Auch Ex-CEO Braun

Wirecard-Skandal: Drei Manager sitzen in Haft


Der Konzern mit Sitz in Aschheim hat Bilanzen geschönt und vermutlich weltweit Milliarden veruntreut.

Der Konzern mit Sitz in Aschheim hat Bilanzen geschönt und vermutlich weltweit Milliarden veruntreut.

Von Lukas Schauer / Onlineredaktion

Der Wirecard-Skandal weitet sich aus. Drei Führungskräfte hat man am Mittwoch festgenommen - einer von ihnen ist der Ex-Chef Markus Braun.

München - Es rattert, ächzt und klopft, als Anne Leiding am Mittwoch im Schatten einer Baustelle vor die Presse tritt. Die Oberstaatsanwältin der Staatsanwaltschaft München I ist das Arbeiten unter erschwerten Bedingungen gewohnt.

Solche bringt auch der Betrugsskandal beim Dax-Konzern Wirecard mit sich, bei dem sich die Ereignisse überschlagen. Die Sprecherin der Ermittlungsbehörde ist dennoch sichtlich aufgekratzt, als sie von der Festnahme zweier weiterer Beschuldigter berichtet - und von der U-Haft des Ex-Vorstandchefs.

Wirecard: Drei Haftbefehle vollzogen

"Die Beschuldigten von E. und L. wurden bereits der Haftrichterin vorgeführt, die auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftfortdauer angekündigt hat", sagt Leiding. Bei den beiden Führungskräften handle es sich um einen ehemaligen Finanzvorstand, der bis 2017 in dieser Funktion bei Wirecard arbeitete. Der zweite Festgenommene habe als Head of Accounting, also Leiter des Rechnungswesens, im Unternehmen gearbeitet.

Anne Leiding.

Anne Leiding.

Und auch für den früheren Vorstandsvorsitzenden Markus Braun gab es Neuigkeiten, als er am Mittwoch zu seiner wöchentlichen Meldepflicht im Münchner Amtsgericht erschien. Der Haftbefehl gegen ihn wurde erweitert. Ihm und den anderen Beschuldigten, L., von E. und B. (der Geschäftsführer eines Wirecard-Subunternehmens in Dubai) wird unter anderem gewerbsmäßiger Bandenbetrug, Marktmanipulation und Untreue vorgeworfen.

Wirecard-Skandal: Kronzeuge bringt neue Erkenntnisse

Mindestens seit fünf Jahren sollen die Männer Absprachen getroffen haben, die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen "aufzublähen". Dadurch hätten Anleger vermutlich mehr als 3,2 Milliarden Euro verloren. "In Wirklichkeit war den Beschuldigten spätestens seit Ende 2015 klar, dass der Konzern mit den tatsächlichen Geschäften insgesamt Verluste erzielt", so Leiding.

Die neuen Erkenntnisse hätten die Ermittler durch die umfassenden Angaben eines Kronzeugen erhalten. In den Vernehmungen der Beteiligten sei von einem streng hierarchischen System, Korpsgeist und Treueschwüren innerhalb der Führungsetage des Finanzdienstleisters mit Sitz in Aschheim berichtet worden.

Wirecard-Skandal: Wo ist Jan Marsalek?

Über den Verbleib einer Schlüsselfigur in dem Skandal, dem früheren Leiter des Tagesgeschäfts, Jan Marsalek, hat auch die Staatsanwaltschaft München I keine Gewissheit. Medienberichte, Marsalek sei in Russland untergetaucht, will sie nicht kommentieren.

Der Manager war im Juni fristlos entlassen worden. Zunächst hieß es, er habe sich nach Südostasien abgesetzt. Die Fährte erwies sich als falsche Spur. "Wo Marsalek ist? Wenn Sie es wissen, sagen Sie es mir", sagt Sprecherin Leiding.

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