Vorsicht beim Autokauf!

Neues Messverfahren, mehr Kfz-Steuer


Viele Autofahrer müssen seit September tiefer in die Tasche greifen. Denn seitdem werden Neuwagen nach einem neuen und realitätsnäheren Abgastest zugelassen. (Symbolbild)

Viele Autofahrer müssen seit September tiefer in die Tasche greifen. Denn seitdem werden Neuwagen nach einem neuen und realitätsnäheren Abgastest zugelassen. (Symbolbild)

Von Matthias Jell und Redaktion idowa

Viele Autofahrer müssen seit September tiefer in die Tasche greifen. Denn seitdem werden Neuwagen nach einem neuen und realitätsnäheren Abgastest zugelassen. Dieser Test soll Aufschluss über die tatsächlichen Verbrauchswerte geben. Das wiederum sorgt perspektivisch für höhere Kfz-Steuern. Wie war nun das Steueraufkommen im letzten Quartal 2018?

Der Neue Europäische Fahrzyklus, kurz NEFZ, hat ausgedient. Seit September 2018 gibt das moderne WLTP-Messverfahren die Richtung vor. WLTP steht für "Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedures". "Der tatsächliche Verbrauch wird beim WLTP-Verfahren ehrlicher abgebildet, als noch beim NEFZ", erklärt ADAC-Sprecherin Melanie Mikulla gegenüber idowa.

Ein authentischerer Wert also. Daraus ergeben sich für den Verbraucher allerdings auch Nachteile. Ulrich Klaus Becker, ADAC-Vizepräsident für Verkehr, warnte bereits im Vorfeld: "Im Ergebnis führt die Umstellung zu einer spürbaren Erhöhung der Kfz-Steuer." Diese Aussage untermauerte der ADAC noch vor Einführung des WLTP-Messverfahrens mit einer entsprechenden Kfz-Steuer-Berechnung für einige ausgewählte Fahrzeugmodelle. Diese Tabelle zeigt teils drastische Änderungen in der Kfz-Steuer bei Neuzulassungen.

Das sind die Top 3 beim neuen Kfz-Steuer-Wucher:

  • Peugeot 508 1.6 Pure Tech 180 Allure EAT8 (73,8 % Erhöhung der Kfz-Steuer)
  • VW up! GTI (+72,0 %)
  • BMW 218i Active Tourer Sport Line Steptronic (DKG) (+50 %)

Frohe Kunde also für den Finanzminister, Hiobsbotschaft für viele Autofahrer. Bisher spült die Kfz-Steuer dem Bund knapp 9 Milliarden Euro pro Jahr in die Kassen. Experten rechnen durch WLTP mit zusätzlichen Steuereinnahmen von rund 170 Millionen Euro im Jahr. Was das im Einzelnen bedeutet, sollte man am besten bereits vor dem Autokauf in Erfahrung bringen. Dazu rät auch Dr. Isabel Klocke, Abteilungsleiterin Steuerrecht und Steuerpolitik, beim Bund der Steuerzahler: "Faktisch gibt es durch WLTP eine Mehrbelastung. Käufer sollten sich am besten vor dem Kauf über die Höhe der Steuer informieren. Je nach Modell kann die Kfz-Steuererhöhung unterschiedlich ausfallen."

Vergleicht man die Steuereinnahmen durch die Kfz-Steuer auf Bundesebene, dann belegen die nackten Zahlen einen Anstieg. Waren es im vierten Quartal des Jahres 2017 noch insgesamt 1,906 Milliarden Euro, so waren es zum gleichen Zeitpunkt 2018 bereits 1,956 Milliarden Euro - ein Anstieg also um etwa 50 Millionen Euro. Prozentual bedeutet das somit bei der Kfz-Steuer Mehreinnahmen für den Bund von 2,6 Prozent. Doch ist dies allein auf das neue Messverfahren zurückzuführen? "Für eine Verknüpfung zwischen Einnahmenentwicklung bei der Kfz-Steuer und Messverfahren liegen hier derzeit keine Erkenntnisse vor", antwortet Dennis Kolberg, Sprecher des Bundesministeriums der Finanzen, auf eine entsprechende Anfrage von idowa.

Benachteiligungen durch WLTP

Bereits im Vorfeld stand man seitens des Bundes der Steuerzahler der Umstellung auf WLTP skeptisch gegenüber. "Wir als Bund der Steuerzahler haben bereits im Vorfeld darauf hingewiesen, dass bei der Umstellung auf das WLTP-Messverfahren auch das Kfz-Steuergesetz angepasst werden müsste. Da dies nicht erfolgt ist, kommt es bei vielen neu zugelassenen Fahrzeugen zu einer höheren Steuer", berichtet Klocke gegenüber idowa. Gefordert wurde die Umstellung von der EU. Aufgrund der geschilderten Problematik kann es dabei nun allerdings zu Benachteiligungen bei der Kfz-Steuer kommen: wer erst nach Umstellung auf WLTP ein Fahrzeug zugelassen hat, zahlt nun unter Umständen mehr Kfz-Steuer für das gleiche Modell, als das noch wenige Monate zuvor der Fall gewesen wäre.

Immerhin, einen Teilerfolg kann sich der Bund der Steuerzahler auf die Fahne schreiben. Klocke: "Wir konnten durch unseren Einwand erreichen, dass die jeweiligen Einzelfälle bei der Kfz-Steuer nach zwei Jahren noch einmal überprüft und eventuell angepasst werden. Mit einer Rückerstattung zu viel gezahlter Kfz-Steuer ist allerdings nicht zu rechnen."