"Was ist das für eine Welt"

Das erwartet Sie im neuen Tatort aus Wien


Moritz Eisner (Harald Krassnitzer, l) und seine Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) in einer Szene aus "Tatort: Was ist das für eine Welt" (undatiert). Der Krimi aus Wien wird am 26.02.2023 um 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

Moritz Eisner (Harald Krassnitzer, l) und seine Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) in einer Szene aus "Tatort: Was ist das für eine Welt" (undatiert). Der Krimi aus Wien wird am 26.02.2023 um 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

Von Matthias Röder, dpa

Wenig Blaulicht, dafür viel Psychologie. Im "Tatort"-Krimi aus Wien rückt Kriminalassistentin Meret Schande in den Mittelpunkt. Eines der Rätsel: Warum hat das Opfer Tausende Fotos von sich gemacht?

Wer Rennrad fährt, lebt gefährlich. Der 29-jährige Marlon Unger (Felix Oitzinger) ist erst vor ein paar Wochen übel von einem Auto angefahren worden. Diesmal hat er die Tour rund um Wien mit seinen Kumpels von "Dynamo Neubau" heil überstanden. Doch als er vor seiner Wohnung die Post aus dem Briefkasten holt, wird er erstochen.

Der gewaltsame Tod des Angestellten einer IT-Firma stellt die Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) vor erhebliche Rätsel. Der "Tatort" mit dem Titel "Was ist das für eine Welt" (Sonntag, 20.15 Uhr, Das Erste) unter Regie von Evi Romen ist ein Fall für Freunde des eher langsamen und ruhigen Erzähltempos. Und es ist eine Folge, in der Assistentin Meret Schande (Christina Scherrer) den bisher prominentesten Auftritt hat.

Viele Sitzungen beim Psychiater

Bei der Suche nach dem möglichen Motiv für den Mord am angeblich so beliebten Herrn Unger geht die lesbische Schande weit - und flirtet mit der joint-rauchenden früheren Freundin des Opfers. "Wo hört die Polizei auf und wo fängt der Mensch an?", fragt sie in die Kamera. In vielen Szenen sitzt sie beim Psychiater, um ihre Probleme im Dienst und mit den Kollegen Eisner und Fellner aufzuarbeiten. Erst am Ende wird klar, was der Anlass dieser Sitzungen gewesen ist.

Eine Schlüsselrolle scheint der Job von Unger in der IT-Firma PVS zu spielen. Deren Chef Gernot Schlager, mit viel Nonchalance von Moderator und Kabarettist Dirk Stermann verkörpert, hat den toten Mitarbeiter in bester Erinnerung. Er habe wunderbar in das Konzept des Unternehmens gepasst, das mit seiner Software dazu beiträgt, dass Kunden viele Mitarbeiter entlassen können. "No problems, only solutions", sagt Schlager und scheint es sogar ernst zu meinen. Dass Unger möglicherweise auch Feinde gehabt haben könnte, zeigt zunehmend das Verhalten des Kollegen Arnold Cistota (Valentin Postlmayr). Er wäre so etwas wie der Hauptverdächtige, hat aber laut Schande ein wasserdichtes Alibi.

Trauriges Schicksal des Vaters

Und dann ist da noch der Vater von Ungers Ex-Freundin. Er gehört zu denjenigen, die als Folge der durch PVS ermöglichten Rationalisierung nach Jahrzehnten seinen Job verloren hat. Weitgehend mittellos wird ihm bewusst, dass sein trauriges Schicksal auf den Lover seiner Tochter zurückgeht.

Das Drehbuch von Thomas Weingartner und Stefan Hafner spart dankenswerterweise Blaulicht und einen klassischen Dialog-Schauplatz fast komplett aus: das Auto. Wenn sich Eisner und Fellner über den Stand der Ermittlungen oder die Qualität ihrer Beziehung unterhalten, tun sie das weitgehend klimagerecht auf der Parkbank, im Büro oder bei einer Zigarette vor dem Dienstgebäude. Eines ihrer Themen: Demenz.

Der später Getötete hat nämlich Tausende von Fotos von sich gemacht, weil er laut Gentest einem hohen Demenz-Risiko ausgesetzt war. "Ich würde dich nicht pflegen. Ich würde es mir nicht zutrauen", sagte Eisner zu Fellner. Aber die hat gar nicht zugehört.