musica viva

Peter Rundel dirigiert Klaus Ospald und Hans Zender


Peter Rundel und der Pianist Markus Bellheim in der musica viva.

Peter Rundel und der Pianist Markus Bellheim in der musica viva.

Von Robert Braunmüller / TV/Medien

Radikalität mit gemütlicher Wampe: Werke von Klaus Ospald und Hans Zender in der musica viva des Bayerischen Rundfunks im Herkulessaal.

Im Programmheft wird der Komponist als allein seiner Kunst verpflichteter Einzelgänger beschrieben. Aber wie so oft erweist sich der Querkopf als Konformist. Klaus Ospalds "Más raíz, menos criatura" beginnt, wie ungefähr tausend andere Werke Neuer Musik: ein paar flüchtige Noten, eine kräftige Tutti-Dissonanz und dann ein weites Klangfeld der Streicher.

Im weiteren - auch ziemlich erwartbaren Verlauf - dieses Konzerts der musica viva zerlegten die acht Mitglieder von Singer Pur die bitteren Worte von Miguel Hernández in unverständliche Vokalisen. Das Solo-Klavier (Markus Bellheim) steuerte knappe Gesten bei, aber auf eine Kommunikation zwischen Gesang, Solo und dem groß besetzten Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks wartete man vergeblich. Auf ein schnelleres Tempo wie Andante übrigens ebenfalls - auch so ein Gemeinplatz gegenwärtigen Komponierens.

In Beethoven hineinschneuzen

Auf diese seriöse, aber auch sehr langweilige musica-viva-Musik, die wegen des Aufwands außerhalb eines Festivals oder einer Spezial-Reihe kaum aufführbar ist, folgten die "33 Veränderungen über 33 Veränderungen" des im Oktober 82-jährig verstorbenen Hans Zender: eine "komponierte Interpretation" von Beethovens Diabelli-Variationen.

Es wird dem Komponisten viel Spaß gemacht haben, allerlei Stile zu kopieren und immer wieder mal das Schlagzeug in dieses Spätwerks-Ungetüm hineinschneuzen zu lassen. Das Vergnügen des Hörers hält sich allerdings in Grenzen, denn die Radikalität dieses Werks setzt eine gemütliche Wampe an, wenn nicht nur ein Pianist, sondern 80 Musiker spielen.

Eigentlich gehört diese "komponierte Interpretation" in ein Jubiläumsprogramm zum Beethoven-Jahr 2020 und nicht in die musica viva. Da müsste sich aber ein prominenter Dirigent finden, der es in sein Repertoire aufnimmt und so kompetent leitet wie der unermüdliche Peter Rundel. Robert Braunmüller

Im nächsten Konzert der musica viva am 7. Februar dirigiert Matthias Pintscher unter anderem ein eigenes Werk. Karten bei BR Ticket unter Telefon 0800 5900 594