Erinnerungen eines Monarchen
Reumütiger Altkönig Spaniens gesteht Fehler ein

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Spaniens Altkönig hat in seiner Autobiografie eingeräumt, viele Menschen enttäuscht zu haben. (Archivbild)
Spaniens umstrittener Altkönig Juan Carlos hat in einem Rückblick auf sein Leben eingeräumt, viele Menschen „enttäuscht zu haben“. Er sei Opfer eigener „Fehlurteile aus Liebe und Freundschaft“ und „unglücklicher Bekanntschaften“ geworden, berichtete die französische Zeitung „Le Monde“ unter Berufung auf die in Kürze zunächst in Frankreich erscheinende Biografie des 87-Jährigen.
Im Dezember soll das rund 500 Seiten lange Buch, das Juan Carlos zusammen mit der französischen Schriftstellerin Laurence Debray verfasst habe, dann unter dem Titel „Reconciliación“ (Versöhnung) in der Heimat des früheren spanischen Staatsoberhaupts (1975-2014) erscheinen. Seit 2020 lebt er im Exil in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

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Spaniens König Felipe hält Abstand zu seinem umstrittenen Vater, Altkönig Juan Carlos. (Archivbild)
Als „schweren Fehler“ bezeichnet es Juan Carlos demnach, 2008 insgesamt 100 Millionen Dollar (heute etwa 86 Millionen Euro) vom damaligen König Saudi-Arabiens, Abdullah, angenommen zu haben. Es sei ein „Akt der Freigebigkeit einer Monarchie gegenüber einer anderen“ gewesen.
„Ein Geschenk, das ich nicht ablehnen konnte. Ein schwerer Fehler“, zitiert „Le Monde“ aus der Biografie. Ermittlungen der Justiz, darunter auch wegen des Verdachts, die Millionen-Zahlung könnte mit dem Bau einer Schnellbahnstrecke in Saudi-Arabien durch ein spanisches Unternehmen zu tun gehabt haben, wurden vor Jahren eingestellt.
Die Erinnerungen des Altkönigs kommen zu einem heiklen Augenblick. Madrid bereitet sich darauf vor, ohne Juan Carlos den 50. Jahrestag seines Thronantritts am 22. November 1975 zu begehen. Das war nur zwei Tage nach dem Tod von Diktator Franco, der ihn 1969 zu seinem Nachfolger an der Staatsspitze bestimmt hatte. „Wenn ich König sein konnte, dann dank ihm“, zitiert die Zeitung Juan Carlos.
Der Ex-Monarch berichte in seinem Buch von der persönlichen Beziehung zum Caudillo und gestehe eine gewisse Sympathie, schreibt die Zeitung. „Ich respektierte ihn enorm, ich schätzte seine Intelligenz und seinen politischen Sinn. (…) Ich habe niemals zugelassen, dass ihn jemand vor mir kritisierte.“ Über die fast vier Jahrzehnte dauernde lange Herrschaft des Diktators schreibt der Altkönig: „Niemand konnte ihn stürzen oder auch nur destabilisieren - was über einen so langen Zeitraum eine erstaunliche Leistung ist.“
Auch zum Verhältnis zu seinem Sohn, Spaniens heutigem König Felipe VI., äußert sich Juan Carlos. „Mein Sohn hat mir aus Pflichtgefühl den Rücken gekehrt“, bedauert der Altkönig. „Ich verstehe, dass er als König eine klare öffentliche Haltung einnimmt, aber ich litt (…) darunter, dass er sich so unempfindlich zeigte.“ Felipe meidet öffentlichen Kontakt zu seinem Vater, um Schaden von der Monarchie abzuwenden.
Dass ihn seine Frau, Altkönigin Sofía, nie im Exil besucht habe, schmerze ihn sehr. Allerdings gab es über die Jahrzehnte auch immer wieder Berichte über Affären des Königs. Über seine Schwiegertochter, Königin Letizia, schreib Juan Carlos, ihre Ankunft sei „der familiären Harmonie nicht zuträglich“ gewesen. Er schreibt von einer „persönlichen Unstimmigkeit“ mit der Frau seines Sohnes.








