Kultur

Die Erfahrungen der Münchner Kinos

Wie die großen Oscargewinner im Kino angekommen sind - vor allem in München


Regisseur Edward Berger im Presseraum der Oscar-Verleihung im Dolby Theatre.

Regisseur Edward Berger im Presseraum der Oscar-Verleihung im Dolby Theatre.

Von Adrian Prechtel

Die beiden Oscar-Abräumer "Im Westen nichts Neues" und "Everything Everywhere All at Once" waren beide keine Blockbuster, aber haben doch außergewöhnliche Kino-Erfahrugnen gemacht. Da Netflix keine Kinozahlen veröffentlicht, kann man über den Erfolg von "Im Westen nichts Neues" auf der Leinwand nur Rückschlüsse aus den Netflix-Abruf-Charts ziehen. Denn die deutsche Produktion schaffte es auf der Streamingplattform in fast 100 Ländern in die Top-10 der abgerufenen Netflixproduktionen.

Das Münchner City-Kino war eines der wenigen Kinos, denen Netflix "Im Westen nichts Neues" zur Kinoauswertung überlassen hatte. "Für uns Kinobetreiber war natürlich das Problem, dass sich Bergers Film nicht richtig entwickeln konnte, weil er gleich wieder aus dem Kino genommen wurde, um auf der Netfilx-Plattform ausgewertet zu werden. Wir haben ihn aber dann - als die Oscar-Nominierungen klar waren - wieder vereinzelt ins Programm gehoben, aber das hat dann natürlich keine Welle mehr ausgelöst. Und dass der russische Überfall auf die Ukraine Ukraine uns Krieg wieder so nahe gebracht hat, hat dem Film einerseits eine furchtbare Aktualität gegeben. Andererseits hatten die Leute aus den täglichen Nachrichten schon genug vom Krieg", erklärt Theaterleiter Holger Trapp.

Und wie war es mit "Everything Everywhere All at Once"? "Das war ein klarer Überraschungserfolg", erzählt Trapp. Der habe sich daraus entwickelt, dass Film-Nerds ihn super fanden. "Und dann ging die Mundpropaganda los. Und es wurde ein echter Langläufer, weil er ja schon in der Open-Air-Saison begonnen hatte." 250 000 Zuschauer zählt der Film von Daniel Kwan und Daniel Scheinert in Deutschland bislang. "Das Feuilleton hatte ihn zwar als phantasievoll bezeichnet, aber als zu kompliziert", erinnert sich Trapp: "Aber genau das wurde dann zum Erfolg, weil viele sich den Film gleich mehrfach angeschaut haben, weil er so komplex ist und auch beim x-ten mal nicht langweilig wird."

Christian Pfeil betreibt in München das Monopol, Rio und Arena und spielt beide Oscar-gewinner immer noch im Monopol: "Es gibt Produktionsfirmen, die Filme rausbringen, die genau zu unserem Kino passen. ,Everything Everywhere All at Once' läuft im Monopol seit dem Start vor 45 Wochen, wo er sofort täglich voll war. Die Produktionsfirma A24 schafft es dann immer auch einen internationalen Hype daraus zu machen, aber es gibt zu wenige Kinos, die solche Filme spielen. Der Film ist nicht besonders intellektuell, aber ein großer Spaß." Bei "Im Westen nichts Neues" wundert sich Pfeil über Netflix: "Die machen keine echte Kinokampagne, sondern behandeln die Kinoauswertung stiefmütterlich. Dabei würden viele ihrer Filme im Kino viel Geld einspielen. Kino ist für die ein Abfallprodukt. Und die Angst, dass sie weniger Abonennten hätten, wenn das Kino sein Recht bekommt, ist Quatsch: Keiner kündigt doch sein Abo, weil der ein oder andere Film auch im Kino läuft." Und Edward Bergers Film könne gestreamt seine Wucht gar nicht entfalten. "Deshalb haben wir auch ihn wieder im Programm." Adrian Prechtel

"Everything Everywhere All at Once" läuft neben dem City auch im Monopol und in OV morgen in den Museum-Lichtspielen
"Im Westen nichts Neues" haben das ABC und City wieder aufgenommen und er läuft ab morgen auch wieder im Rottmann und Monopol.