Kammerspiele

Andreas Rebers und das Baumarkt-Quartett


Das Baumarkt-Quartett mit Peter Wöpke, Daniela Huber, Monika Henschel und Verena-Maria Fitz (im Uhrzeigersinn) um Andreas Rebers.

Das Baumarkt-Quartett mit Peter Wöpke, Daniela Huber, Monika Henschel und Verena-Maria Fitz (im Uhrzeigersinn) um Andreas Rebers.

Von Robert Braunmüller / TV/Medien

Andreas Rebers verknüpft Kabarett und Musik mit dem Baumarkt-Quartett in den Kammerspielen

Der Fliesenleger, der "aus jeder Ecke eine runde Sache macht" und aus den Solos von Andreas Rebers nicht mehr wegzudenken ist, hat jetzt einen Namen: Günter König. Er ist 60, reflektiert sein Leben und wie er die Welt sieht. Wenn er sich in seinen Schöpfer verwandelt, wird das Kabarett des früheren Schauspielmusikers musikalischer denn je. "Die Kunst der Fuge oder Wenn der Fliesenleger kommt" ist eine Rebers-Show nicht nur mit dem gewohnten Instrumentarium aus Akkordeon und E-Piano, sondern bietet mit dem eigens dafür gegründeten "Baumarkt-Quartett" ein veritables Kammermusikensemble auf. Premiere ist heute in den Kammerspielen.

AZ: Herr Rebers, ist ein Streichquartett in den Kammerspielen Ihr Weg von der Kleinkunst zur Hochkultur?
Andreas Rebers: Hochkultur hat mich schon immer interessiert und ich war viele Jahre am Theater. So fremd ist mir diese Welt nicht. Es ist ein Projekt. So etwas macht man nicht vom geschäftlichen Standpunkt aus, sondern aus Liebe zur Sache. Ich war beeindruckt, mit welcher Begeisterung die klassischen Musiker an dieses Projekt herangegangen sind.

Wer ist das Baumarkt-Quartett?
Sie sind alle keine unbeschriebenen Blätter. Verena-Maria Fitz, die erste Geige, hat mehrfach Preise gewonnen. Monika Henschel kommt vom Henschel-Quartett. Daniela Huber und Peter Wöpke waren lange im Bayerischen Staatsorchester. Die freuen sich, wenn sie einmal mit einem Alien in Berührung kommen.

Warum gastieren Sie in den Kammerspielen?
Es muss eine richtige Theaterbühne sein. Das kann man rein räumlich nicht in der Lach- und Schießgesellschaft machen und auch nicht wirklich im Lustspielhaus, denn wir brauchen eine hohe Konzentration. Es ist keine Reihung von Pointen und Gags, sondern es gibt viele ruhige, poetische Passagen. Und es gibt hochklassige klassische Musik. Die Kammerspiele sind auf mich zugekommen, denn ich bin dort öfter mit der Well-Familie und Gerhard Polt aufgetreten. Das war mir immer eine große Ehre, aber in erster Linie auch große Freude. "Wenn der Fliesenleger kommt" gibt es schon länger in der Soloversion für Kleinkunstbühnen und jetzt auch in der Extended Version für die Hochkultur.

Wer ist Günter König?
Er ist seit über 40 Jahren in der SPD, erzählt sein Leben und beschreibt, dass er noch Jemanden sucht für das letzte Lebensdrittel. Er erzählt sympathische Dinge, aber auch viel krudes Zeug. Zum Beispiel, wenn er sagt, dass sich sein Beruf und Naturschutz ausschließen. Die Aufgabe eines Fliesenlegers ist es, Flächen zu versiegeln, und zwar nachhaltig. Wenn da irgend ein Gestrüpp rausguckt, hat er etwas falsch gemacht.

Ist es ein sehr politisches Programm?
Günter ist kein Trottel, aber er sitzt in keiner Talkshow und im Laufe des Abends stellt sich heraus, dass auch er ein Wähler ist. Er äußert sich nur am Rande zu Friday For Future oder der Diesel-Frage, aber das sieht er nicht aus der Sicht des intellektuellen Predigers, des Kabarettisten, sondern aus seiner Lebenssituation.

Wie hält es der alte Genosse mit der SPD?
Er erzählt von früher, von den Jusos und wie viele Mettbrötchen man schmieren musste, um bei Herbert Wehner etwas sagen zu dürfen. Die heutige Entwicklung tut ihm leid, aber das plätschert so nebenher. Er erzählt viel von der Familie, von seiner Mutter und wie schön es in der Schule war, wo man geschlagen wurde und viel gesungen wurde. Und was ist auf den Baustellen los? Du hast schon auf die Polen und die Ukrainer geschimpft, aber die können noch was. Die die uns heute ankarren, können gar nichts - die Afghanen sind Analphabeten, wie sollen die ein Aufmaß machen. Ein sympathischer Mensch mit Abgründen.

Auf dem Programm stehen neben Ihren "Arbeiterliedern" sowie Werke von Bach und Schostakowitsch auch weniger geläufige Namen wie ein Boris Karlov, der sicherlich nichts mit dem Frankenstein-Darsteller Boris Karloff zu tun hat.
Boris Karlov war ein Cigani - also kein Sinti und kein Roma - und der erste Ziguener im kommunistischen Bulgarien, der eine Langspielplatte aufnehmen durfte. Vor der Wende bin ich mit meinem Hochschullehrer häufig nach Klingenthal zu Musikwettbewerben gefahren. Da spielte eine Akkordeonistin, die bei ihm Unterricht hatte. Sie hat mir diese LP geschenkt, von der wir zwei Stücke spielen. Ein nächstes Projekt ist, die ganze Platte aufzuführen. Das Programm wird "Die LP von Boris Karlov" heißen.

Kammerspiele, Kammer 1, 5. Juli, 20 Uhr, Telefon 23396600, Karten zwischen 10 und 41 Euro