Nutzungsdauer: Für 95 Prozent ist ein robustes Bildschirmglas ein entscheidendes Kriterium, fast ebenso viele achten auf die Akkulaufzeit. Die Bildschirmqualität (92 Prozent) und der vorhandene Speicherplatz (89 Prozent) folgen dahinter. 87 Prozent legen auf eine langfristige Versorgung mit Updates wert und 80 Prozent auf die Kameraqualität.

Während die Smartphone-Hersteller in den vergangenen Jahren vor allem bessere Hauptkameras entwickelt haben, achten die Käufer noch mehr auf die Qualität der Frontkamera. 67 Prozent sagen, dass ihnen eine gute Selfie-Kamera wichtig ist. Zwei Drittel wünschen sich aber auch eine gute Zoom-Funktion, die nicht bei jedem Smartphone vorhanden ist. Den Wunsch nach guten Nachtfotos (63 Prozent) können dagegen inzwischen viele Modelle erfüllen. Nur 14 Prozent der Nutzer achten nicht auf die Kamerafunktionen.